"Hinsetzen, anschnallen, Klappe halten!" - die unglaublichsten Mitfahrgeschichten
»jeder braucht eine eigene Lebensphilosophie. In jeder Situation. Einfach immer. Dann ist man für alles gewappnet! Findet ihr nicht auch?«
Langes Schweigen, bis sich schließlich der Fahrer zu ihr umdreht. »Ja, ich habe auch eine Philosophie. Besonders fürs Autofahren. Sie lautet: Hinsetzen, anschnallen, Klappe halten!«
Nina
Die Verzichtserklärung
»Ach, bevor ich es vergesse: Würdet ihr mir bitte alle noch schnell diese Formulare unterschreiben? Im Fall eines Unfalls verzichtet ihr damit auf Schadensersatz«, erklärt die junge Autobesitzerin uns Mitfahrern auf einem Parkplatz im Münchner Norden und winkt mit den Formularen.
Als sie unsere erstaunten Gesichter sieht, beeilt sie sich hinzuzufügen, dass es sich lediglich um eine versicherungstechnische Formsache handle und vom ADAC empfohlen werde. So unterschreiben wir anstandslos.
Dem Start Richtung Heidelberg steht nichts mehr im Wege, und arglos setzen wir uns ins Auto, bis die junge Fahrerin uns nach wenigen Metern erklärt: »Ihr seid super – jetzt kann ich wirklich beruhigt losfahren. Nach meinen letzten zwei Unfällen will ich nämlich nicht schon wieder so einen Schlamassel erleben.«
Petra
Warten auf Valerie
Ein verregneter Freitagnachmittag. Ich hetze zu einem Treffpunkt im Münchner Norden, von wo es um 16 Uhr nach Heidelberg gehen soll. Ich treffe genau in dem Moment ein, als auch der schwarze Golf auf den Parkplatz fährt, und steige gleich ein, sichere mir meinen Lieblingsplatz hinter dem Fahrer, denn zum Reden habe ich heute keine Lust, möchte lieber ein Nickerchen machen. Kurz darauf trifft auch der zweite Mitfahrer, Klaus, ein und setzt sich neben Kevin auf den Beifahrerplatz. Wir quatschen ein bisschen über das miserable Wetter, während wir auf die Vierte im Bunde, auf Valerie, warten.
Nach zehn Minuten greift unser Fahrer schließlich zum Handy. »Hi, Kevin hier. Ich wollte mal fragen, wo du bleibst.« – »Was? 20 Minuten?« – »Das ist aber verdammt lang!« – »Warum hast du denn nicht Bescheid gegeben?«
Kevin schaut Klaus und mich kopfschüttelnd an. »Okay, ich frag die anderen, ob das klargeht.« Und fügt auf unser schicksalsergebenes Nicken hinzu: »Gut, wir warten.« Er legt seufzend auf.
Wir vertreiben uns die Wartezeit mit den beliebtesten
und dreistesten Ausreden fürs Zuspätkommen. »Musste noch als Zeuge bei einem Unfall aussagen« gehört ebenso dazu wie »Habe einer alten Dame noch nach Hause geholfen«. Komisch, dass in solchen Fällen offenbar immer auch die Handynetze versagen.
20 Minuten vergehen.
»Mal gespannt, wo sie jetzt ist«, sagt Kevin und greift erneut zum Handy. »Was? Noch eine Viertelstunde? – Ja, aber beim letzten Mal war von 20 Minuten die Rede … Du solltest also längst hier sein.« Kevins Stimme ist jetzt alles andere als freundlich. Noch fünf Minuten bis 17 Uhr und noch immer keine Valerie in Sicht. Inzwischen warten wir eine geschlagene Stunde.
Einige Minuten später flucht Kevin. »Wisst ihr was? Wir fahren jetzt!«
Er startet den Motor und macht die Scheinwerfer an, als im Lichtkegel vor uns plötzlich ein junges Mädchen mit Handy am Ohr gemächlich heranschlendert und die hintere rechte Tür öffnet, um einzusteigen. Ihr Gequatsche unterbricht sie nur kurz. »Kann losgehen«, verkündet sie, um sogleich unbeirrt weiterzutelefonieren. Kein Wort der Entschuldigung, keine Erklärung – ich kann es nicht fassen.
Kevin offenbar auch nicht. »Würdest du bitte noch mal kurz aussteigen«, sagt er betont freundlich.
»Hä?«, fragt die telefonierende Valerie irritiert.
»Bitte, steig einfach schnell aus, ja«, wiederholt er.
Gespannt beobachte ich das Geschehen, sehe, wie unsere säumige Mitfahrerin sich tatsächlich von ihrem Sitz schwingt und von draußen fragt: »Was nun?«
In diesem Moment ist es vorbei mit Kevins Höflichkeit. »Und jetzt machst du bitte die Tür zu«, schreit er sie an und gibt Gas, kaum dass die Tür ins Schloss gefallen ist.
Petra
Mit zehn fährt sie dann selbst
An einem Freitagnachmittag warte ich in Heidelberg auf drei Mitfahrer nach München, und wie immer rechne ich mit Studenten oder anderen jungen Leuten. Ältere Semester sind selten und Kinder erst recht. Diesmal allerdings taucht eine Neunjährige auf.
»Hallo, ich bin die Lena«, sagt sie und will flugs hinten einsteigen.
»Stopp, warte mal. Was machst du hier ganz alleine?«
»Na, ich fahr mit euch nach München! Ich hab dir doch eine E-Mail
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