Himmlisch Verliebt
Erinnerung daran ist jedoch in mein Gehirn eintätowiert.
Wie betäubt nehme ich mein Blatt entgegen. Meine Hand zittert. Ich bin noch nicht bereit für diese öffentliche Untersuchung. Ich fühle mich wie ein Politiker vor Gericht. »Bist du sicher, dass keine anderen im Ordner waren?«, frage ich Phil unglücklich.
»Nur die von letzter Woche –«
»Moment mal.« Mr Harris hebt seine Hand. Er hat sich schon in den Artikel vertieft.
Ich sehe mich im Raum um. Will liest. Jeff auch. Davids Blick ist bereits auf den unteren Teil des Blattes gerichtet. Sam nickt mit dem Kopf, während sein Blick über die Zeilen fliegt. Sogar Cindy hat anscheinend schon ein ganzes Stück gelesen. »Ich finde ihn gut«, sagt sie und schaut hoch.
Vor lauter Angst, umzufallen, fasse ich nach meinem Stuhl. Ich zittere.
»Er ist großartig!« Mr Harris wedelt mit seinem Blatt. »Wer hat ihn geschickt?«
Cindy zuckt mit den Schultern. »Auf der Mail stand nur Newshound 95 .«
Will zieht die Luft ein, und ich schaue ihn gespannt an, bemüht, mein Herzklopfen zu ignorieren. Dann blickt er von der Seite auf. »Er ist echt .«
»Du findest ihn gut?«, platze ich heraus.
Er wirft mir seinen Diss-Blick zu. »Du etwa nicht?«
»Doch.« Ich starre auf meine Knie. »Doch, ich finde ihn gut.«
Jetzt äußert sich auch Sam. »Ich glaube, das würde einen tollen Leitartikel geben.«
Cindy nickt. »Er bedient alle Wünsche. Er ist interessant, ehrlich, gut geschrieben und betrifft jeden von uns.« Sie schaut Mr Harris an. »Es war wirklich eine gute Idee, die Leser nach Einsendungen zu fragen.«
Wow, sie ist schamlos. Sie hat die Idee gehasst, Leser für uns schreiben zu lassen. Ich warte darauf, dass Will – der allmächtige Herr der Wahrheit und Gerechtigkeit – sie zurechtweist. Aber er hält den Mund.
Plötzlich sind wir ein Team. Und mein Artikel wurde angenommen. Nicht, weil ich die beste Freundin der Chefredakteurin bin oder weil ich hirnlosen Trash schreibe, sondern weil Cindy, Jeff, Sam, David und Phil meine Arbeit mögen. Sogar Will mag sie. Stolz überkommt mich, doch im nächsten Augenblick ist er auch schon wieder verflogen. Ich habe den Artikel wegen Ben geschrieben. Da er im Krankenhaus liegt und gegen eine Infektion kämpft, die ihn töten könnte. Das Blatt Papier zittert in meiner Hand. Ich wünschte von ganzem Herzen, dieser Erfolg würde nicht auf seinem Leiden gründen.
[zurück]
DIE SONNE SCHEINT, offensichtlich dankbar, dass die Wolken sie einen Blick auf das Finale des Pokalspiels erhaschen lassen. Ich fühle Traurigkeit in meiner Brust aufsteigen. Ben sollte hier sein, im warmen Sonnenschein. Er sollte mir helfen, Tracy anzufeuern, anstatt in einem Krankenhausbett zu liegen und bei steigendem Fieber nach Luft zu schnappen.
Es ist Freitag nach der Schule, und ein sanfter Wind streift über das Feld. Eltern, die sich früher von der Arbeit aufgemacht haben, tummeln sich am Spielfeldrand. Ich entdecke Savannah auf der anderen Seite des Feldes. Sie weicht Jason Brown – einem Zehntklässler, der heute einer der Linienrichter ist – nicht von der Seite. Er ist definitiv datebar und das perfekte Gegenmittel zu Josh.
Ich stehe auf meinem Stammplatz, Jeff neben mir, die Hände in den Hosentaschen. Ich bin froh, dass er hier ist. Er weiß nichts von Ben. Und das fühlt sich gut an. Ihn nur so neben mir stehen zu haben, als wäre nichts geschehen, gibt mir das Gefühl, es wäre alles normal. »Wo ist dein Notizbuch?«, frage ich. »Schreibst du keinen Artikel über das Match?«
»Kein Bange«, versichert er mir. »Ich werde mich an jede Bewegung erinnern.«
Die
Green Park High
war schon seit Jahren nicht mehr in einem Finale. Das Team der Neuntklässlerinnen ist gerade das Thema der Schule. Ich habe sogar gehört, wie Tracys Name gestern auf dem Flur erwähnt wurde – von Leuten, die sie nicht einmal kennen.
Tracy hängt mit Karen, Jing-Wei, Anila und dem Rest ihres Teams am anderen Ende des Feldes zusammen. Ich checke die Gegnermannschaft. Das Team der
Stavely Grammar School
wärmt sich in der eigenen Hälfte auf. Die Mädchen sind alle etwa 1 , 80 m groß.
Green Park
wird von einer Horde Supermodels plattgemacht werden. »Die sehen gar nicht wie Neuntklässlerinnen aus«, flüstere ich Jeff zu.
Er grinst. »Vielleicht haben sie aus Versehen ihr Basketball-Team geschickt.«
Es kribbelt in meinem Magen, als sich die Spielerinnen aufstellen. Einen Moment lang denke ich nicht an Ben. Tracy steht
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