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Hinter Jedem Konflikt Steckt Ein Traum, Der Sich Entfalten Will

Titel: Hinter Jedem Konflikt Steckt Ein Traum, Der Sich Entfalten Will Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Birgit Theresa Koch
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gegenseitigen Forderungen von »Du hättest, du solltest, könntest du nicht endlich mal!«. Es geht so viel Energie dabei verloren, wenn sie einander bekämpfen und sich dabei doch vor allem Trost wünschen und so zu sein, wie sie nun eben mal gerade sind.
    Tiefe Demokratie kann einen Weg zeigen, beide Tendenzen zu akzeptieren, die Traurigkeit über die Unvollkommenheit und das Bedürfnis, sie wieder loszuwerden. Dann könnte das Paar schneller aufhören, sich gegenseitig fertig zu machen und die Traurigkeit, die ja nun mal da ist, käme mehr zu ihrem Recht und könnte sich schneller wieder verabschieden. Während wir darüber sprechen und uns diese Perspektive anschauen, verändert sich die Haltung von Jürgen. Er ist erleichtert bei der Vorstellung, diese furchtbare Anstrengung, glücklicher zu sein, als es gerade jetzt möglich ist, könnte einer größeren gegenseitigen Toleranz weichen. Das freut ihn und macht schon ein ganz klein bisschen glücklicher.
    Ich erinnere mich an den italienischen Film Casomai von Alessandro D‘Alatri, der die Geschichte einer Hochzeit erzählt. In der Predigt des Pfarrers wird das Scheitern der gerade geschlossenen Ehe vorweggenommen.
Weil Liebe und Alltag so oft nicht zusammenpassen und ein junges Paar selten die Solidarität und Unterstützung bekommt, mit den Schwierigkeiten – den gegenseitigen Überforderungen, der beginnenden Sprachlosigkeit der Partner, dem ersten Betrug, den ersten Lügen, dem allmählichen, vielleicht jedoch nur vermeintlichen Verschwinden von Liebe – fertig zu werden. Der Pfarrer fragt die Hochzeitsgäste, wer da sein und helfen wird, diesen Leidensweg zu verhindern. Da niemand die Verantwortung übernehmen will, schickt er alle Verwandten und Freunde aus der Kirche heraus und traut das Paar alleine, weil das der Wirklichkeit des Paares noch am ehesten entspricht. Draußen beginnt eine Diskussion zwischen den Hochzeitsgästen, sie reden über ihre Einsamkeit, ihre Beziehungen und ihre Hilflosigkeit darin. Eine neue Begegnung entsteht aus der seltsamen Aufforderung des Pfarrers – ein wunderschöner Film. Ich erzähle Jürgen T. die Geschichte, sie berührt ihn und unterstützt die in der Sitzung besprochenen Gedanken und Betrachtungen.
    Es gibt Stimmungen und Ängste, die an vielen Stellen auftauchen und uns mit unseren Gemeinschaften verbinden.
    Viele Dinge, die mit uns passieren, Stimmungen, die uns überfallen, haben ja nicht nur mit uns und unserer Unfähigkeit zu tun, das besser in den Griff zu bekommen. Vieles in diesem Leben ist schwer und wird nicht besser oder leichter, wenn wir uns gegenseitig martern. Es gibt Stimmungen, Empfindungen, Ängste, die an vielen Stellen auftauchen, manchmal auch nichtlokale Phänomene, über die wir verbunden sind mit vielen anderen, die gerade jetzt und in dieser Zeit Ähnliches erleben.

Konfliktarbeit ist Friedensarbeit – sie fängt bei der eigenen Person an
    Ich möchte gerne noch einmal auf die Selbstliebe zurückkommen, die so schwer zu erlernen ist und doch so wichtig scheint wie ein Schlüssel zum Glück und die auch in Konflikten eine wichtige Rolle spielt. Es gibt so viele Bücher darüber, doch ich mag gar keins mehr in die Hand nehmen. Die Autoren dieser Bücher tun so, als brauche man Menschen nur mit den richtigen Glaubenssätzen zu füttern und schon werde alles gut: »Ich liebe mich selbst, ich lebe im Hier und Jetzt, ich freue mich über jeden Tag, ich begrüße alles, was mir begegnet.« Ja, das wäre wunderbar, wenn das so einfach ginge. Viele Menschen, die von sich denken, dass sie das alles schon beherrschen, haben oft kein Herz für die andere Seite, die in ihnen und in anderen schlummert, und träumen die Menschen in ihrer Nähe auf, aggressiv oder böse zu werden. Dann wird ihnen die eigene Aggression um die Ohren gehauen. Aber auch wenn sie die Selbstliebe und die anderen schönen Sachen schon beherrschen, könnten sie aufhören, die anderen damit zu traktieren. Sie könnten ihren psychologischen Rang – denn das ist es ja, wenn ich das alles schon kann – anerkennen und Mitgefühl dafür entwickeln, dass andere noch nicht so weit sind. Wenn sie so tun, als solle und könne jeder glücklich sein oder sich selbst lieben, wenn nur..., dann fördert das allenfalls Schuldgefühle, wenn es noch nicht so ist. Ich habe eine bekömmlichere Alternative: Tiefe Demokratie anderen und vor allem mir selbst gegenüber kann eine gute
Haltung sein, weil sie eine praktikable Form der Selbstliebe

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