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Himmel voll Blut - DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Alex-McKnight-Serie (German Edition)

Himmel voll Blut - DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Alex-McKnight-Serie (German Edition)

Titel: Himmel voll Blut - DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Alex-McKnight-Serie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steve Hamilton
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wieder an der Hütte war, rang ich nach Atem. »Reiß dich zusammen, Alex. Du mußt nachdenken.«
    Wasser, das brauchte ich am allerdringendsten. Gib deinem Körper Wasser, dann kannst du auch wieder klar denken. Ich ging in die Hütte. Sie war genauso, wie wir sie zurückgelassen hatten. Der große Topf stand noch auf dem Propangasherd. Wir hatten uns morgens darin Wasser abgekocht und ihn mit einem Deckel zugedeckt, als wir gegangen waren. Ich nahm den Dekkel ab, tauchte einen Kaffeebecher hinein und trank. Ich holte tief Luft und schüttete dann einen zweiten Becher hinunter.
    Okay, dachte ich. Das tut gut. Das ist exakt das, was du gebraucht hast. Und jetzt?
    Jetzt gehst du los und suchst nach diesem Flieger. Allzu weit weg kann er nicht sein. Beide könnten noch am Leben sein. Und beide könnten auf deine Hilfe angewiesen sein, und zwar dringend.
    Vinnie. Ich gehe den Weg zurück. Ich hole Vinnie, wir kommen nach hier zurück, und wir finden sie.
    Vinnie wird auch Wasser brauchen, fiel mir ein. Ich sah mich nach einer Transportmöglichkeit um. Ein Kanister, eine Wasserflasche. Irgendwas.
    Hier gab es nichts derartiges. Ein paar Töpfe und Pfannen und einen Haufen Müll.
    Cokeflaschen aus Plastik. Das war es, was ich brauchte. Ich ging nach draußen und schnappte mir zwei leere Literflaschen aus der Kühlkiste. Ich ging wieder hinein und füllte sie. Okay, dachte ich, ich bin bereit. Los geht’s.
    Als ich draußen war, konnte ich nicht umhin, ein letztes Mal auf den See zu blicken, bevor ich den Pfad betrat. Ich blieb stehen. Als ob ich nicht schon genug zum Grübeln hätte, kam mir ein neuer schrecklicher Gedanke.
    Konnte das Flugzeug gesunken sein?
    Nein. Es kann nicht sinken. Es hat Schwimmer. Deshalb heißt es ja Wasserflugzeug, du Idiot. Es kann nicht sinken.
    Ich trug die beiden Wasserflaschen, in jeder Hand eine. Finde Vinnie, sagte ich mir. Sieh dich um, während du marschierst. Und finde Vinnie.
    Ich beeilte mich auf dem Weg und sah in die Schatten auf beiden Seiten. Ständig erwartete ich den Flieger zu sehen. Ich bildete mir ein, ich sähe ihn mit der Nase nach unten an eine Riesenkiefer gelehnt, ein Flügel lag abrasiert auf dem Boden davor. Ich stellte mir das so lebhaft vor, daß ich das tatsächlich sah – immer wieder.
    Ruhig, Alex. Ich zwang mich, einen Gang runterzuschalten. Blinde Panik würde jetzt niemandem helfen. Ich ging einfach weiter, knapp zwei Kilometer durch den Wald, über den Bach, dann wieder knapp zwei Kilometer. Einen Moment lang glaubte ich, in der Ferne wieder einen Bären zu hören. Dieses Mal ging es mir nicht durch Mark und Bein. Da hatte ich ganz andere Probleme.
    Ich öffnete eine der Wasserflaschen, nahm einen kleinen Schluck und verschloß sie wieder. Ich wischte mir den dünnen Schweißstrom ab, der mir seitlich über das Gesicht rann, sogar hier in der kalten Luft. Meine Füße waren immer noch naß. Ich ging weiter.
    Schließlich kam ich wieder an die Birkengruppe. Vinnie war nicht da.
    »Vinnie!« schrie ich, »Vinnie! Wo zum Teufel steckst du?«
    Nichts.
    »Vinnie!«
    Ein Bär. Weit weg. Sonst nichts.
    »Scheiße noch mal, wo steckst du, Vinnie?« Ich ging weiter auf dem Pfad und versuchte auf dem Boden seine Stiefelabdrükke zu erkennen. Ich hatte mir zwar schon bewiesen, wie schlecht ich im Fährtenlesen war, aber ich wußte nicht, was ich sonst machen sollte. Es erwies sich als einfach, weil er innerhalb der letzten beiden Stunden hier entlang gegangen war und kein Dutzend gottverdammter Bären über die Spur gelatscht war.
    Der Pfad gabelte sich in zwei Richtungen. Ich folgte seiner Spur nach links. Er gabelte sich wieder. Wieder wiesen die Spuren nach links. Ich vernahm das Geräusch fließenden Wassers. Und dazu etwas, was ich nicht ausmachen konnte. Vermutlich wieder Bären.
    »Vinnie!«
    Hörte ich da etwas? Schwer zu sagen. Ich ging weiter. Das Wasser wurde lauter. Schließlich kam ich an einen Wasserfall. Das Wasser floß aus, nun, zweieinhalb Metern Höhe und platschte über Felsen.
    Ich sah näher hin und gewahrte einen großen Biberdamm im Bach, der die Höhe des Falls aufgestockt hatte. Von meinem Standpunkt aus gesehen, befand sich die ganze Angelegenheit über meinem Kopf. An einem anderen Tage hätte ich dagestanden und das Schauspiel bewundert.
    Dann sah ich die Stiefelabdrücke. Vinnie war am Bachufer hochgeklettert, hoch auf dieser Ansammlung von Dreck und Steinen, immer weiter, bis zur Spitze. Ich folgte der Spur. Es gab tiefe Eindrücke im

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