Himmelsfelsen (Krimi-Edition)
stellte Häberle fest und setzte sich wieder, um eine Liste zu betrachten, die Linkohr vor sich liegen hatte.
»Das Spannendste ist das hier, da haut’s dir’s Blech weg«, Linkohr deutete auf seinen Aufschrieb, »heut’ Nacht um 1.37 Uhr ruft dieser Flinsbach von seinem Handy seinen Kollegen Saalfelder auf dessen Handy an. Wir wissen zwar nicht, was die beiden miteinander geredet haben. Aber interessant ist eines: Saalfelders Handy war zu diesem Zeitpunkt in der Funkzelle Stötten eingebucht.«
Häberle staunte und verzog schließlich sein Gesicht zu einem Lächeln: »Das ist ja ungeheuerlich.«
»Das sagt uns zumindest, wo sich der Knabe zu diesem Zeitpunkt rumgetrieben hat«, stellte Linkohr triumphierend fest.
»Nicht ganz«, berichtigte ihn Häberle, »das sagt uns nur, dass Saalfelders Handy dort benutzt wurde. Wer damit tatsächlich telefoniert hat, ist eine ganz andere Frage.
»Aber es wird noch spannender«, sagte Schmidt und schaute seinen Chef an.
»Ja«, fuhr Linkohr dann fort, »wir wissen auch, dass sich Daniel Fronbauer, oder besser gesagt: sein Handy am frühen Dienstagmorgen, gegen 4.39 Uhr im Bereich der Funkzelle Eybach befunden hat. Er hat um diese Zeit nämlich eine ›SMS‹ von seiner geliebten Su-sann bekommen.«
Linkohr machte eine kurze Pause, um dann mit gewissem Stolz in der Stimme fortzufahren: »Noch interessanter wird’s, wenn man Fronbauers weitere Gespräche sieht, die er in den vergangenen Tagen geführt hat. Da taucht doch tatsächlich auch unser verehrter Herr Graf von Ackerstein auf.«
»Ach ne«, staunte Häberle bereitwillig: »Wann war denn das?«
»Das war …”, Linkohr blätterte, »das war am Montagabend um 18.12 Uhr und dann nochmals gestern, am Mittwoch, um 14.57 Uhr.«
»Kollegen, ich kann mir zwar noch nicht auf alles einen Reim machen, aber wir sind, glaub’ ich, einen deutlichen Schritt weitergekommen«, stellte Häberle fest und stand auf. Es war bereits kurz nach halb eins, und durch die offenstehenden Fenster knallte die Mittagshitze. »Ich werd’ mich mal nach einem Fastfood-Imbiss umsehen und dann den verehrten Grafen vom Mittagsschläfchen abhalten.«
Im Hinausgehen drehte sich Häberle noch mal um: »Ach ja, was macht denn die DNA-Analyse?«
»Sie versuchen, das gefundene Material im Labor zu einer analysierbaren Menge aufzubereiten. Das dauert sicher noch zwei bis drei Tage«, antwortete Linkohr.
»Haben Sie den Jungs einen Gruß von mir gesagt?«, fragte Häberle.
»Klar, ich hab’ es eilig gemacht.«
Der Senior-Graf hatte nur widerwillig den Türöffner betätigt. Um diese Zeit pflegte er sein Mittagsschläfchen zu beginnen, schon gar an einem solch heißen Tag.
»Hätten wir’s nicht telefonisch machen können?«, fragte er deshalb auf dem kühlen Flur.
»Tut mir leid, Herr Graf von Ackerstein«, sagte Häberle, »aber ich denke, manches bespricht sich besser unter vier Augen, von Mann zu Mann.«
»Dann kommen Sie hoch«, sagte der Senior-Graf und ging voraus, hinauf in den ersten Stock, in die sogenannte Bibliothek.
Als sie beide auf den spartanischen, jedoch historischen Stühlen Platz genommen hatten, kam Häberle gleich zur Sache.
»Ich will gar nicht lange drum herum reden, aber ich bin ein bisschen überrascht, dass Sie so gute Kontakte zu Daniel Fronbauer pflegen und uns diese verschweigen.«
Der Graf saß kerzengerade auf seinem Stuhl und spielte mit einem Kugelschreiber. »Ich muss doch sehr bitten«, sagte er, ganz so, wie es sich für einen Adligen geziemt, »Sie bezichtigen mich einer Lüge.«
»Sie mögen das so sehen«, erwiderte Häberle ruhig, »aber ob Lüge oder nicht: Ich denke, es gibt eine Erklärung für Ihre Kontakte zu Fronbauer.«
»Sie spionieren mir hinterher«, sagte von Ackerstein pikiert, »wer oder was gibt Ihnen das Recht dazu?«
»Das Gesetz«, stellte Häberle weiterhin ruhig fest, »Sie haben natürlich die Möglichkeit, sich eines Anwalts zu bedienen …«
»Das werde ich gewiss tun, worauf Sie sich verlassen können.« Der Graf zeigte sich ungehalten.
»Ich sage Ihnen jetzt, dass Sie in dieser Woche zweimal telefonischen Kontakt mit Fronbauer hatten.«
»Das ist ja ungeheuerlich«, der alte Mann sprang erstaunlich behände von seinem Stuhl auf und holte sich aus einem der altehrwürdigen Schränke, in denen Hunderte abgegriffene Bücher standen, ein Whiskyglas. »Sie hören meine Telefonate ab?«, fragte er wütend, goss sich einen Whisky ein und trank ihn.
»Nicht Ihres,
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