Hingabe
neben ihr saß und ihr zuschaute. Sie war mit sich alleine und flog ihrem Höhepunkt zu. Den erreichte sie wenig später mit einem lauten Seufzen. Ihre Beine bewegten sich etwas unkontrolliert, sie zuckte, warf den Kopf leicht hin und her. Und streichelte sich weiter, um die Welle noch mehr zu verlängern.
Als sie wieder zu sich kam, bemerkte sie, dass der Wagen gehalten hatte. In der Nähe vom Jungfernstieg, an einer belebten Straße. Sie schaute zu M. Er schien genau das beabsichtigt zu haben. Diesen Haltepunkt. Lena schaute auf. Auch jetzt konnte sie ihm nicht ins Gesicht sehen. Ihre Augen waren nach wie vor verbunden. Sie meinte zu spüren, IHN schon einmal gesehen zu haben. Nicht nur vor ein paar Tagen in dem Hotelzimmer, sondern auch im realen Leben. Aber sie forschte nicht deswegen. Sie wartete auf ein Anzeichen, dasses ihm gefallen hatte. Dass ER glücklich, zufrieden war.
„Du wusstest, dass die Scheiben des Taxis getönt sind? Keiner kann von außen in den Wagen blicken. Du wusstest das nicht. Und doch hast du mir vertraut.“
Seine Stimme klang wie immer neutral.
„Hates…“
Lena schluckte.
„Hat es dir… gefallen?“
„Wie könnte es mir nicht gefallen. Ich wollte, dass du mir zeigst, wie du dich streichelst. In einem Taxi. Du hast mir gezeigt, dass du es für mich tust. Auch wenn du mir nicht ganz vertraust, so hattest du die Hoffnung, es zu können. Das hat mir gefallen. Das, was ich gesehen und gehört habe, hat mir gefallen.“
Lena strahlte. Nur ihre Augen strahlten nicht. Sie waren ja hinter dem Tuch versteckt. Zum ersten Mal war eine Wärme und Geborgenheit in seiner Stimme. Das, was sie hörte und wie er es sagte, machte sie glücklich.
„Und nun?“
„Wie viel Kraft hast du in dir? Ich meine jetzt?“
M.s Stimme klang tatsächlich ein wenig besorgt.
„Ich muss morgen um acht im Büro sein“, entgegnete Lena frech.
„Du weißt, dass du dich überschätzt, Lena. Das, was du möchtest, und das, was du kannst, ist noch sehr unterschiedlich. Ich weiß, du wärest vor einer halben Stunde beinahe ausgestiegen. Und jetzt forderst du mich heraus?“
Touché. Kaum hatte Lena ihn keck provoziert, spielte er den Ball wieder zurück. War sie schon soweit? Was hatte er denn vor? Sollte sie noch warten? Wollte sie noch warten? Ließ er sie warten oder konnte sie selbst entscheiden. Den nächsten Schritt zu gehen. Welcher das auch immer war.
Sie schaute zu M.
„Ich weiß, dass ich nicht weiß, was gleich oder morgen passiert. Ich weiß nicht, was du tun möchtest oder vorhast. Aber ich vertraue dir. Ich weiß, dass du mich auffangen kannst. Ich weiß, dass du es auch tust. Mich auffangen, was auch immer sein wird. Ich glaube nicht, dass ich mich überschätze. Ich denke, dass du mich unterschätzt und dich auch. Weißt du, als ich dich das erste Mal gespürt habe, habe ich es gewusst. Ich habe gewusst, dass ich mich oben von der Klippe fallen lassen kann und du mich auffängst. Und um noch einmal auf deine Frage zu antworten. Ja, ich bin bereit.“
Auf einmal schienen die Rollen vertauscht. Lena saß im Licht, mit entblößtem Schoß, hatte sich eben vor seinen Augen befriedigt. Er saß im Halbschatten, hatte Ort, Zeit und Handlung bestimmt, und doch war er ihrem letzten Wort erlegen. Sie schenkte ihm sich selber. Sie hatte seine Einschätzung revidiert und ihm die Entscheidung abgenommen.
M. schwieg einen Augenblick. Dann schaute er in Lenas Richtung und nahm ihre Hand. Er hielt sie einen Moment stumm fest.
Dann hörte sie seine Stimme wieder.
„Wenn du mir dieses Geschenk machen willst, nehme ich es an.“
„Ich habe dir vertraut und tue es nach wie vor. Du hast mich immer aufgefangen. Also: Und nun?“
M. beugte sich nach vorne und klopfte an die Trennscheibe. Die Scheibe ging auf, Lena schaffte es gerade noch, ihr Bein vom Sitz zu nehmen und den Rock nach unten zu ziehen. Die Fahrerin beugte ihren Kopf leicht zur Seite, so dass sie M. sehen konnte.
„Fahren Sie uns bitte ins East.“
„Sehr gerne.“
In dieser kurzen Unterhaltung war keinerlei Vertrautheit auszumachen. Nichts deutete darauf hin, dass sich Fahrerin und Passagier kannten. Die Trennscheibe schloss sich wieder, und das Taxi setzte sich in Bewegung.
„Darf ich mein Höschen wieder anziehen? Willst du mir nicht die Augenbinde abnehmen?“
„Nein, noch nicht. Wenn die Zeit dafür reif ist, wirst du alles sehen.“
Lena legte die Hände auf den Schoß und wartete ab, was passieren würde.
„Ich muss
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