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Himmelssturz

Himmelssturz

Titel: Himmelssturz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
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dichtmachen sollen.«
     
    Als sich die Rockhopper vier Stunden später vom Kometen entfernte, hatte ein Roboter längst die Demontageunterstützungseinheit in den Schacht geworfen, den Parry für den Massentreiber gegraben hatte. Der nukleare Sprengkopf stammte aus Militärbeständen und war aus einer vierzig Jahre alten NATO-Atombombe vom Typ Bush III MIRV recycelt worden. Er war auf die maximale zivile Leistung von zehn Megatonnen eingestellt.
    Der Komet wurde sauber zerlegt.
    Dieser Eisbrocken würde niemand anderem in die Hände fallen.

 
Drei
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    »Das ist die letzte gute Nahaufnahme, die wir haben«, sagte Bella. »Sie ist ungefähr ein Jahr alt, als ein Frachter bei einem routinemäßigen Swingby-Manöver in die Nähe von Janus kam.«
    Das Objekt, das an der Wand dargestellt wurde, war von unregelmäßiger Gestalt. Die weiteste Ausdehnung betrug zweihundertzwanzig Kilometer und der kleinste Durchmesser einhundertsechzig. Die Oberfläche war zerfurcht, und es gab ein paar flache Krater. Das Eis war von stumpfgrauer Färbung, ähnlich wie Schnee, der sich am Straßenrand gesammelt hatte.
    »Wie kommt ein Schlepper dazu, dort Fotos zu schießen?«, fragte Svetlana.
    »Die University of Arizona hat dafür bezahlt, dass er eine Kamera huckepack nimmt. Irgendein Student wollte seine Doktorarbeit über dynamische Eischemie abschließen. Es existieren viel bessere Aufnahmen und Karten, die das gesamte Ding bis zu einer Auflösung von ein paar Metern darstellen, aber das hier ist der jüngste existierende Schnappschuss.«
    »Sieht für mich immer noch wie ein ganz normaler Eisbrocken aus«, sagte Saul Regis.
    »Das war vermutlich Sinn der Sache«, sagte Bella. »Janus ist so ziemlich der letzte Ort im Sonnensystem, wo wir nach Spuren außerirdischer Intelligenzen suchen würden.«
    Nick Thale meldete sich zu Wort. »Wenn sie ihre Aktivitäten verschleiern wollten, warum haben sie sich dann etwas so Ungewöhnliches wie einen koorbitalen Mond ausgesucht?«
    »Ich weiß es nicht. Vielleicht weil sie dachten, dass wir aus genau diesem Grund keinen Verdacht schöpfen würden.«
    Nichts in diesem Bild deutete darauf hin, dass damit irgendetwas nicht stimmte. Es gab keine Anzeichen, dass sich knapp unter der Tarnung der Eisschicht außerirdische Technik verbarg.
    Regis tippte mit einem Schreibstift auf den Flextop, der auf seinen Knien lag. Er war ein kräftig gebauter Mann mit einem Kranz aus langem schwarzem Haar, das er als Pferdeschwanz trug. Sein Kinnbart lief in einen geflochtenen Zopf aus. »Ich bin mir nicht sicher, ob ich dir folgen kann«, sagte er. »Was soll so ungewöhnlich an Janus gewesen sein? Es gibt doch mehrere Monde aus Wassereis, die Saturn umkreisen, nicht wahr?«
    »Bei Janus liegt der Fall anders«, sagte Thale und wandte sich dem Robotikspezialisten zu. »Er befand sich fast auf der gleichen Umlaufbahn wie ein anderer kleiner Mond im Abstand von etwa zweieinhalb Saturnradien: Epimetheus. Einer der beiden war dem Planeten etwas näher, also bewegte er sich ein klein wenig schneller. Einmal alle vier Jahre überholte der schnellere den langsameren. Dann tauschten die beiden ihre Umlaufbahnen. Der schnellere Mond wurde zum langsameren und umgekehrt.«
    »Verrückt.«
    »In der Tat. Alle vier Jahre passierte das Gleiche. Die Monde tauschten ihre Rollen, wie Schlittschuhläufer beim Staffellauf.«
    Bella hatte vor dem Treffen alles darüber nachgelesen. »Das ist eine ziemlich ungewöhnliche Konstellation. Zumindest würde man nicht erwarten, dass so etwas zufällig geschieht, nur weil sich zwei unabhängige Monde auf der gleichen …«
    Sie hielt inne, weil sie genauso wie alle anderen die Erschütterungen bemerkt hatte. Das Wasserglas auf Bellas Schreibtisch zitterte.
    Sie sah Svetlana an. »Ist alles in Ordnung?«
    »Alles läuft nach Plan.«
    »Ich kann mich nur nicht erinnern, dass ich so etwas schon einmal erlebt habe.«
    »Damit müssen wir rechnen«, sagte Svetlana. »Die Maschinen laufen mit anderen Parametern.«
    »Also ist es nichts, worüber ich mir Sorgen machen muss?«
    »Nein. Das sind nur Verwirbelungen der Mischung in der Vorstufe der Brennkammer.«
    »Gut«, sagte Bella, aber genauso wie alle anderen – mit Ausnahme von Svetlana – war sie gerade nachdrücklich daran erinnert worden, dass sie sich nicht in einem anonymen Bürogebäude aufhielten, sondern an Bord eines fünfzigtausend Tonnen schweren Raumschiffs mit Nuklearantrieb, das sich mit durchgetretenem Gaspedal dem

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