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Himmel voll Blut - DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Alex-McKnight-Serie (German Edition)

Himmel voll Blut - DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Alex-McKnight-Serie (German Edition)

Titel: Himmel voll Blut - DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Alex-McKnight-Serie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steve Hamilton
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Lungen nach Luft verlangten.
    Ich sah tote Körper im Boden. Ich roch das verbrannte Fleisch.
    Minuten vergingen.
    Stunden.
    Die Schatten um uns wurden länger. Immer wieder glitt ich in den Traum und wieder hinaus.
    Laufen. Weglaufen von den Männern im Boden.
    Die Hand, die wie eine Klaue in die Luft greift.
    Der Gestank. Gott helfe mir, der Gestank.
    Irgend etwas weckte mich mit einem Ruck. Ein plötzliches Geräusch über uns. Ich hielt den Atem an und lauschte.
    Nichts.
    Ich sah auf Vinnie herab. Seine Augen waren offen. »Alex«, sagte er.
    »Was ist?«
    »Passiert das alles wirklich?«
    »Ja«, sagte ich. Noch immer hielt ich das Tuch an seine Wange gepreßt. Der ganze Lappen war rot durchtränkt. »Wir müssen uns was einfallen lassen, was wir jetzt machen.«
    Er nahm mir den Lappen ab und setzte sich auf. Blut lief an seinem Hals herab.
    »Halt das bloß weiter«, sagte ich. »Du mußt den Druck aufrechterhalten.«
    Er zuckte zusammen, als er den Lappen wieder ans Gesicht hielt. »Ich glaube, wir machen uns da einen schlechten Tag«, sagte er.
    Wie er einen solchen Scherz über die Lippen bringen konnte, war mir unbegreiflich. Aber gleich fühlte ich mich besser. Irgendwie war der Vinnie, den ich kannte, wieder da. Es gab mir das Gefühl, daß wir doch noch ein schwache Chance hatten.
    »Das mag eine blöde Frage sein«, sagte ich, »aber wieso haben sie uns gestern über Nacht hiergelassen und kommen dann am nächsten Tag zurück? Wieso haben sie uns nicht gestern umgebracht?«
    »Alex, das waren nicht Guy und Maskwa, die da auf uns geschossen haben.«
    »Sie sind die einzigen, die gewußt haben, daß wir hier sind.«
    »Sie können es nicht gewesen sein.«
    »Wieso nicht?«
    »Zum einen hätten sie uns jetzt längst gefunden. Und sie hätten nicht aus einer solchen Entfernung auf uns geschossen.«
    »Und warum das nicht?«
    »Guy und Maskwa wußten, daß wir nicht bewaffnet sind.«
    »Sie wußten, daß wir weglaufen, sobald wir sie sehen.«
    »Sie wären trotzdem viel näher an uns herangekommen. Jeder andere mußte da erheblich vorsichtiger sein.«
    Ich dachte darüber nach. »Okay, wer ist es dann?«
    Er nahm das Tuch vom Gesicht, wendete es und legte es wieder auf. »Das weiß nur Gott, Alex. Wer auch immer das getan hat …« Er wies in die generelle Richtung hinter uns. Ich brauchte mich nicht zu fragen, worüber er sprach. »Wer auch immer das war, ich denke, das ist der, über den wir jetzt reden.«
    »Wenn das nicht Guy und Maskwa sind, wo sind sie dann? Sie sollten heute hier sein.«
    »Vielleicht haben sie sie schon erledigt«, sagte er. Jedes Gefühl war aus seiner Stimme gewichen. »Zuerst sie und jetzt uns.«
    »Sollte das der Fall sein, können wir nichts mehr daran ändern. Wir müssen überlegen, wie wir hier rauskommen.«
    »Die Zeit arbeitet nicht für uns«, sagte er. »Ich höre vielleicht auf zu bluten, aber wir müssen etwas zu essen finden. Am Bach habe ich Wacholder gesehen. Und etwas Löwenzahn, aber das hilft uns nicht viel weiter. Wir müssen rasch zu ihnen, so lange wir noch einigermaßen bei Kräften sind.«
    »Glaubst du, sie sind an der Hütte?«
    »Möglich. Unsere einzige Chance ist, sie zu überraschen. Wir sollten bis zum Einbruch der Dunkelheit warten.«
    »Wie, im Dunkeln versuchen, dahin zurückzukommen? Die werden Licht haben.«
    »Genau. Das ist unser einziger Vorteil. Wenn es so ist wie letzte Nacht, dann ist da genügend Mondlicht für uns, um alles Nötige zu sehen. Wenn sie Taschenlampen haben, gewöhnen sich ihre Augen niemals an die Dunkelheit.«
    »Okay«, sagte ich. »Wir wagen es. Und zwar heute Nacht.«
    »Sieh dir diesen Himmel an«, sagte er. Durch die Zweige konnten wir einen weiteren flammenden Sonnenuntergang beobachten. Er sah genauso aus wie der Himmel am letzten Abend, aber natürlich war jetzt alles anders. Es war, als wäre die Welt umgestürzt und als hätte sich das Unterste nach oben gekehrt.
    »Gestern Abend«. sagte er, »dachte ich mir, das wäre Toms Himmel, der ›Angenehme Himmel‹, wenn die Sonne im Westen untergeht. Ich hielt es für ein gutes Omen.«
    Er schloß die Augen und hielt sie lange Zeit geschlossen. Sein Atem wurde unregelmäßig.
    »Vinnie, ist alles in Ordnung?«
    »Unsere Großmutter hat uns immer diese Geschichten erzählt«, sagte er. »Diese Geschichten von unseren Vorfahren, all das, was sie getan haben, die Zeremonien, die Medizinen. Stell dir vor, Tom und ich, wir wachsen in dem Haus im Reservat auf und gehen zur

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