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Himmelssöhne - Das Erbe der Asaru (German Edition)

Himmelssöhne - Das Erbe der Asaru (German Edition)

Titel: Himmelssöhne - Das Erbe der Asaru (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helmut Radlbeck
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    „Beweg dich nicht!“, schrie Willy ihr entgegen, so laut er konnte. Das Wissen um tiefe Spalten, die sich manchmal unter der Schneedecke verbargen, jagte ihm gehörige Angst ein. Er eilte zum Schlitten, löste die Haltegurte und griff sich die Aluminiumschiene. Dann rannte er, so schnell er konnte, zu Grace. Er legte die Rampe auf den Boden und schob sie ihr langsam entgegen. Doch die Aktion war umsonst, Grace bekam sie nicht mehr zu fassen. Die Schneedecke gab in kurzen, ruckartigen Bewegungen weiter nach.
    „Leg dich sofort hin, ganz flach!“, rief Willy ihr in Panik zu.
    Sie wollte seinem Rat folgen und bückte sich, als sie mit dem lauten Geräusch brechenden Eises unter der weißen Decke verschwand.
    „GRACE!“, schrie Willy aus Leibeskräften. Er hatte die schlimmsten Befürchtungen, wollte ihr sofort zu Hilfe kommen. Doch die Vernunft hielt ihn zurück. Er holte ein Seil aus seinem Gepäck, befestigte ein Ende am
    Motorschlitten und näherte sich vorsichtig der Bruchstelle. Dabei ließ er das Tau langsam durch seine Handschuhe gleiten. Immer darauf bedacht, kein unnötiges Risiko einzugehen. Was war mit Grace geschehen? War sie verletzt? Oder gar noch schlimmer, tot? Ein befremdlicher Gedanke, der ihm ungeheure Angst einjagte.
    Kurz vor der Bruchkante. Ein lautes Knacken. Auch er verlor den Boden unter den Füßen, sauste in die Tiefe. Er konnte das Seil durch die dicken Handschuhe nicht richtig greifen, fast ohne Halt glitt es durch seine Hände.

    Polternd schrammte er eine steil abfallende Schneewand entlang, bis er in weichem Matsch landete. Zum Glück überstand er die Tortur ohne Verletzungen. Nur die Handschuhe hatten sich durch die Reibung stark erhitzt. Er riss sie von seinen Fingern, kühlte seine Hände im Schnee.
    Es war sehr dämmrig, nur wenige Lichtstrahlen drangen von oben durch das Loch. Schlagartig kehrten seine Gedanken zurück. Wo war Grace? Sie konnte nicht weit von ihm entfernt sein. Hektisch begann er im Schneehaufen zu graben. Plötzlich spürte er etwas, grub weiter. Ein Handschuh. Grace! Der Arm von Grace. Wie von Sinnen räumte er die tödliche Last beiseite. Er keuchte vor Anstrengung, rief immer wieder ihren Namen.
    Grace bewegte sich, konnte sich mit Willys Hilfe aus ihrer misslichen Lage befreien. Sie schnappte nach Luft, blieb zunächst völlig entkräftet liegen.
    Willy war bestürzt. „Bist du verletzt?“
    Grace atmete schnell, wischte den nassen Schnee aus ihrem Gesicht. „Ich glaube nicht, aber ich wäre fast erstickt in diesem verfluchten Matsch.“ Sie blickte nach oben. „Das ist alles nachgerutscht, als ich schon hier unten lag.“
    Willy half ihr auf die Beine, doch dann fuhr ihm plötzlich ein schrecklicher Gedanke durch den Kopf. Die Elektronik in seinem Rucksack! Der Sturz! Funktionierte noch alles? Hektisch schob er den Ärmel seiner Jacke zurück und machte das Display an. Ein Stein fiel ihm vom Herzen, als die aktuellen Daten darauf erschienen. „Glück gehabt“, sagte er und schaute sich dann um, wo sie sich überhaupt befanden. Was er erblickte, raubte ihm den Atem. Mit großen Augen, den Mund weit aufgerissen, starrte er auf das riesige Gebilde, das in unmittelbarer Nähe langsam Gestalt annahm. Schemenhaft. Mächtig. Mit unbändiger Neugier ging er wortlos, fast mechanisch Schritt für Schritt darauf zu.
    Nichts hätte ihn in diesem Augenblick dazu bewegen können, seinen Blick abzuwenden.
    Grace bekam zunächst nichts mit, suchte verzweifelt nach ihrer Brille. Schließlich fand sie sie im Matsch, öffnete den Reißverschluss ihrer Jacke und rieb die Gläser mit ihrem Pullover trocken. Sie setzte sie auf, wollte ihre Jacke wieder zumachen. Doch zu ihrer Verwunderung verspürte sie eine angenehme Wärme, was ihr zuvor in der ganzen Aufregung gar nicht aufgefallen war. „Wo sind wir hier?“, brachte sie gerade noch über ihre Lippen, als sie, nach Willy suchend, in seine Richtung sah. Sie stand auf, erkannte den Grund seines Schweigens. Genau wie er, wurde sie von der Silhouette eines gigantischen Gebildes überwältigt. Mit kleinen Schritten folgte sie ihm, ihr Blick haftete an dem Objekt. Sie blieb neben ihm stehen.
    Nie zuvor in ihrem Leben waren so viele Gedanken gleichzeitig durch ihren Kopf geschwirrt. Sie hatten ihr Ziel erreicht. „Wow!“ Ein kurzer Blick zu Willy. „Die Basis!“
    Willy nickte fast unmerklich, der Anblick dieses Objekts aus einer anderen Welt raubte ihm für einen Moment die Sprache. Die Aufregung ließ sein

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