Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Himmel un Ääd (German Edition)

Himmel un Ääd (German Edition)

Titel: Himmel un Ääd (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Glaser
Vom Netzwerk:
gespielt. Alles war plötzlich
unwichtig geworden, der Fabrikant, das Geld, nur die Angst war wirklich.
    Im nächsten Augenblick hasteten Schritte durch den
Hausflur, laut und polternd, runter aus dem Fünften, geradewegs auf seine
Wohnung zu und …
    Schramm wirbelte herum. Seine Finger verfehlten die
Kette an der Tür, suchten danach in panischer Hast, griffen ins Leere.
    … vorbei, weiter die Treppe hinunter, als sei der
Teufel hinter ihnen her, wurden leiser, verklangen. Unten ging die Haustür.
    Schramm legte das Gesicht gegen die kühle Oberfläche
der Tür und atmete tief durch.
    Etwas war passiert. Er fühlte es. Er hatte einen
Sensor für alles Furchteinflößende, selbst wenn er durch Mauern davon getrennt
war.
    Inka von Barneck …
    Sie bewohnte die komplette obere Etage. Allein, soviel
er wusste. War sie so überstürzt die Treppe hinuntergelaufen? Hatte sie
geschrien?
    Seine Knie begannen zu zittern.
    »Verdammt!«, presste er hervor. »Verdammt! Verdammt!«
Das Fluchen wirkte, als schütte jemand Eiswasser über sein Hirn, so dass er
wieder klarer denken konnte. Wenn ihr nun was passiert war?
    Er musste nachsehen.
    Einbrecher vielleicht –
    Aber ja, es war einer eingebrochen! Sie hatte ihn
entdeckt, geschrien, er war abgehauen. Hatte sie niedergeschlagen – dieses
Poltern –, und dann raus, so schnell es ging. Der Kerl war also weg. Keine
Gefahr.
    Zögernd öffnete Schramm die Wohnungstür und blickte
hinaus in den dunklen Hausflur.
    Hatte sich da was bewegt?
    Nein, nichts. Nur Hirngespinste.
    Ohne einen Fuß über die Schwelle zu setzen, tastete er
nach dem Lichtschalter draußen neben der Klingel. Die Leuchtstoffröhren
sprangen summend an, der Hausflur lag in weißes Licht getaucht, Stufen,
Geländer, alles an seinem Platz. Auf Zehenspitzen ging er bis zum
Treppenabsatz, aber die Zehen weigerten sich plötzlich vehement, ihn
weiterzutragen. Vorsichtig beugte er den Oberkörper über das Geländer, um nach
oben schauen zu können. Nichts war da, was er nicht schon kannte.
    »Frau von Barneck?«, flüsterte er.
    Keine Antwort. Klar, er war zu leise. Aber lauter
traute er sich nicht.
    »Frau von Barneck?«
    Er würde raufgehen müssen. Wie er den Gedanken hasste.
Irgendwas da oben war aus dem Ruder gelaufen. Etwas hatte Einzug gehalten von
den Dingen, die sonst nur in den Nachrichten kamen, die immer nur den anderen
passierten, bitte nur den anderen!
    Da oben wohnte die Angst. Seine Angst.
    Rauf mit dir, schalt er sich. Du willst sie doch
haben! Nur Helden gewinnen.
    Mit ein paar schnellen Schritten war er oben, fast
oben, denn auf dem letzten Meter wäre er beinahe gestolpert. Die Wohnungstür
stand weit offen.
    Er hielt inne.
    »Frau von Barneck?«
    Aus der Dunkelheit wehte ihm ein kühler Lufthauch
entgegen, die einzige Antwort.
    Wildentschlossen nahm er die letzten Stufen und
umklammerte mit beiden Händen den Türrahmen. Jetzt, als er fast in der Wohnung
war, zeichneten sich schwach Konturen darin ab, erhellt vom Schein der
Flurbeleuchtung. Er trat ein, sah sich im Halbdunkel um und suchte nach einem
Lichtschalter. Sein Blick streifte über den Boden, fiel auf die Hand …
    Die Hand.
    Im selben Augenblick erlosch die Flurbeleuchtung.
    »Oh Mist«, wimmerte Schramm.
    Der Übergang war zu krass gewesen, jetzt sah er
überhaupt nichts mehr. Jemand lag auf dem Fußboden, gleich neben der Wohnungstür,
soviel wusste er. Aber wo war dieser gottverdammte Schalter?
    Panik.
    Er ballte die Fäuste und zwang sie in einen Winkel
seiner Magengrube zurück, setzte einen Fuß vor den anderen wie ein Seiltänzer
und tastete sich zum Türrahmen, wo er den Schalter vermutete. Irgendwie hatte
er das Gefühl, zu weit links zu sein. Sein Fuß stieß gegen etwas Weiches, und
er fuhr zurück.
    Es war eine Frauenhand gewesen. Glaubte er zumindest.
    Schramm begann, eine zittrige Melodie zu summen. Er
ging in die Hocke und bekam ein Büschel Haare zu fassen. Langes Haar, wie es
die Barneck trug.
    Keine Regung. Er fuhr mit den Fingern durch die
Strähnen, erreichte seltsam kaltes Fleisch, den Nacken. Glitt ab. Gewebe teilte
sich, und seine Hand tauchte ein in etwas Feuchtes, Klebriges.
    Tief. Zu tief.
    Jetzt war es Schramm, der schrie.
    Lust auf mehr?
Diesen und viele weitere Krimis finden Sie auf unserer Homepage unter
www.emons-verlag.de

Weitere Kostenlose Bücher