Himmelsfelsen (Krimi-Edition)
Getränke ordern«, stellte Markus Schmidt fest und zwirbelte mit der rechten Hand seinen Schnauzbart.
»Sieht so aus«, meinte sein junger Kollege. Im zweiten Ordner gab es handschriftliche Aufzeichnungen über Preise und verkaufte Getränke-Mengen.
Sie blätterten die einzelnen Seiten flüchtig durch und waren sich darüber im Klaren, dass die Lektüre dieser geschäftlichen Papiere kaum erfolgversprechend sein würde.
»Wir sollten uns vielleicht eher dem Handy widmen«, meinte deshalb Linkohr und deutete auf das kleine Gerät, das vor ihnen auf dem Tisch lag.
»Kennst du dich damit aus?«, fragte Schmidt und nahm es in die Hand.
»Nokia«, stellte Linkohr fest, »wie meines. Hat sicher dasselbe Menü.«
Schmidt reichte es ihm herüber.
»Wir gehen mal die letzten angenommenen Anrufe durch.« Linkohr fingerte an der Tastatur herum.
»Und die gespeicherten Namen …«,warf Schmidt ein.
»Genau«, sagte Linkohr, »pass’ auf, ich ruf’ die Daten der Reihe nach auf und du notierst sie.«
Schmidt nahm Papier und Kugelschreiber und wartete, was sein Kollege dem Display des Handys entnahm. »Anrufe in Abwesenheit eine Nummer, ›pass‹ auf.« Linkohr las eine Handynummer ab. Unter ›Optionen‹ konnte er auch die Anrufzeit ersehen: 18.06.2002, 09:37:40. »Da war er schon tot«, stellte der Kriminalist fest.
Dann drückte er eine weitere Taste, um die länger zurückliegenden verpassten Anrufe abzulesen. Dabei tauchten auch Namen auf, die das Handy anzeigt, sofern die übermittelte Nummer des Anrufers in der Datei des Geräts gespeichert ist. Linkohr las sie nacheinander vor, während sie sein Kollege Schmidt notierte. Zweimal jedoch tauchten bei den Namen nur Buchstaben auf: ›S‹ und ›G‹.
»Hast du’s?«, fragte Linkohr. Sein Kollege bestätigte. In diesem Augenblick zuckte ein kräftiger Blitz, keine Sekunde später ein ohrenbetäubender Donnerschlag. Draußen tobte inzwischen der Gewittersturm. Es wurde deutlich kühler im Raum.
»Oh«, staunte Linkohr, »ich glaub’, jetzt wird’s ernst.« Andere Kriminalisten im Raum schlossen die Fenster.
Linkohr tippte weitere Tasten auf dem Handy. »Ich schau’ mal nach den angenommenen Anrufen.« Wieder zuckte ein Blitz und krachte ein Donner.
»Hier, da ist nochmals ein Anruf von ›S‹, gleiche Nummer, wieder von einem Handy«, stellte Linkohr fest, »das war gestern Nachmittag.« Nach weiterem Tastendrücken sagte er: »Auch dieser ›G‹ hat angerufen»wohl am Vormittag.« Linkohr las weitere Nummern vor, zu denen es jedoch keinen Namen auf dem Display gab.
Nun wandte sich der Kriminalist den gewählten Rufnummern zu. Auch da wurden von dem Handy die zehn letzten gespeichert. Die Namen ›Saalfelder‹ und ›Flinsbach‹ tauchten auf, ein Getränkehändler und ein Geislinger Bierbrauer.
»Du bist der gläserne Mensch, wenn du dein Handy achtlos rumliegen lässt«, meinte Schmidt schließlich und zwirbelte wieder mit der rechten Hand an seinem Schnauzbart. Jetzt peitschte der Gewittersturm den Regen gegen die Fensterscheiben.
»Das kann man so sagen«, bekräftigte Linkohr die Einschätzung seines Kollegen und rief im Menü die »Mitteilungen« auf. »Schauen wir noch nach den SMS.« Drei fanden sich im Speicher. Linkohr las die erste vor:
»Du bist Spitze, ich freu mich auf heute Abend.« Der Kriminalist drückte eine weitere Taste: »Wir haben auch da eine Nummer.« Er las sie vor und stellte danach fest: »Das ist gestern gekommen«, er stutzte, schaute auf die Armbanduhr und sah, dass es kurz vor Mitternacht war, »ja, gestern. Es bezog sich also auf den Abend vor dem Mord. Wir müssen feststellen, wer das geschrieben hat. Vielleicht kann uns die- oder derjenige etwas über den Gemütszustand unseres Mannes sagen.«
Dann las Linkohr die zweite Kurzmitteilung: »Alles ok.« Er überlegte einen kurzen Augenblick und meinte dann: »Ein bisschen wenig, findest du nicht auch?« Er las seinem Kollegen die Absender-Nummer vor.
Das dritte SMS lautete: »Vergiss mich nicht. Küsschen.« Auch diese Nummer notierte Schmidt und stellte fest: »Na also, das ist doch immerhin etwas.« Er musste ein Gähnen unterdrücken, während draußen das Gewitter in unverminderter Stärke tobte.
Im Eybacher Schlosspark zerrte der Gewittersturm an den alten Bäumen. Laub wirbelte auf, der Wind peitschte die Wasserfontäne des Brunnens auf den Kiesweg. Halogenstrahler, an den Außenwänden des Schlosses montiert, tauchten die Unwetter-Szenerie in ein
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