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Himmelssturz

Himmelssturz

Titel: Himmelssturz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
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freiwillig bereit, für die Gruppe zu sprechen. Bella fasste Parry Boyce ins Auge. Seine Leute waren die Arbeiter, die tatsächlich in die Kometen hineinkrochen, Proben vom Kern nahmen und sich die beste Methode ausdachten, wie die sperrige Masse des Treibers verankert werden konnte, wenn es sich lohnte, den Kometen zur Erde zu steuern. Sie waren zäh, und sie stellten den größten und unberechenbarsten Anteil der Besatzung.
    Unter seiner roten Tauchermütze ließ Parrys freundliches Gesicht keine Regung erkennen.
    »Nun?«, hakte sie nach.
    »Ich habe eine leichte Mehrheit für die Jagd auf Janus«, sagte er, »verteilt auf die maritime und die orbitale Fraktion, mit einem hauchdünnen Vorsprung der Orbitalen.«
    »Was meinst du?«
    »Ich finde, wir sollten es tun. Ich halte es für Wahnsinn, aber wir sollten es trotzdem tun.«
    »Du hast dir sehr viel von diesem Kometen versprochen«, sagte Bella.
    »Es gibt noch viele andere. Aber einen zweiten Janus wird es wohl nie geben.« Sie dachte, Parry wäre fertig, nachdem er das Votum abgegeben hatte, aber nach einer kurzen Pause sprach er weiter. »Trotzdem wollen wir Garantien. Wir möchten die Verdreifachung der Gefahrenzulage schriftlich haben. Wir wollen, dass sie ausgezahlt wird, auch wenn wir durch irgendetwas daran gehindert werden, in die Nähe von Janus zu gelangen.«
    »Wir müssen starten, bevor ich irgendeinen dieser Punkte bestätigen lassen kann«, sagte Bella.
    »Gut. Aber wenn uns die Bedingungen nicht passen, nachdem sie schwarz auf weiß vorliegen, drehen wir ohne weitere Diskussion um.«
    »Damit kann ich leben«, sagte Bella, bevor Schrope die Gelegenheit zum Widerspruch erhielt.
    »Das heißt, kein juristischer Scheiß im Kleingedruckten.«
    »Gut. Sonst noch etwas?«
    »Nur eine Kleinigkeit.« Er reichte ihr seinen Flextop. Bella blickte auf die Zahlen, die Parry aufgerufen hatte: eine ansteigende Kurve der Gefahrenbewertung in Abhängigkeit von der Nähe zu Janus, die weit über die Prämie hinausging, die sie in der Sporthalle angeboten hatte. »Sie ist nicht verhandelbar.«
    Wortlos gab Bella den Schirm an Schrope weiter, der einen Blick darauf warf und eine säuerliche Miene aufsetzte.
    »Das sind Bedingungen, die die Firma in den Bankrott treiben werden.«
    »Die Firma will, dass wir es machen«, sagte Parry lässig. »Wenn sie der Meinung ist, dass wir unsere kostbare Zeit Janus widmen sollten, muss sie auch dafür zahlen.«
    »Wenn die Firma euretwegen bankrott geht, werdet ihr nach dem Abschluss der Mission eure Arbeitsplätze verlieren«, sagte Schrope.
    »Der Punkt ist, dass wir dann keine Arbeitsplätze mehr brauchen«, sagte Parry.
    Bella rieb sich die Augen. »Du solltest auf Craig hören«, sagte sie. »Hier geht es nicht nur um die Firma. Wir sind nur zufällig das einzige Schiff, das eine Chance hat, die Aktion durchzuziehen. Dass das Logo einer bestimmten Firma auf den Rumpf gemalt ist, spielt keine Rolle. Wir repräsentieren die gesamte Menschheit.«
    Parry lachte sie aus. Alle lachten sie aus. Sie kam sich wie ein Kind in einem Raum voller Erwachsener vor, das gerade etwas sehr Naives und Rührendes gesagt hatte.
    »Ich meine es ernst«, sagte sie und spürte, wie sich ihre Wangen röteten.
    »Wir genauso«, erwiderte Parry mit einem Achselzucken. »Todernst.«
    »Parry hat die Sache genau berechnet«, sagte Denise Nadis, die Leiterin der Massentreibereinsätze. »Demnach bleiben wir alle im Plus. Niemand wird nach dieser Sache bankrott sein.«
    Bella sah seufzend ein, dass es keinen Sinn hatte, weiter über diesen Punkt zu diskutieren. Sie blickte sich zu den anderen Abteilungsleitern um. »Was hat deine Truppe gesagt, Denise?«
    Nadis beugte sich auf dem Roboterarm vor, den sie sich als Sitzplatz ausgesucht hatte. Sie war einunddreißig, eine kleine, lebhafte Schwarze mit langen roten Fingernägeln, die sie stets tadellos in Ordnung hielt, obwohl sie eine der besten Teleoperatoren an Bord des Schiffes war. Sie hatte eine Stupsnase, trug einen Augenbrauenring und Stammestattoos im Gedenken an ihre verstorbene Großmutter. »Meine Leute sagen mit überwältigender Mehrheit ›Nein‹. Wir schieben Eis. Das ist unser Job, deswegen sind wir hier. Aber wenn das Endresultat ›Ja‹ lautet, werden wir es unter den gleichen Bedingungen wie von Parry vorgeschlagen akzeptieren.«
    Bella wandte sich an den Glatzkopf, der neben Nadis saß. Es war Nick Thale, der bescheidene Leiter der geowissenschaftlichen Kometenerkundung. Thaies

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