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Himmelsfelsen

Himmelsfelsen

Titel: Himmelsfelsen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Bomm
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dachte er. Eigentlich hätte er längst zu Hause bei seiner
Frau sein können, aber der Anruf aus Ulm ließ auf sich warten.
    Häberle hatte die weiteren Ermittlungen zum
Selbstmord dem Geislinger Kollegen Markus Schmidt überlassen. Beide hatten sie dann
im Aufenthaltsraum zusammen mit weiteren Beamten das Fußballweltmeisterschaftsspiel
angesehen, das die Italiener gegen die Südkoreaner nach der Verlängerung mit 1:2
verloren.
    Anschließend hatte er sich ein Eis gegönnt.
Er war der Meinung, dass ihm dies nach seinem frühmorgendlichen Einsatz auch zustand.
Außerdem gab’s an seiner Dienststelle in Göppingen nichts, was brandheiß zu erledigen
gewesen wäre. So hatte er sich vorgenommen, am Spätnachmittag noch einmal in der
Geislinger Außenstelle vorbeizuschauen, um das Obduktionsergebnis zu erfahren.
    Als er gegen 17 Uhr das Polizeirevier betrat,
richteten ihm die uniformierten Beamten aus, dass »die Kripo« bereits Feierabend
gemacht habe, bislang aber kein Anruf von der Ulmer Gerichtsmedizin eingegangen
sei. Häberle verengte die Augenbrauen und sagte, er werde ins Büro des Kollegen
Schmidt hoch gehen und sei dort telefonisch erreichbar.
    Die Kollegen waren tatsächlich bereits gegangen,
vermutlich ins Freibad oder in den Biergarten. Häberle nahm sich vor, nachher auch
noch einen Abstecher zu Ferdl zu machen, dem Helfenstein-Wirt, droben in der Burgschenke.
Normalerweise war das urige Lokal nur an den Wochenenden geöffnet, doch während
der Sommerwochen war der Wirt, den sie alle den ›Ferdl‹ nannten, oftmals auch an
den Werktagen da. Häberle wischte sich mit dem linken Handrücken den Schweiß von
der Stirn, als er sich auf dem Schreibtischstuhl seines Kollegen Schmidt niederließ.
Er blickte gedankenversunken durch das weit offenstehende Fenster zur Feuerwache
hinüber. Er freute sich jetzt auf ein kühles Weizenbier. Dann aber riss ihn der
elektronische Ton des Telefons aus den Gedanken. Eine Männerstimme, ruhig und bedächtig,
teilte ihm das Ergebnis des Obduktionsbefundes mit. »Wir gehen mit an Sicherheit
grenzender Wahrscheinlichkeit davon aus, dass der Mann einem Verbrechen zum Opfer
gefallen ist.« Es schien, als warte der Gerichtsmediziner auf eine Reaktion. Doch
Häberle blieb wie versteinert sitzen und lauschte weiter. »Trotz der starken Sturzverletzungen,
vieler Prellungen und Abschürfungen«, so fuhr die Stimme im Telefon fort, »ist eine
Stoßverletzung an der linken Bauchseite nicht zuzuordnen. Sie ist kreisrund und
kann deshalb nicht vom Aufprall auf die kantigen und zackigen Felsvorsprünge herrühren.«
    »Und Sie haben keinerlei Zweifel?«, hakte Häberle
nach.
    »Tut mir leid, Herr Häberle, aber auch meine
Kollegen stimmen mir uneingeschränkt zu. Der Mann muss einen kräftigen Stoß gegen
die linke Bauchseite, etwa in Höhe des Bauchnabels, abgekriegt haben.«
    »Und diese Verletzung kann nicht schon älteren
Datums sein? Ich meine, es könnte doch sein, dass er diese Verletzung schon Stunden
vor dem Absturz erhalten hat.«
    »Nein, das ist absolut ausgeschlossen. Wir
gehen davon aus, dass dieser Stoß unmittelbar vor seinem Tod erfolgt ist. Dafür
gibt es eindeutige Hinweise.«
    Häberle holte tief Luft. »Einen Stoß, sagen
Sie«, wiederholte er, als ob er es nicht für möglich hielte, »mit anderen Worten,
Sie wollen damit sagen, dass dieser Mensch vom Felsen gestoßen wurde.«
    »Das sind die Schlüsse, die Sie ziehen«, sagte
die sachliche und kühle Stimme, wie sie nur einem Gerichtsmediziner gehören konnte,
den nichts mehr aus der Ruhe zu bringen vermochte.
    »Das würde aber bedeuten«, sagte Häberle und
überlegte, „ja, das würde bedeuten, dass der Mann den Täter gesehen haben müsste,
wenn der Stoß von vorne gekommen ist.«
    »Derlei Überlegungen müsst’ jetzt ihr Kriminalisten
anstellen. Ich werde Ihnen jedenfalls meinen ausführlichen Bericht morgen per Fax
zukommen lassen. Ich wollte Sie ja nur auf die Schnelle informieren.«
    »Ja, danke. Damit haben Sie mir den Feierabend
versaut«, brummte Häberle und bedauerte dies beim Auflegen sogleich wieder, schließlich
konnte der Mediziner ja nichts dafür. Mit einem Mal war es mit der entspannten Atmosphäre
vorbei.
    Häberle spürte, wie er noch mehr schwitzte.
Jetzt galt es, rasch zu handeln. Als alter Hase wusste er natürlich, was nun zu
tun war. Den Chef in Göppingen verständigen, eine Ermittlungsgruppe zusammenrufen.
Für viele seiner Kollegen würde dies Überstunden bedeuten. Er blätterte in

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