Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Himmelsfelsen

Himmelsfelsen

Titel: Himmelsfelsen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Bomm
Vom Netzwerk:
außen symbolisiert werden sollte.
    Der junge Mann, der aus dem Mercedes gestiegen
war, trug betont legere Kleidung. Eine schneeweiße Hose und dazu ein hellblaues,
kurzärmeliges Hemd. Er ging auf das große Portal zu und entriegelte mit einem Sicherheitsschlüssel
die beiden Schlösser. Nun ließ sich ein Flügel der schweren Tür nach außen öffnen.
Stickige Luft drang aus dem finstren Raum. Der Mann fand auf Anhieb den Lichtschalter,
knipste die grellen Leuchtstoffröhren an und ließ hinter sich die Tür ins Schloss
krachen.
    Er stand im Foyer, das überaus großzügig gestaltet
war. Allerdings wirkte es nachts bei dezenter Beleuchtung wesentlich gediegener.
Jetzt erweckte es den Eindruck einer großen Wartehalle. Die vielen Garderobenhaken,
die sich hinter einer Art Tresen befanden, waren leer. Den Eingang in die Diskotheken-Räume
beherrschte ein Drehkreuz, vor dem eine Kasse aufgebaut war, die eher an einen Supermarkt
erinnerte. Eric Flinsbach, so hieß der Mann, der zu dieser ungewohnten Zeit in das
Lokal kam, in dem er seit zwei Jahren für die Organisation verantwortlich war, musste
tagtäglich frühzeitig nach dem Rechten sehen. Er war für die Getränke zuständig,
musste nachbestellen und auch die Räumlichkeiten in Ordnung halten. Zwar kam jeden
Morgen eine Putzkolonne, doch letztlich bedurfte alles einer ständigen Kontrolle.
Den gestrigen Ruhetag hatte er dazu genutzt, wieder einmal ausgiebig das gesamte
Mobiliar zu inspizieren. 500 Sitzplätze bot das Lokal und das bedeutete, dass Nacht
für Nacht ein munteres Leben herrschte. Zwar waren er und der Disco-Manager Harry
Saalfelder streng darauf bedacht, nur ordentliches Publikum einzulassen. Aber trotz
aller Eingangskontrollen, für die sie sich eines Security-Dienstes bedienten, tauchten
immer mal wieder unliebsame Personen auf. Flinsbach nahm seine Aufgabe sehr ernst.
Er wusste, was auf dem Spiel stand. Er rauchte nicht und trank nur Cola. Nur so,
das hatte ihm der Chef gleich am ersten Tag eingebläut, war diese Knochenarbeit
zu überstehen.
    Flinsbach stieg über das eingerastete Drehkreuz
und ging in den großen Disco-Raum, der vollständig im Dunkeln lag. Auch hier wusste
der junge Mann, wo sich die Normalbeleuchtung einschalten ließ. Innerhalb von Sekunden
brannten viele helle Strahler. Sie tauchten den Innenraum in ein gleißendes Licht.
Flinsbach sah die fünf großen Bars, um die herum unzählige Sitzgruppen, teilweise
auf verschiedenen Ebenen, angeordnet waren. Zwei voneinander getrennte Tanzflächen,
mit Spiegelglas am Boden ausgelegt, verbreiteten jetzt, da sie menschenleer waren,
eine eigenartige Atmosphäre. Überall an der Decke hingen Lautsprecher, bunte Strahler
und Lasergeräte, mit denen unterschiedliche Effekte erzielt werden konnten. Zwei
Welten, dachte Flinsbach oft, zwei Welten: Jene, die aus Musik und Licht besteht,
aus Träumen und Phantasie, und dann tagsüber die nackte Realität. Eigentlich waren
sie eine Art kleine Traumfabrik. Sie boten den Menschen, was diese tagsüber vergeblich
suchten.
    Flinsbach studierte an einer der großen Bars
den Inhalt eines Aktenordners. Darin war der Warenbestand aufgelistet. Während er
gerade ein Blatt Papier zur Hand nahm, um sich Notizen zu machen, ertönten draußen
an der Kasse die elektronischen Töne eines Telefons.
    Flinsbach schaute auf seine Armbanduhr und
verengte die Augenbrauen. Normalerweise rief um diese Zeit noch niemand an. Er überlegte
einen Moment, ob er hingehen sollte. Weil der Anrufer jedoch hartnäckig war, eilte
er schließlich hinaus und nahm den Hörer ab.
    »Ja?«,meldete er sich knapp.
    »Hier spricht Fronbauer, Daniel Fronbauer,
der Bruder vom Chef«, meldete sich eine Stimme.
    Flinsbach stutzte.
    »Ich steh’ vor der Tür, darf ich mal reinkommen?«
    »Moment, ich komme«, sagte Flinsbach und legte
auf.
    Er ging die paar Schritte zum Portal hinüber,
entriegelte es von innen und öffnete es. Grelles Sonnenlicht blendete seine Augen.
    »Verzeihen Sie, wenn ich Sie störe, aber ich
weiß nicht, ob Sie schon informiert sind«, begann Fronbauer, während er in das hell
erleuchtete Foyer trat.
    »Ich verstehe nicht …«,erwiderte Flinsbach
und verriegelte die Tür wieder.
    »Mein Bruder ist tot«, erklärte Fronbauer knapp
und drehte sich um.
    Sein Gesprächspartner blieb stehen und rang
sichtlich nach Worten. »Tot«, wiederholte er.
    »Ja, von einem Felsen gestürzt, beim Joggen.«
    Der Disco-Organisator kam einen Schritt auf
Fronbauer zu und deutete ihm an,

Weitere Kostenlose Bücher