"Hinsetzen, anschnallen, Klappe halten!" - die unglaublichsten Mitfahrgeschichten
Fall, dass die Motorhaube nach vorne knallt.«
So sitzen wir also wie zwei Deppen mit Helmen im Auto, werden von allen Leuten am Heidelberger
Bahnhof mit seltsamen Blicken bedacht. Hoffentlich sind wir bald aus der Stadt raus, denke ich und sehne mich nach der Anonymität der Autobahn.
Denkste. Ausgerechnet heute geraten wir in einen Stau, stehen oder fahren im Schritttempo immer neben dem selben Auto, in dem sich zwei Kinder köstlich amüsieren, mit den Fingern auf uns zeigen und dadurch auch noch all jene aufmerksam machen, die uns bis dahin gnädigerweise übersehen haben. Während Rudi das sogar lustig findet, möchte ich mich einfach nur in Luft auflösen.
Petra
Vollgepackt mit tollen Sachen
Wenn ich mit meinem eigenen Auto fahre und Begleiter suche, schreibe ich seit einiger Zeit in meine Anzeigen, dass jeder nur einen kleinen Koffer oder eine kleine Reisetasche dabeihaben darf. Ich bin nämlich gebranntes Kind seit einer sonntäglichen Fahrt vor einem Jahr.
Die erste Mitfahrerin, Nadine, die an meinem Auto eintrifft, hat nur einen kleinen Rucksack und eine Handtasche dabei. Kurz darauf schleppt
Johann zwei Koffer an. »Sorry, ich komme gerade vom Flughafen und wollte mir die Bahnfahrt nach Heidelberg sparen.« Gut gelaunt hebt er sein Gepäck in den kleinen Kofferraum meines Ford Fiesta. Nach einigem Umschichten passt alles so einigermaßen, denn schließlich hat Nadine ja so gut wie kein Gepäck dabei. Doch dann trifft Susanne ein, und vorbei ist es mit meinem Optimismus. Wo soll ich jetzt noch eine große Reisetasche und zwei prall gefüllte Ikeataschen verstauen? Im Kofferraum bestimmt nicht. Also wird alles mit auf den Rücksitz gequetscht, wo Susanne ihrem wenig interessierten Nachbarn all die netten Babysachen aus den Ikeataschen zeigt, die sie kurz vor der Abfahrt schnell auf einem Babybasar für ihr Patenkind erstanden hat.
Nina
Mit Sack, Pack und Flachbildschirm
Am Hauptbahnhof München warte ich auf Carmen, damit wir endlich losfahren können und nicht zu spät in Heidelberg ankommen. Die beiden anderen Mitfahrer sind schon da. Zehn Minuten
nach der vereinbarten Zeit rufe ich sie auf dem Handy an.
»Carmen? Wo steckst du denn?«
»Ja«, keucht sie außer Atem. »Ich hab gerade so lange an der Kasse angestanden, tut mir leid. Bin in drei Minuten da.«
So warten wir zu dritt weiter geduldig, als plötzlich eine junge Frau auf High Heels auf uns zueilt, die ein Riesenpaket auf ihren Armen balanciert. Ein Flachbildfernseher, wie wir der Aufschrift entnehmen. Hustend und verschwitzt stellt sie das Monstrum vor unseren Füßen ab.
»Sorry, ich konnte nicht anders. War gegenüber bei Karstadt im Angebot, da musste ich einfach zuschlagen.«
Welches logistische Problem das für mich und meinen kleinen Ford Fiesta bedeuten könnte, daran hat sie offenbar nicht gedacht. Jedenfalls wandert so einiges aus dem Kofferraum zwischen die Füße der Mitfahrer, um Platz zu schaffen für Carmens Schnäppchen.
Nina
Auf Umwegen zum Ziel
»Jetzt beschleunigen wir auf Tempo 80.«
Crash-Kurs
Zwar ist es mir im Prinzip zehnmal lieber, mit vorsichtigen Menschen sicher ans Ziel zu gelangen, als mit rücksichtslosen Rasern um mein Leben zu bangen, doch es gibt Ausnahmen, die diese Regel bestätigen. Eine davon heißt Iris.
Bei herrlichem Sonnenschein starten wir zu viert unsere Fahrt von Duisburg nach München. Am Steuer die etwa 40-jährige Iris, daneben ihr Freund Jürgen und links von mir Biostudentin Carina.
Schon auf dem Weg vom Bahnhof zur Autobahn zeigt sich, dass wir es mit einer überaus
korrekten Verkehrsteilnehmerin zu tun haben. Wir gurken nämlich im Schneckentempo hinter einem Radfahrer her, weil wir beim Überholen die durchgezogene Linie leicht überfahren könnten, wie Iris uns belehrt. Überhaupt scheint sie es zu lieben, alles und jeden zu kommentieren.
»So«, sagt sie beim Auffahren auf die Autobahn, »jetzt beschleunigen wir auf Tempo 80.« Oder: »Nun blinken wir und fädeln uns in den Verkehr ein.« Ich werfe Carina einen irritierten Blick zu, doch die zuckt bloß mit den Schultern.
»Na, das hat ja schon mal prima geklappt«, redet Iris weiter vor sich hin. Was erwartet sie, denke ich, Applaus vielleicht? Wie dieses alberne Geklatsche bei der Landung eines Urlaubsjets?
Das gleichmäßige Fahrtempo schaukelt mich bald in den Schlaf, doch eine Vollbremsung reißt mich jäh heraus. »Huch«, höre ich. »Ich habe das Tempo-80-Schild zu spät gesehen.«
»Das gilt doch
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