"Hinsetzen, anschnallen, Klappe halten!" - die unglaublichsten Mitfahrgeschichten
wird ihn schon adoptieren.«
Ich bin absolut dagegen, werde aber von den anderen überstimmt. Also lassen wir Hasi auf seinem Stuhl sitzen und rennen zum Auto.
Gerade will ich zurücksetzen, als es an die Scheibe klopft. Ich gucke geradewegs in Hasis Augen, der im Arm eines Mannes hängt. Ich kurble die Scheibe runter. »Mensch, Sie hätten beinahe Ihren Hasen vergessen!«, erklärt der Finder außer Atem.
Petra
Er hat die Rechnung ohne die Mitfahrer gemacht
Es schien ein guter Deal zu sein. Geboten wurde eine kostenlose Fahrt von Duisburg nach Frankfurt, erwartet wurde ein bisschen Unterstützung beim Ausladen. Kleinigkeit, dachte ich und ging auf das Angebot ein.
Doch ich staune nicht schlecht, als ich den Van sehe. Bis unters Dach stapeln sich Kisten, ein Fahrrad, ein Bügelbrett, unzählige Tüten, Koffer, Reisetaschen, Bettdecken, ein Gitarrenkoffer, paarweise zusammengeknotete Schuhe und Pflanzen. Wo da noch drei Menschen Platz finden sollen, ist mir schleierhaft. Außer mir haben zwei andere Frauen dem Gratistransfer nicht widerstehen können.
»Ihr seid ja zum Glück nicht dick«, begrüßt uns der muntere Lockenkopf, der sich als Patrick vorstellt.
»Nee, das nicht, aber selbst für Bohnenstangen ist ja kaum Platz«, meint Rieke, und Melanie stellt fest, dass das wohl der Haken bei der Sache sei.
»Sollen wir uns vielleicht aufs Dach legen?«, frage ich.
Der Gelockte zündet sich seelenruhig eine Zigarette an. »Ihr hebt einfach die Kisten vom Rücksitz, macht es euch hübsch bequem und nehmt die Kartons auf den Schoß.« Er zieht an seiner Kippe. »Ich rauch schnell eine, und dann kann es auch schon losgehen.«
Unter Kopfschütteln und leisen Verwünschungen schaufeln wir die Rückbank einigermaßen frei, um dann alles Beiseitegeräumte auf den Schoß zu nehmen: hier eine Kiste, dort eine Topfpflanze, zwischendrin ein Verstärker. Solchermaßen zugemüllt starten wir Richtung Frankfurt und ahnen nicht, dass das Schlimmste noch vor uns liegt. Patrick flötet die ganze Zeit gut gelaunt vor sich hin und scheint stolz auf seine geniale Idee zu sein. »Ich fahre, ihr schleppt. Und dafür zahlt ihr nichts. Ist doch fair, oder?«
Langsam dämmert’s uns. »Wie, schleppen?«, fragt Rieke rechts von mir, die eine Sammlung klappernder Porzellanteile und Bestecke umklammert.
»Na ja, das Zeug muss immerhin in den dritten Stock.«
»Was? Ich hab heute noch ein Bewerbungsgespräch«, flippt Melanie zur Linken aus und linst verärgert durch die Wedel einer großen Palme.
»Ich kann da doch nicht völlig durchgeschwitzt ankommen.«
»Und ich kann sowieso nichts schleppen. Ich habe Rückenprobleme«, sage ich schnell.
Seufzend schaut der lockige Patrick in den Rückspiegel und sieht drei missmutige Gesichter. »Okay, Mädels, unter diesen Umständen ist aber nichts mehr mit gratis. Dann kostet der Spaß fuffzehn pro Nase.«
Selten bin ich so bereitwillig auf eine Zahlungsaufforderung eingegangen. Wir umarmen Kisten, Töpfe und Pflanzen und nicken uns fröhlich und unsagbar erleichtert zu.
Petra
Die längste Fahrt Deutschlands
Die Umwelt schonen, Geld sparen, Leute kennenlernen – darum geht es bei Mitfahrgelegenheiten eigentlich. Kaum jemand hofft, dadurch reich zu werden. Bis auf ein paar Geschäftstüchtige, die hier eine Marktlücke entdeckt zu haben glauben. Es ist Sonntag kurz nach 18 Uhr, ich warte bereits seit einiger Zeit am vereinbarten Treffpunkt und bin unruhig, weil ich unbedingt am nächsten Morgen in Heidelberg sein muss. Also rufe ich an. »Hi, hier Petra. Ich stehe am Essener Hauptbahnhof und warte.«
Fahrer: »Ja, gib mir zwei Minuten – komme gleich.«
Zehn Minuten vergehen, doch kein silberner VW Sharan fährt vorbei. Längs des Bürgersteigs tummeln sich mehrere Wartende, von denen meiner Einschätzung nach bestimmt ein oder zwei ebenfalls auf das Auto nach Heidelberg warten.
Um 18.20 Uhr will ich gerade noch mal bei ihm anrufen, als er mit quietschenden Reifen vorfährt. Aus dem Auto steigen sechs Leute aus, der Fahrer kassiert ab und holt Rucksäcke und Jacken aus dem Kofferraum. Ich wundere mich, denn die Fahrt, die online angeboten wurde,
ging nur von Essen nach Heidelberg. Wo der wohl vorher schon war?
Währenddessen traben nahezu alle an, die verteilt auf dem Vorplatz herumstanden. Insgesamt acht Leute! Angesichts der Tatsache, dass ich keine Wahl habe, meckere ich nicht, hoffe allerdings, dass er wenigstens mit dem Preis –18 Euro pro Kopf –
Weitere Kostenlose Bücher