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Himmelssöhne - Das Erbe der Asaru (German Edition)

Himmelssöhne - Das Erbe der Asaru (German Edition)

Titel: Himmelssöhne - Das Erbe der Asaru (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helmut Radlbeck
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nach Osten. Wir haben an einigen der Tiere Peilsender angebracht und können deren Weg genau verfolgen. Irgendwann erreichen sie den Strand und bleiben erschöpft liegen. Wenn wir sie ins tiefe Wasser schleppen, kehren sie nach kurzer Zeit unbeirrt zurück. Ein aussichtsloser Kampf.“
    Ian erhob sich und klatschte sich den Sand von den Händen, während Grace gespannt nach unten blickte und den Kopf drehte, um sich die Scharrzeichnung genauer anzusehen.
    Jetzt kniete sie sich nieder, steckte ihr Mikrofon am unteren Rand der Zeichnung in den Boden, fuhr die Linien mit ihrem Finger nach und sah zu Ian auf. „Das ist es!“, kam es begeistert aus ihr heraus. „Siehst du das? Die Tiere kommen von Norden herab und orientieren sich an diesem imaginären Punkt am Himmel.“ Dabei zeigte sie auf ihr Mikrofon. „Da sich aber die Erde dreht, bewegen sie sich zwangsläufig in einem Bogen.“
    Grace sprang trotz ihrer geschwächten Konstitution mit einem Satz nach oben und fasste Ian an beide Schultern. Sie sah ihm tief in die Augen und ihre Blicke vereinten sich im Ausdruck der tiefen Tragweite, die diese ungeheuerliche Entdeckung in sich barg. „Wenn du mir folgende Frage mit Ja beantworten kannst, dann wissen wir, dass in dieser Theorie zumindest ein Fünkchen Wahrheit steckt.“
    „Und die wäre?“
    „Schwimmen sie diese Bogen ausschließlich in der Nacht?“
    Ian sammelte für einen Moment seine Gedanken. „Ja, verdammt, du hast recht, die machen das tatsächlich erst nach Sonnenuntergang. Während des Tages verhalten sie sich völlig normal.“
    „Bingo!“, sagte Grace, sah Jack an und nickte ihm zu.
    „Wir müssen sehr bald wieder nach Hause, ich muss das unbedingt Joe erzählen.“
    Sie bückte sich und griff nach ihrem Mikrofon. „Kann ich dich dazu überreden, mir ein kurzes Interview zu geben? Ich meine wegen der Rettung der Wale.“ Dabei wandte sich ihr Augenmerk wieder auf das Ufer und sofort legte sich ein Ausdruck tiefer Betrübtheit wie ein Schatten über ihr Gesicht. Vor lauter Übereifer hatte sie für einen Moment das grausame Schicksal dieser Tiere vergessen. Dann stellte sie Ian einen ganzen Katalog an Fragen bezüglich der Versuche, die Meeressäuger zu retten und des selbstlosen Engagements, das die Helfer an den Tag legten.
    Wegen der zu erwartenden Verunsicherung in der Bevölkerung waren sich beide darüber einig, noch nichts über ihre Vermutung im Hinblick auf den mysteriösen Himmelskörper zu veröffentlichen. Mit reichlichen Informationen machten sich die beiden Reporter anschließend wieder auf den Weg nach Hause. Jack versuchte während der Fahrt, Grace davon zu überzeugen, ihren Verdacht über ein herannahendes Objekt doch publik zu machen. Doch das kam für seine Kollegin nicht infrage. Sie wollte keinesfalls schuld sein an einer Massenhysterie. Außerdem gab es noch keinerlei Beweise, es handelte sich lediglich um eine Vermutung.
    „Aber denk mal an die viele Kohle! Gesetzt den Fall, wir sind die Ersten mit dieser Meldung, und sei es auch nur eine Hypothese, alle Sender würden uns aus der Hand fressen. Die würden richtig viel dafür bezahlen, glaub mir! Du solltest auch an die Kredite denken, die auf deinem Haus lasten!“
    „Jetzt pass mal auf, mein Lieber! Geld ist nicht alles auf der Welt. Was willst du damit anfangen, wenn tatsächlich etwas auf uns zukommt und mit der Erde etwas Schreckliches geschehen würde? Oder durch eine Massenhysterie ein Bürgerkrieg ausbricht, oder weiß der Teufel, was noch alles passieren könnte? Da hilft dir dein bedrucktes Papier gar nichts!“ Sie schüttelte den Kopf.
    „Nein, du schneidest aus dem Material einen schönen Beitrag zum Thema Rettet die Wale , das wars! Man kann ja erwähnen, dass es mysteriöse Umstände gibt, die zur Strandung geführt haben, aber wir dürfen auf gar keinen Fall ins Detail gehen. Ein paar Dollar werden wir schon dafür bekommen. Wenn andere schneller waren, haben wir eben Pech gehabt. So ist das Leben!“
    „Okay, Boss.“ Jack zeigte Einsicht und respektierte die Bedenken seiner Kollegin.

    Die weitreichenden Entdeckungen, die Grace an diesem Tage zu eigen wurden, nagten fortwährend an ihrer Psyche. Die wildesten Szenarien flimmerten über ihr inneres Auge. Die Illusionen reichten von überschwänglicher Euphorie über die Aufdeckung der Ursache der mysteriösen Vorgänge bis zur Angst vor einer bevorstehenden Katastrophe. Wegen der Ungewissheit, ob Joe und Nico inzwischen zu neuen Erkenntnissen

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