Himmelsfelsen (Krimi-Edition)
Grill aus den Augen zu lassen. »Habt ihr eure gestrigen Probleme beigelegt?«, fragte er vorsichtig. Er hatte Sanders Artikel gelesen, in dem das Immobilenprojekt des ermordeten Gerald Fronbauers angedeutet wurde. Das Thema war an diesem Vormittag Hauptgesprächsstoff in der Stadt.
»Die Sache ist noch lange nicht ausgestanden«, meinte Träuble und prostete mit seinem Weinglas seinem Fraktionskollegen zu.
»So seh’ ich das auch«, sagte Maile, »ich halte das nach wie vor für eine Sauerei.«
»Ihr meint den Abriss in der Langen Gasse?«, hakte Ferdl ein.
»Ja«, erklärte Träuble, »das ist noch alles ziemlich undurchsichtig.«
»Wenn ihr mich fragt«, sagte der Bestattungsunternehmer Maile, »wenn ihr mich fragt, dann steckt da viel mehr dahinter. Ist doch ein unwahrscheinlicher Zufall, dass ausgerechnet jetzt die steinreiche Großtante oder was immer es ist, stirbt, während auch der Gerald Fronbauer das Zeitliche segnet.«
»Was willst du damit sagen?«,zeigte sich Ferdl neugierig, während er eine Rentnergruppe beobachtete, die sich seinem Grill näherte.
»Dass solche Zufälle reichlich merkwürdig sind«, sagte Maile, »eigentlich könnten sich die Brüder über diese Erbschaft freuen, doch stattdessen gibt’s Zoff und Streit. Geld versaut halt den Charakter, das sag’ ich doch immer.«
»Du wohnst doch in diesem Karree, das der Neugebauer gehört hat …?«, wandte sich Träuble fragend an Ferdl.
»Schon seit Jahr und Tag, ja, und ich weiß nicht, was nun werden soll. Im schlimmsten Fall werfen sie uns raus«, stellte der Wirt deprimiert fest.
»Hast du schon was in diese Richtung gehört?«,wollte Maile wissen. Ferdl schüttelte den Kopf: »Nein, auch nicht vom Fronbauer, der ja in den letzten Jahren die Verwaltung des Hauses übernommen hat.«
Ferdl stand auf und ging zu seinem Grill, um den herum sich jetzt etwa 20 Personen versammelt hatten.
»Was haben wir draus gelernt? Wir sind machtlos«, stellte Maile nüchtern fest.
»Ich denke auch, dass die Sache gelaufen ist«, meinte Träuble resignierend, »aber ausgestanden ist das alles noch lange nicht. Bei der nächsten Gemeinderatssitzung wird sich die Verwaltung einige unangenehme Fragen stellen lassen müssen.«
»Zum Beispiel …?«, fragte Maile.
»Zum Beispiel, weshalb sie es nie geschafft hat, dort einen Bebauungsplan rechtsverbindlich werden zu lassen«, erwiderte Träuble.
»Und für mich stellt sich schlichtweg die Frage«, ergänzte Maile, »welche Hand da wieder die andere wäscht, mehr sag’ ich überhaupt nicht dazu.«
»Chef, die Spur bei der Wetterstation scheint heiß zu sein«, empfing Linkohr den Kommissar als dieser, ziemlich verschwitzt, den Lehrsaal der Geislinger Polizei betrat.
»Das klingt gut«, sagte Häberle und kam zu Linkohr und Schmidt an den Tisch.
»Gut ist das nicht unbedingt«, sagte Schmidt, »aber eine Spur allemal. Bei dem Auto, das der Autenrieter vor dem Überfall gesehen hat, handelt es sich tatsächlich um einen Mercedes, der aber leider bereits heut’ Nacht als gestohlen gemeldet wurde. Draußen im Ulmer Industriegebiet, im Donautal.«
»Ach …«,staunte Häberle, »im Donautal.«
»Ja.und gefunden hat man das Auto auch schon wieder, in Grimmelfingen, das ist nur ein paar Kilometer entfernt. Da haut’s dir’s Blech weg.«
»Wenn das nichts mit dem ›High-Noon‹-Schuppen zu tun hat …«,überlegte Häberle.
Einer der anderen Kriminalisten kam an den Tisch. »Wir haben das Fahrrad und den Radständer hergebracht. Eine erste Überprüfung hat ergeben, dass beides zueinander passen könnte.«
Häberle stand auf. »Wie habt ihr das so schnell rausgekriegt?«
»Die Abstände der Haltergabeln passen zum Rahmen des Fahrrads«, erklärte der junge Kriminalist, »aber jetzt sind die Techniker dran. Sie hoffen, dass sie uns sagen können, ob die Halterung tatsächlich am Rahmen des Fahrrads dran war.«
»Super«, entfuhr es Häberle, »super. Lässt sich auch sagen, zu welchem Fahrzeug-Typ der Radständer passen könnte?«
»Auch da sind wir schon dran. Ein Kollege lässt sich das gerade von einer Autozubehör-Firma erklären.«
»Dann stellt mal fest«, wandte sich Häberle an alle im Raum befindlichen Kollegen, »stellt mal fest, was unsere Beteiligten für Fahrzeuge fahren. Der Saalfelder, der Flinsbach, aber auch der Daniel Fronbauer.«
Linkohr hatte eine weitere Neuigkeit parat: »Wir haben die ersten Ergebnisse der Telefon-Überwachung.«
»Jetzt wird’s spannend«,
Weitere Kostenlose Bücher