Himmelsfelsen
ins Lokal hineinzugehen. Sie kletterten über das
Drehkreuz und betraten den hell erleuchteten Disco-Raum. Fronbauer war bisher nicht
oft hier gewesen und hatte das Lokal nie so grell beleuchtet gesehen.
»Das ist ja fürchterlich«, stammelte Flinsbach
und ging auf eine der großen Bars zu, wo er sich geschockt an den Tresen lehnte.
Fronbauer folgte ihm. »Ja, ich bin tief erschüttert«, erklärte er, »es ist unfassbar.«
»War es denn … ein Unfall?«, fragte Flinsbach
vorsichtig.
»Sieht ganz danach aus. Beim Joggen von einem
großen Felsen gefallen.«
»Heut’ früh?«
»Ja, Sie wissen doch selbst. Nur nach dem Ruhetag
hat er früh morgens rauskönnen.«
»War er denn … sofort … tot?«
»Ich gehe davon aus«, versetzte Fronbauer kühl
und drehte sich wieder weg, um in das Lokal zu blicken. Die Diskothek war ihm noch
nie so groß erschienen.
Die beiden Männer schwiegen sich eine Zeitlang
an. »Welche Funktion haben Sie hier?«, fragte Fronbauer dann und ging zur spiegelnden
Tanzfläche.
»Ich?« Der Angesprochene schien irritiert,
»ich bin für die Organisation zuständig, bin sozusagen der Disponent, muss Getränke
bestellen und den Service überwachen.«
»Und Manager ist dieser Saalfelder, sehe ich
das richtig?«, hakte Fronbauer nach. Sein Gesprächspartner fühlte sich unsicher.
Weshalb, so überlegte er sich, wollte der das alles wissen? War er der Erbe, fühlte
er sich bereits als neuer Chef?
»Ja, Harry Saalfelder ist der Manager, er vertritt
Ihren Bruder«, erklärte Flinsbach.
»Und wann kommt der für gewöhnlich?«
»Heute vermutlich später, wenn überhaupt.«
»Wieso? Hat er frei?« Fronbauer machte ein
paar Schritte auf die zweite Tanzfläche zu.
»Er ist unterwegs, geschäftlich, muss ein paar
Dinge erledigen.«
»Geschäftlich? Unterwegs?« Fronbauer wiederholte
die Worte langsam, stutzte und betrachtete die enorme Lichtanlage, die über der
Tanzfläche hing.
»Kontakte knüpfen, Programmaustausch, Sie verstehen«,
versuchte Flinsbach zu erläutern, »Live-Musik muss verpflichtet werden. Das sind
Engagements, die mit anderen Diskotheken abgestimmt werden müssen.«
»Ich verstehe«, sagte Fronbauer, obwohl er
insgeheim erkannte, von dieser Branche nur wenig zu verstehen. Er hatte sich mit
seinem Bruder selten darüber unterhalten.
»Ich bin der einzige Angehörige meines Bruders«,
fuhr Fronbauer fort, »das bedeutet, dass ich nun zwangsläufig hier ein bisschen
nach dem Rechten sehen muss.«
Damit hatte Flinsbach gerechnet. Auch er ging
jetzt zu der zweiten Tanzfläche hinüber. »Selbstverständlich«, beeilte er sich zu
sagen, »kann ich Ihnen in irgendeiner Weise behilflich sein? Ich meine, muss jetzt
irgendwas veranlasst werden?«
»Ich hätte nur gern mal einen Blick in das
Büro meines Bruders geworfen, vielleicht hat er etwas hinterlassen, einen Abschiedsbrief
oder Ähnliches.«
Flinsbach zeigte sich überrascht: »Abschiedsbrief?
Ist denn von einem Selbstmord auszugehen?«
»Möglicherweise, auszuschließen ist nichts.
Ich würde einfach gern’ mal sehen, wie er seinen Schreibtisch verlassen hat.«
»Okay, kommen Sie mit.«
Flinsbach ging über beide Tanzflächen wieder
zurück zu der großen Tür, die ins Foyer hinausführte. Dort durchschritten die beiden
Männer wortlos den Vorraum bis zur Garderobe. Sie gingen um den Tresen herum, vorbei
an unzähligen Kleiderhaken und gelangten an der rückwärtigen Wand zu einer Tür.
Flinsbach zog einen Schlüsselbund aus der Tasche und öffnete sie. »Ich geh mal voraus«,
sagte er. Hinter der Tür tat sich ein langer Flur auf, an den sich links offenbar
mehrere Büros anschlossen. Flinsbach knipste die Neonbeleuchtung an und eilte über
den gefliesten Boden. Fronbauer stellte fest, dass sie an fünf Türen vorbeikamen.
Die sechste schloss Flinsbach auf. Vor ihnen lag ein lichtdurchflutetes Büro. Die
Abendsonne schien durch das Fenster, die Luft war stickig und heiß.
Ein großer heller Schreibtisch stand an der
Stirnseite, umgeben von offenen Regalwänden. In eine Ecke war eine kleine Sitzgruppe
gezwängt. Fronbauer blieb für einen Augenblick unter der Tür stehen, ehe er sich
zögernd zum Schreibtisch bewegte. Ein modernes Telefon stand da, ein großer, flacher
PC-Bildschirm und daneben auf einem Tischchen der Laserdrucker.
Fronbauer zog die gut gefüllten Schubladen
heraus. Disketten, CD-ROM, Schreibmaterial, Schnellhefter mit handschriftlichen
Aufzeichnungen, mit Rechnungen und Autogrammkarten
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