Hindernisse zum Glück (German Edition)
stellte die Verkaufspferde auf Auktionen vor. Paul war schwul und bekannte sich offen dazu . Genau seine Offenheit war es, wesh a l b Johann ihm in einem fast freundschaftlichen Verhältnis so nahe stand und ihm vertraute.
Dann war da Jeanette. Sie war 25 Jahre alt und seit neun Jahren als ungelernte Helferin auf dem Hof zum Misten, füttern und zur Pflege der Pferde angestellt. Auch zu ihr hatte Johann ein sehr lockeres Verhältnis und das obwohl - oder gerade weil sie ihn sehr an Michelle erinnerte. Es gab sogar hin und wieder Gerüchte, dass die beiden ein Verhältnis hätten. Johann kommentierte so etwas nie. Er fand den Gedanken, dass er genau wie seine Frau eine Liebschaft haben sollte, irgendwie spannend und es gab ihm ein Gefühl der Genugtuung.
Als Dritte im Bunde seiner Angestellten gab es noch Marie. Sie war wie Jeanette 25 Jahre alt, hatte eine abgeschlossene Ausbildung zur Pferdewirtin in Zucht und Haltung absolviert. Ihre Eltern hatten einen eigenen Zuchtbetrieb mit Landwirtschaft in Niedersachsen. Eigentlich hatte sie ein Jahr nach der Ausbildung, die sie in einem Dressurstall in Bayern gemacht hatte, bei Johann arbeiten wollen, um Erfahrung zu sammeln. Aber dann hatte ihr Bruder eine Reiterin geheiratet und den heimatlichen Betrieb übernommen.
Marie arbeitet seit 6 Jahren bei Johann und fühlte sich dort sichtlich wohl. Sie ritt ihm seine Pferde ab und war auf den Turnieren seine rechte Hand. Sie machte die Meldungen für ihn und Paul. Sie wusste, wann welches Pferd wie lange abgeritten werden musste.
Johann mochte sie und hatte zu ihr immer ein sehr gutes Verhältnis gehabt - bis zu einer Feier, die er im Aufenthaltsraum anlässlich seines Sieges in einem schweren Springen, der Klasse S, gegeben hatte. Jeanette und Paul waren längst zu Bett gegangen, während Johann und Marie über der zweiten Flasche Sekt saßen und mit viel Gelächter den Tag Revue passieren ließen. Plötzlich stieß Marie, während sie eine ausladende Geste mit dem Arm vollführte, die dreiviertel volle Sektflasche vom Tisch. Vor Schreck hatte sie einen spitzen Schrei ausgestoßen und sich die Hand vor den Mund gehalten. Johann war genauso erschrocken gewesen und hatte zunächst wie erstarrt auf seinem Stuhl gesessen. Doch dann hatte er über ihr verdutztes Gesicht lachen müssen und er sah in ihrem Blick, dass ihr diese Sache furchtbar peinlich war. Sie hatte auf einem Stuhl direkt neben ihm gesessen und er musste sich nur leicht vorbeugen, um sie zu berühren. Er streichelte ihr beruhigend über die Wange. „ Ist doch halb so schli mm! Ich wische das wieder weg!“ sagte er lächelnd. Dann hatte er ihre Hand genommen und sie beruhigend gestreichelt. Er berührte Marie oder auch Jeanette öfter auf diese Weise, wenn sie aufgeregt waren oder einfach, wenn sie sich foppten. Doch dieses Mal war etwas anders gewesen! Er hatte ihre Hand gehalten, sie hatte sich für einen Moment schweigend in die Augen gesehen. Johann hatte plötzlich den Drang verspürt, Marie an sich zu ziehen, sie zu küssen und den Rest der Welt zu vergessen. So schnell der Drang auch gekommen war, versucht er ihn zu ersticken. Johann war aufgesprungen und hatte hektisch begonnen nach einem Wischlappen zu suchen und säuberte den Boden. Marie hatte ihm stillschweigend beim Aufräumen geholfen, dann waren sie mit ei nem kurzen „Guten Nacht!“ ins Bett gegangen, er in sein Haus und Marie in ihre kleine Wohnung über dem Stall. Das war schon fast ein Jahr her und seitdem war er über jeden Moment froh, indem er sie nicht sah. Gleichzeitig war er aber auch unglücklich darüber, sie nicht zu sehen. Jeden Morgen im Spiegel besah er seine immer grauer werdenden Haare, die kleinen Falten um die Augen und das eingefallene Gesicht, das bezeugte, dass er zurzeit viel zu wenig aß. Er fragte sich, was wohl ein hübsches junges Mädchen mit so einem alten Knacker, wie ihm anfangen sollte. Es waren schließlich 20 Jahre Unterschied! Er könnte ihr Vater sein! Und immer wieder wurde ihm dabei schmerzlich bewusst, dass er bereits eine Tochter oder einen Sohn in Maries Alter haben könnte und er wurde wütend auf Michelle!
Überhaupt: Michelle! Marie war so anders als Michelle! Marie war eine richtige Pferdezüchtertochter. Sie war fleißig, störte sich nicht daran auch einmal schmutzige Arbeiten zu verrichten und außerdem hatte sie gutes Benehmen. Während Michelle versuchte feine Dame zu spielen und jede r spürte, dass sie aus einfach en Verhältnissen kam. Sie
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