Himmelsfelsen
des Falles hierher gebeten«, erklärte er und wies darauf
hin, dass Häberle als erfahrener Kriminalist die Leitung der Soko übernommen habe.
Nach weiteren unverbindlichen Sätzen, die schließlich in der Hoffnung gipfelten,
die Medienvertreter mögen die Zeugenaufrufe wohlwollend behandeln, durfte der sichtlich
unruhige Häberle das Wort ergreifen.
»Wir sind einige Schritte weitergekommen«,
begann er. Ohne das große Immobilien-Objekt in der Langen Gasse beim Namen zu nennen,
erklärte er, dass es gewisse Zusammenhänge zwischen einem Investment-Projekt und
dem ermordeten Gerald Fronbauer gebe. Derzeit würden die Spuren geprüft. Häberle
verschwieg, dass der Gemeinderat nichtöffentlich getagt hatte. Sander nahm es wohlwollend
zur Kenntnis. Diese Details, die er von anderer Stelle erfahren hatte, würde er
exklusive vermelden können.
Dann kam Häberle auf jene Punkte zu sprechen,
zu denen sich die Soko Hinweise aus der Bevölkerung erhoffte: »Nachdem wir gestern
am späteren Abend im Bereich des Himmelsfelsens eine Fahrrad-Spur entdeckt haben,
stellt sich für uns die Frage, ob jemand am Morgen der Tat einen Fahrradfahrer gesehen
hat. Bei dem Fahrrad müsste es sich um ein ziemlich altes Modell handeln«, erläuterte
Häberle. »Wichtig wäre auch, ob so ein altes Fahrrad verschwunden ist. Denkbar,
dass solche Räder in alten Scheunen stehen oder in Hinterhöfen, oder auch in Kellern.«
Häberle machte eine Pause und wartete, bis die Journalisten diese Sätze zu Papier
gebracht hatten. Dann fuhr er fort: »Wir sind natürlich weiterhin an allen Beobachtungen
interessiert, die gestern früh im Bereich Stötten gemacht wurden.« Er berichtete
von dem Hinweis jenes Zeugen, der auf dem Wanderparkplatz gegenüber der Wetterstation
einen Mann gesehen haben will, der an einem dunklen Pkw hantiert hatte. »Auch dafür
suchen wir weitere Zeugen«, erklärte er.
Als Häberle mit seinen Ausführungen fertig
war, wollte die Journalistin der ›Stuttgarter Zeitung‹ wissen, um welches Investment-Projekt
es sich denn da handle. Häberle wich der Frage aus und deutete an, dass es sich
nur um vage Planungen handle, von denen er auch keine Details kenne. »Wir stehen
da erst am Anfang der Ermittlungen. Sagen wir mal so: Dieser Gerald Fronbauer hat
wohl mit dem Gedanken gespielt, auch in Geislingen geschäftlich tätig zu werden.«
Während Sander in der Redaktion den Aufmacher in die Computer-Tastatur
tippte, hatte Häberle die Führungskräfte seiner Sonderkommission zusammengerufen.
Es war inzwischen kurz vor sieben. Die Fenster des Lehrsaals standen noch immer
weit offen, der Verkehrslärm drang herauf. Im Laufe des Tages war die Hitze von
Stunde zu Stunde unerträglicher geworden. Linkohr und Schmidt saßen jetzt um die
Stirnseite einer der langen Tischreihen herum. Häberle hatte zwischen seinen Kollegen
Platz genommen. »Wir haben eine Menge Erkenntnisse gewonnen«, fing er an und blätterte
in einem Schnellhefter. »Ich hab’ das ungute Gefühl, als ob’s im Hintergrund um
sehr viel Geld gegangen ist«, stellte er fest.
»Wie immer«, knurrte Schmidt.
»Fassen wir doch einfach zusammen. Der Gerald
Fronbauer wollte offenbar in der Langen Gasse einen Disco-Schuppen bauen und hat
eine Münchner Baugesellschaft damit beauftragt, obwohl er einen Bruder hat, der
im Immobiliengeschäft tätig ist. Er kooperiert mit einem Architekten, diesem Menschen
in Aalen, der es wiederum auch mit dem Bruder Fronbauer zu tun hat«, resümierte
Häberle die Spuren des vergangenen Tages. »Diese Münchner Menschen kaufen für ihren
Auftraggeber alles zusammen, was sie sich in der Langen Gasse unter die Nägel reißen
können, obwohl die Kommunalpolitiker etwas ganz anderes vorhaben. Und just zu denen
gehört auch der Bruder Fronbauer. Da fügt es sich doch gut, dass in diesen Tagen
auch eine Erbtante das Zeitliche segnet und den beiden in der Langen Gasse ein riesiges
Anwesen zufällt. Nur dumm, dass jetzt der Disco-Bruder auch verstorben ist, und
somit das Erbe dem anderen Fronbauer alleine gehört.« Häberle machte eine Pause.
»Sie wollen damit aber nicht sagen, dass die
beiden Fronbauers ihre Erbtante gekillt haben?«,warf Schmidt stirnerunzelnd ein
und zwirbelte seinen Schnurrbart.
Häberle überlegte kurz. »Nein, eigentlich nicht.
Obwohl auch das noch eine Variante wäre, da gebe ich Ihnen Recht. Nein, ich gehe
davon aber nicht aus. Die alte Dame war schon so gebrechlich, dass sich deretwegen
das Risiko eines
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