Himmelssturz
Rand des interstellaren Raums näherte.
Sie waren jetzt seit drei Tagen unterwegs, und die Rockhopper hatte bereits dreizehnhundert Kilometer pro Sekunde zugelegt, in Relation zu ihrem vorherigen Kursvektor am Kometen. Sie flogen in einem flachen Winkel zur Ekliptik und bewegten sich fast geradlinig von der Sonne weg. In jeder Sekunde überquerten sie einmal den Golf von Mexiko und entfernten sich um dieselbe Strecke von ihren Geburtsorten. Und die Beschleunigung ließ sie ständig schneller werden.
Wenn sie Janus erreichten, hatten sie sich dreizehn Lichtstunden von der Erde entfernt. Dann würde es mehr als einen Tag dauern, bis sie eine Antwort auf eine Funkbotschaft erhielten. Und sie würden sich mit drei Prozent Lichtgeschwindigkeit bewegen – eine Zahl, die jeden von ihnen mit einer gehörigen Portion Gottesfürchtigkeit erfüllte. Drei Prozent Lichtgeschwindigkeit waren neuntausend Kilometer pro Sekunde.
Mit jeder verstreichenden Minute wuchs ihre Entfernung von der Erde mehr als der Abstand zwischen Erde und Mond.
Seit der Erschütterung waren ein oder zwei Minuten vergangen. Jetzt bewegte sich das Schiff wieder so ruhig wie eine Luxuslimousine. Alle warteten darauf, dass Bella weitersprach. Die gespannten Mienen waren eine nette Vorstellung, aber sie bezweifelte, dass sie tatsächlich überzeugt waren. Ihre Nerven waren bereits bis zum Zerreißen angespannt. Seit drei Tagen hatte das Schiff geknirscht und geächzt wie ein U-Boot, das sich der kritischen Tiefe näherte.
»Wo war ich stehen geblieben?«
»Bei Janus«, half ihr jemand auf die Sprünge.
»Richtig … richtig. Ich wollte darauf hinaus, dass wir bis vor vier Tagen eine gute Erklärung dafür hatten – dass die zwei Monde früher einmal Teil eines größeren Körpers waren.«
Auch Craig Schrope hatte seine Hausaufgaben gemacht. »Ein größerer Mond, vielleicht so groß wie Charon. Vor ein paar Milliarden Jahren wurde er von etwas getroffen und brach auseinander. Die zwei größten Brocken lösten sich und folgten einer nahezu identischen Umlaufbahn.«
»Deshalb die koorbitalen Monde«, mischte sich Bella wieder in die Diskussion ein. »Aber das Janus-Ereignis zeigt, dass es nicht so passiert sein kann. Alles sah nach einem solchen Fall aus, aber die Konstellation ist ohne Zweifel künstlich. Ein Artefakt, das einen natürlichen Eindruck erwecken soll.«
»Bevor jemand danach fragt«, warf Schrope ein, »in diesem Moment wird Epimetheus gründlich von mehreren Teams untersucht.«
»Mit Glacéhandschuhen, hoffe ich«, sagte Nick Thale.
»Ich denke, wir können davon ausgehen, dass man jede gebotene Vorsicht walten lässt«, sagte Bella. »Auch wenn sie unangebracht erscheint. Bisher wurde nichts festgestellt, was darauf hindeutet, dass Epimetheus etwas anderes ist, als es den Anschein erweckt. Sofern es dort keine außergewöhnlich gut getarnten Mechanismen gibt, ist es nicht mehr und nicht weniger als ein Eisklumpen.«
»Wir vermuten«, sagte Schrope, »dass Epimetheus ein ganz gewöhnlicher Satellit ist. Das Janus-Artefakt muss von außen in das Saturnsystem gelangt sein, mit genau abgestimmter Umlaufbahn, sodass sich die koorbitale Konstellation bildete, von der wir angenommen haben, sie erklären zu können.«
»Also gibt es noch mehr solcher Konstellationen?«, fragte Parry.
»Nein«, antwortete Schrope, »zumindest nicht in unserem Sonnensystem. Janus und Epimetheus waren die einzigen zwei Monde, die eine derartige Konstellation bildeten.«
»Und anderswo? In anderen Systemen?«
»Unsere Daten sind nicht genau genug, um es sagen zu können«, erklärte Bella. »Wir haben Bilder von einigen jupiterähnlichen Riesen in benachbarten Systemen, auf denen wir größere Stürme, Ringkomplexe und titangroße Monde erkennen können, aber janusgroße Objekte können wir immer noch nicht auflösen.«
»Mit anderen Worten, es könnte sich um einen einmaligen Fall handeln«, sagte Parry.
»Genauso gut könnte es so normal sein, dass man erwarten kann, in jedem Sonnensystem ein oder zwei koorbitale Komplexe zu finden«, sagte Bella. »Zum gegenwärtigen Zeitpunkt wissen wir es einfach nicht.«
»Aber es könnte etwas Ungewöhnliches sein«, bohrte Parry weiter, »und in diesem Fall würde es danach aussehen, dass es der Sinn der Sache war.«
Bella beugte sich interessiert vor. »Du meinst so etwas wie eine kosmische Telefonkarte?«
»Ich will nur darauf hinaus, dass wir nichts ausschließen sollten.«
Sie nickte ernst. »Parry hat
Weitere Kostenlose Bücher