Himmelsfelsen
jetzt
bald der Boss im ›High-Noon‹?«
»Ja, ich denke schon, aber ich glaub’, ich
bin nicht der geborene Disco-King.« Fronbauer lächelte und spürte, wie auch Susann
seine zarten Berührungen genoss.
»Warum denn nicht?«, fragte sie, »Du bist der
Chef und die anderen tanzen nach deiner Pfeife.«
»Ich hab’ meinen eigenen Job«, wurde Fronbauer
jetzt wieder etwas geschäftlicher, »ich kann das doch nicht nebenher managen.«
»Klar kannst du. Hast du dich noch nicht umgesehen?«
»Doch, ich war gestern Abend kurz dort, wollte
nur mal sehen, wie Gerald gearbeitet hat und ob er etwas für mich hinterlassen hat.«
Susann streichelte ihm über die Wange. »Und?«
»Nichts. Zumindest nicht auf den ersten Blick.
Ich war aber nur kurz in seinem Büro.«
»Und du willst mal genauer nachsehen?«
»Werd’ ich tun müssen«, sagte Fronbauer und
streichelte jetzt mit einer Hand ihren Oberschenkel. Sie schloss die Augen.
»Gerald war ein ordentlicher Mensch«, fuhr
sie dann beiläufig fort. „Aktenordner über Aktenordner.«
»Hab’ ich gesehen, ist mir aufgefallen«, sagte
Fronbauer und spürte ihren heißen Atem, »ich werde mich mal einlesen am Wochenende.«
»Du hast aber bisher nichts gefunden, was mit
seinem Tod in Verbindung zu bringen wäre?«, fragte Susann langsam und sanft.
»Nein, gar nichts«, erwiderte Fronbauer, um
dann ebenfalls langsam hinzuzufügen: »Bis auf den Eindruck, dass in zwei Reihen,
glaub’ ich, Ordner gefehlt haben.«
Susann rückte noch näher zu ihm heran. Er drückte
ihr einen Kuss auf die Wange.
»Wie meinst du das? Was hat gefehlt?«, flüsterte
sie.
»Nun es kam mir so vor, als ob ein oder zwei
Ordner gefehlt hätten. Irgendwie passten die Lücken nicht zu dem sonstigen Ordnungssystem.«
»Da kannst du ja nochmals nachsehen«, meinte
sie und drückte jetzt ihre Beine an Fronbauers rechtes Knie. Sie plauderten noch
eine Weile über die Diskothek und die Möglichkeiten, die sich darin für verliebte
Paare ergaben. Dabei tranken sie einen weiteren Campari und sahen die Dämmerung
über sich hereinbrechen. Grillen begannen zu zirpen, die ersten hellen Sterne funkelten
am Himmel. Fronbauer hatte seinen Stuhl dichter zu Susann gerückt, sodass sie an
seine Schulter lehnen konnte.
»Eine Disco bedeutet auch Nachtleben«, flüsterte
Susann.
»Natürlich«, brummte Fronbauer, »das gehört
dazu.«
»Da tauchen viele Menschen auf, einsame, verliebte,
traurige, depressive, Singles voller Hoffnung, voller Träume, Frauen, die ein schnelles
Abenteuer suchen, und wenn du der Chef bist, dann hast du auch gar nicht immer Einfluss
darauf, welche Gäste kommen.«
»Das ist mir klar«, meinte Fronbauer, »aber
ich denk’, dass es durchaus Instrumentarien gibt, das Image der Gäste zu beeinflussen.«
»Sicher«, pflichtete ihm Susann bei, »aber
es gibt auch seriöse Gruppen, die dennoch auf ihre eigenen Interessen aus sind.«
Fronbauer verengte die Augenbrauen. »Wie meinst
du denn das?«
»Prostitution«, erläuterte sie, »Frauen, ganz
seriöse. Sie sitzen da und bieten sich an. Keiner merkt es, und doch floriert da
ein Geschäft in der Diskothek.«
Fronbauer überlegte und erwiderte: »Solange
da keine schlagwütigen Zuhälter das Lokal tyrannisieren …«
»Ich sagte doch, alles ist ganz seriös. Nach
vorne hin alles okay«, redete sie weiter und kuschelte sich an Fronbauers rechte
Schulter.
»Aber …?«, fragte Fronbauer vorsichtig nach.
»Na ja«, überlegte Susann, »stell’ dir vor,
da nistet sich so eine Gruppe ein und macht Geschäfte.«
»Wie meinst du das? Zuhälter mit ihren Nutten?«
»Zum Beispiel. Das Nachtleben ist hart, sehr
hart, verstehst du? Wo viel Knete fließt, geht’s nicht gerade zimperlich zu.«
»Wem sagst du das?!«,stellte Fronbauer fest,
»aber wie darf ich das verstehen, was du da sagst? Was hat das mit dem ›High-Noon‹
zu tun?«
»Wäre doch denkbar, dass eine Gruppe auftaucht,
ein halbes Dutzend Frauen, ein paar Zuhälter. Sitzen da und die Frauen lassen sich
von den Gästen anlachen und kaufen …«
»Ein Puff ...?«,stellte Fronbauer fest.
»So könnte man es laienhaft ausdrücken«, lächelte
Susann und strich Fronbauer über die Brust, »aber es gibt ja weitaus seriösere Etablissements
…«
»Sofern man diese Branche so einstufen kann.«
»Alles eine Frage des Geldes«, meinte Susann
im Flüsterton.
»Da gebe ich dir Recht. Aber ich sag’ dir,
wenn’s denn so wäre, wenn sich solche Gruppen ansiedeln würden und
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