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Himmelssöhne - Das Erbe der Asaru (German Edition)

Himmelssöhne - Das Erbe der Asaru (German Edition)

Titel: Himmelssöhne - Das Erbe der Asaru (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helmut Radlbeck
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diesen Tieren an deren Schicksal nichts ändern konnte. Die beiden besannen sich auf ihren Job und Jack begann, das Szenario im Bild festzuhalten. Als Grace sich das Mikrofon geschnappt hatte und nach einem Interviewpartner Ausschau hielt, erspähte sie nicht weit von ihr entfernt ein bekanntes Gesicht unter den Helfern. Es handelte sich um einen Greenpeace-Aktivisten, der sie vor nicht allzu langer Zeit bei einer Reportage über die Abholzung der brasilianischen Regenwälder unterstützt hatte.

    „Ian!“, schrie sie, machte dabei durch Winken auf sich aufmerksam.
    Der junge Mann erkannte sie sofort an der roten Mähne und dem Mikrofon in der Hand und kam auf sie zu.
    „Hallo, Grace! Klar, dass du dich hier herumtreibst, wenn es gilt, die Natur zu retten.“ Durch seinen dicken Neoprenanzug, der ihn vor dem kalten Wasser schützte, wirkte sein Gang etwas unbeholfen und plump. Er begrüßte die beiden mit einer freundschaftlichen Umarmung, jedoch auch mit sorgenvollem Gesichtsausdruck. „Habt ihr so etwas schon einmal erlebt? Ich nämlich nicht.“
    „Aber ich dachte, ihr hättet ständig mit gestrandeten Walen zu tun“, antwortete Grace.
    „Ja, schon, aber so viele wie diesmal waren es noch nie. Noch dazu in dieser Gegend. Schau doch mal die Küste entlang! Wale, so weit das Auge reicht. Diese Art kommt normalerweise nur im Nordpolarmeer vor, die hätten hier eigentlich gar nichts zu suchen. Und das ist nicht die einzige Katastrophe, seit einigen Tagen passiert das auf der ganzen Welt. Und wisst ihr, was das Seltsame an der Geschichte ist? Sie stranden überall nur an den Ostküsten und wir wissen nicht, weshalb. Habt ihr dafür eine Erklärung?“
    Grace konnte ihren Blick nicht von den geschundenen Kreaturen nehmen. „Kann sein“, antwortete sie nach kurzem Zögern.
    Ian sah sie verdutzt an. Er hätte nie damit gerechnet, auf diese hypothetische Frage tatsächlich eine Antwort zu erhalten. „Kann sein? Was soll das bedeuten? Weißt du etwa mehr als ich?“ Er wurde neugierig. „Los, erzähl schon!“
    „Na ja, völlige Gewissheit besteht nicht, aber wir haben ebenfalls ungewöhnliche Begebenheiten ans Tageslicht gebracht. Das seltsame Verhalten von Haustieren zum Beispiel. Die sitzen abends vor dem Haus und starren in den leeren Himmel, die Hunde heulen jämmerlich dabei. Und alle Planeten weisen eine Veränderung ihrer Umlaufbahn auf. Je kleiner, desto weiter weichen sie ab. Als ob draußen im All irgendetwas an ihnen zerren würde.“
    Jetzt wurde Ian hellhörig. „Verdammt noch mal, da könnte tatsächlich etwas dran sein. Wir haben Informationen vom geologischen Institut, dass der magnetische Nordpol seit einiger Zeit immer weiter nach Süden wandert, zig Meilen pro Tag. Wie es aussieht, steht uns wohl wieder ein Polsprung bevor. Das passierte schon sehr oft seit Bestehen der Erde, aber niemand weiß genau, wodurch das ausgelöst wird. Die Jungs sind auch nicht schlauer als wir. Und weil sich die Wale am Erdmagnetsystem orientieren, dachten wir, dass dies vielleicht der Auslöser sei.“
    „Das glaube ich kaum“, erwiderte Grace, „die Abweichung ist noch viel zu gering. Diese Tiere folgen einem ganz anderen Ziel. Da kommt etwas Großes auf uns zu, und dieses Etwas muss eine Anziehungskraft haben, die um ein Vielfaches stärker ist als die der Erde. Wahrscheinlich wird durch diese Quelle unser Magnetfeld aus dem Gleichgewicht gebracht. Diese Vermutung hat übrigens auch mein bester Freund Joe. Und der hat Ahnung davon, er ist technischer Leiter am Observatorium der Universität in Harrisburg.“
    „Haben die wirklich etwas gefunden? Du machst mir richtig Angst!“

    „Eben nicht! Die sehen nichts, weder mit optischen noch mit Radioteleskopen … jedenfalls bis gestern Abend. Observatorien auf der ganzen Welt halten Ausschau nach diesem Brocken. Aber man kann lediglich anhand der Abweichungen einiger Objekte eine Gravitationsquelle erahnen. Und ich bin mir sicher, dass die Wale sich daran orientieren!“
    „Oh Gott, ich glaube, wir kommen der Sache jetzt näher. Was mir aber noch Kopfzerbrechen bereitet, ist der ungewöhnliche Weg, den die Tiere im Verlauf eines Tages zurücklegen“, erklärte Ian, bückte sich und versuchte, seine Ausführungen mit einer Skizze bildlich zu vermitteln, die er mit dem Finger in den feuchten Sand pflügte. „Die schwimmen nämlich nicht in einer geraden Linie, sondern in halbkreisförmigen Bogen. Jeden Tag aufs Neue, und dabei bewegen sie sich immer weiter

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