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Himmel voll Blut - DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Alex-McKnight-Serie (German Edition)

Himmel voll Blut - DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Alex-McKnight-Serie (German Edition)

Titel: Himmel voll Blut - DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Alex-McKnight-Serie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steve Hamilton
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Menschen gewesen war. Ich tat das wieder und wieder, wühlte mit meinen bloßen Händen in der Erde und warf sie über die Leichen. Vinnie blieb unbeweglich. Ich arbeitete rund um ihn herum, warf den losen Dreck über alles, was ich sehen konnte. Meine Hände schmerzten, aufgeschürft vom Wühlen im Boden. Aber ich machte weiter. Es war der archaische Drang, etwas Totes zu begraben, und es war alles, was ich tun konnte.
    Als ich vollbracht hatte, was da zu vollbringen war, ging ich zu Vinnie und zog ihn an den Achselhöhlen nach oben. Er wehrte sich nicht.
    Ich sah mir seinen linken Arm an. Ein Bär hatte seine Klaue in die Vorderseite geschlagen, durch die Jacke hindurch, und drei tiefe Risse hinterlassen. Ich mußte den Arm säubern und verbinden. Das war das Nächste, was es zu tun galt. »Komm«, sagte ich. »Wir müssen gehen.«
    Ich griff nach seinem anderen Arm. Er hielt etwas fest in die Hand gepreßt. »Was ist das, Vinnie?« fragte ich. Ich hob seine Hand und sah es mir an. Es war eine Armbanduhr, schmutzbedeckt, das Glas zersplittert.
    »Komm«, sagte ich. »Komm.« Ich führte ihn zum Bach zurück. Er ging langsam und starrte auf den Boden, die Augen halb geschlossen, als könnte er kaum wach bleiben. Ich führte ihn zu der Stelle, wo der Pfad über die Anhöhe nach unten führte, am Wasserfall vorbei. Ich wollte ihm beim Hinabklettern helfen, aber er bewegte sich wie ein Automat, ohne zu denken. So kamen wir beide schließlich auf dem nassen Boden ins Gleiten und landeten unsanft am Fuße des Hangs. Dort stieß ich auf eine der Wasserflaschen, öffnete sie und schüttete ihm das Wasser in den Mund. Er schluckte. Ich trank selbst ein wenig und stopfte die Flasche in eine Jackentasche. »Wir müssen voranmachen«, sagte ich. »Wir müssen dich versorgen. Okay?«
    Ich packte ihn, half ihm aus dem Schlamm und auf den Weg. Endlich fing er an, sich zu widersetzen, »Nein«, sagte er. »Nein, nein.«
    »Los, Vinnie, weiter.«
    Er sah zurück. »Nein.«
    Ich gab ihm einen Stoß. »Los!«
    »Nein«, sagte er. Aber er war zu schwach, um mir Widerstand zu leisten. Er hatte keinerlei Reserven mehr. Ich drehte ihn um wie einen Roboter und schob ihn Richtung Süden.
    »Nun los, Vinnie.«
    Wir gingen den ganzen Weg zurück, fünf Kilometer den Pfad entlang. Ich hielt Vinnies Körper in Gang, aber ich hatte keinerlei Vorstellung, wo sein Geist sein mochte. Ich konnte darüber nicht einmal spekulieren. Eine gute Stunde später hatte ich ihn in der Hütte, und er saß am Küchentisch. Ich füllte den großen Topf mit Wasser und setzte ihn auf den Gasherd zum Kochen. Ich konnte nirgendwo einen Erste-Hilfe-Kasten entdecken, also zog ich mich aus und riß mein Unterhemd in Streifen. Ich warf die Streifen ins Wasser und das Trockentuch hinterher, das an einem Nagel an der Wand hing. Vinnie saß die ganze Zeit da und starrte ins Nichts.
    Ich sah mich in der Hütte um, während das Wasser heiß wurde, für den unwahrscheinlichen Fall, daß irgendwo ein Erste-Hilfe-Koffer herumläge. Das tat er nicht. Ich ließ Vinnie eine Minute am Tisch allein, während ich nach draußen ging, um in dem kleinen Schuppen am Steg nachzusehen. Als ich die Tür öffnete, sah ich einen Außenbordmotor an der Rückwand lehnen und einige Rettungsringe, die an Haken hingen. Zwei Zwanzig-Liter-Benzinkanister standen auf dem Boden. Das war alles.
    Ich stand schon im Begriff, die Tür zu schließen, als mir ein fürchterlicher Gedanke kam. Ich hob beide Kanister an, schüttelte sie und mir fiel ein, daß Guy gestern dasselbe getan hatte. Er war danach überrascht gewesen, daß soviel Benzin verbraucht worden war.
    Vierzig Liter Benzin.
    Ich ließ die Kanister fallen und warf die Tür zu. Vinnie saß noch immer am Tisch, als ich in die Hütte zurückkam. Er hatte sich nicht bewegt, nicht einen Zentimeter.
    »Vinnie«, sagte ich.
    Er saß nur da und starrte vor sich hin.
    »Mein Gott«, sagte ich. »Vinnie.« Plötzlich überwältigte mich alles, wie müde ich war, wie hungrig, wie sehr mein Rükken warum auch immer schmerzte, wie elend sich meine Füße in den nassen Schuhen fühlten. Da ich all dem kaum abhelfen konnte, konzentrierte ich mich auf die kleineren Probleme. Krieg Vinnie sauber und zieh dir dann diese Schuhe aus.
    Endlich kochte das Wasser. Ich rührte alles mit einem großen Löffel um und fischte dann das Küchentuch heraus. Ich schnappte mir die kleine Flasche Spülmittel, ging hinüber, setzte mich neben Vinnie und begann ihn zu

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