Hingabe
gestellt.
Wie üblich überzog Herr Dr. von Hagen das Meeting um ein paar Minuten, dankte den Beteiligten und bat Lena, noch für ein kurzes Gespräch unter vier Augen zu bleiben.
„Sie wissen, wie zufrieden ich mit Ihnen bin. Ich habe von Anfang an ein gutes Gefühl damit gehabt, Ihnen diesen Job zu geben. Und es ist allgemein bekannt, dass wir noch einen Projektleiter für Berlin suchen. Wäre das nicht etwas für Sie? Überlegen Sie es sich bitte und sagen mir dann übermorgen Bescheid. Dass diese Position finanziell lukrativ ist, muss ichIhnen wohl nicht sagen. Ich denke, Sie sind bereit dafür.“
Das Lächeln gefror Lena für eine Winzigkeit, dann hatte sie sich wieder im Griff.
„Vielen Dank, Herr Dr. von Hagen. Ich weiß das Angebot sehr zu schätzen und werde es mir gut überlegen.“
Insgeheim jubilierte sie.
‚Berlin.‘
„Dann lassen Sie uns morgen Mittag gemeinsam essen und darüber sprechen, einverstanden?“
„Gerne, Herr Dr. von Hagen.“
Sie lächelten sich beide kurz an.
Dann verließ Lena den Besprechungsraum und machte sich auf den Weg zu ihrem Arbeitsplatz. Auf dem Weg dorthin sah sie kurz auf ihr Handy. Zwei Anrufe in Abwesenheit. Der erste von Unbekannt, das zweite von Marcus. Marcus. Sie konnte kaum abwarten, ihm von dem Angebot zu erzählen. Schon öfter hatten sie über die Möglichkeit gesprochen. Projektleitung in Berlin. Die Firma würde ihr ein Appartement anmieten, welches der Position angemessen war. An der Spree, in der Nähe des Regierungsviertels, oder wo auch immer es eine geeignete Wohnung für sie gab.
Sie war früher oft in Berlin gewesen und liebte diese Stadt mit ihren vielfältigen Möglichkeiten. Früher hatte die Stadt viel Charme, selbst durch die Mauer, heute war sie zwar fast ein Moloch geworden, aber mit nahezu unbegrenzten Möglichkeiten.
Als sie vor fünf Jahren in der Firma angefangen hatte, hatte sie immer wieder mal von der Möglichkeit zu träumen gewagt, in einer europäischen Hauptstadt zu leben und zu arbeiten. Als eine europäische Firma mit Hauptsitz in Hamburg und Filialen in Berlin, Wien, Paris und London musste das doch eines Tages mal klappen. Und nun war diese Chancegreifbar vor ihr.
Marcus würde sich genauso darüber freuen wie sie selbst. Vielleicht würde er sich auch einen Job in Berlin suchen, denn Zeit würde sie als Projektleiterin sicher weniger haben als jetzt und auch mehr Energie in den Job investieren müssen. Das war aber auch das Einzige, das wie ein Schatten auf diesem Angebot lag.
Lena setzte sich an ihren Schreibtisch, nahm den Hörer ab und wählte Marcus‘ Nummer.
„Guten Morgen, mein Schatz.“
Sie freute sich sehr, seine Stimme zu hören. Es war immer wieder ein schönes Gefühl, das sie durchströmte, wenn sie seine Stimme hörte, und sei es nur über das Telefon.
„Ich wollte dir etwas erzählen. Dr. von Hagen hat mir die Projektleitung in Berlin angeboten. Übermorgen soll ich ihm Bescheid geben, Wahnsinn, oder?“
Einen Augenblick war Stille auf der anderen Seite der Leitung. Dann klang seine Stimme begeistert und stolz:
„Super. Ich freu mich für dich.“
„Leider können wir uns erst abends ausführlich darüber unterhalten. Ich ruf dich heute Abend an, wenn ich zuhause bin, okay?“
Marcus wusste ja, wie es Lena auf der Arbeit erging. Sie verabschiedeten sich und legten auf.
War Marcus enttäuscht und hatte nur begeistert geklungen?
Bevor sie darüber sinnieren konnte, klingelte ihr Apparat erneut und Lena nahm ab. Ihre Arbeit ging weiter.
Wie Herr Dr. von Hagen beschrieben hatte – Lena beherrschte ihren Job. Nach einigen Minuten hatte sie die außergewöhnliche Begegnung des Morgens von sich geschoben und ging voll in ihrem Element auf. Kundentelefonate, Mitarbeitergespräche, Projektplanungen – ihr tägliches Brot.
Ihre Fröhlichkeit und ihre Fähigkeit, sowohl konzentriert zu arbeiten als auch die Kollegen und das gesamte Team mitzureißen, machten sie aus. Sie arbeitete ehrgeizig und für ihr Leben gern und dazu war ihre Beziehung mit Marcus ideal für sie: schöne, entspannte Wochenenden, in denen sie ihren Job fast gänzlich ausblenden und so die Zeit mit ihm umso mehr genießen konnte.
Marcus war ebenfalls im Büro tätig. Als Sachbearbeiter einer Versicherung fiel es ihm leicht, seinen Job nicht mit nach Hause zu nehmen und unter der Woche seine Freunde, seine Freizeitaktivitäten und sein Training im Fitnessstudio zu genießen. Er liebte Lena, wünschte sich immer mal wieder,
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