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Hinterhalt am Schwarzen Fels

Hinterhalt am Schwarzen Fels

Titel: Hinterhalt am Schwarzen Fels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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Vans, den Leutke fuhr
— ohne sich ablösen zu lassen kam mit einer halben Stunde Verspätung. Der
zweite Van, den Westor und Vladowa abwechselnd chauffierten, hatte eine andere
Route genommen. Sie war nicht kürzer, führte aber nur über Schnellstraßen und
Autobahnabschnitte. Man kam rascher voran.
    Die Geiseln waren betäubt. Sie
hatten einen bitter schmeckenden Saft trinken müssen. Und waren fast
augenblicklich geistig weggetreten, hinübergeglitten in eine tiefe und anhaltende
Bewusstlosigkeit. Erst dann hatten die Terroristen ihre Masken abgenommen.
    Bei einem kurzen Halt schälten
sie sich aus den Kampfanzügen und zogen Zivilkleidung an. Die MPs blieben
griffbereit. Geredet wurde wenig.
    Galeb, der Kickboxer, hatte
seine Niederlage gegen Tim nicht verwunden. Mit grüngrauem Gesicht hing der
Gangster in seinem Sitz. Die Scham machte ihn kleinmütig, Wut vergiftete Blut
und Gedanken. Er malte sich aus, was er mit dem Bengel anstellen würde, wenn er
ihm noch mal begegnete.
    Die Rückfahrt verlief ohne
Zwischenfall. Sie machten weite Umwege, benutzten Nebenstraßen und
Schleichwege, hatten Glück und sahen keine Straßensperre und kein
Polizeifahrzeug. Der einzige Hubschrauber, der im Morgengrauen hoch über der
Autobahn flog, war ein Rettungshelikopter, der vermutlich an einen Unfallort
gerufen wurde oder bereits von dort kam.
    Der frühe Morgen war neblig.
Die Sonne versteckte sich. Der Unterströter-Hof lag einsam und wie verlassen in
entlegener Landschaft.
    Für die Kids waren zwei Verliese
vorbereitet: ungemütliche Räume im Kellergeschoss mit vergitterten Fenstern und
ausbruchsicheren Türen. Feldbetten. Decken. Ein primitives Klo am Ende des
Kellergangs. Alle Geiseln waren noch bewusstlos und wurden hinuntergeschleppt,
die vier Jungs in den größeren Raum, die beiden Mädchen in den anderen.
    Im Parterre-Wohnraum richtete
Westor das Wort an seine Leute. »Erster Teil der Operation ist also geglückt.
Jetzt igeln wir uns ein. Nächster Schritt sind die Verhandlungen. Telefonisch —
versteht sich. Aber nicht von hier aus. Wir benutzen öffentliche Fernsprecher
in der Stadt. Ich fahre jetzt los. Leutke und Gruber begleiten mich. Die Kids
werden zur Toilette müssen und Hunger haben. Setzt eure Masken auf, wenn der
Kontakt stattfindet.«

21. Die richtigen
Gedanken
     
    Der Bus kam ziemlich früh. Otto
Salowski, der Fahrer, war mit seinem Personenbrummi in der Nähe gewesen —
zufällig, hatte am Vortag Rentner/innen zu einer Kaffeefahrt chauffiert, wobei
man ihnen schundige Heizdecken und Schnellkochtöpfe zu überhöhten Preisen
andrehte. Dafür gab’s ein Schweinebraten-Mittagessen umsonst. Die Ruheständler
wussten, wie man mit ihnen verfuhr, nahmen’s aber hin, denn im späten Dasein
sind gesellige Events ziemlich selten.
    Jetzt fuhr die 9b in die
Millionenstadt zurück. Alle waren todmüde — und trübselig gestimmt.
    Wie die Anreise zu einer
Beerdigung, dachte Tim. Gaby schlief an seiner Schulter.

    Am späten Vormittag kamen sie
in der TKKG-Stadt an. Die Externen wurden am Getreide-Markt ausgeladen, ebenso
Landres. Schülermütter hatten sich dort eingefunden, auch Frau Glockner, auch
zwei Väter, die vermutlich selbstständig waren und über ihre Zeit verfügen
konnten. Tim, Karl und Klößchen begrüßten Frau Glockner und verabredeten sich
mit Gaby für nachher. Dann ging es weiter zur Internatsschule, wo Endstation
war für die Heimschüler.
    Im Adlernest packten Tim und
Klößchen ihre Sachen aus. Der TKKG-Häuptling warf ein T-Shirt und eine
Unterhose in den Wäschesack — die Sachen, die er letzte Nacht bei seinem Lauf
zur Jugendherberge durchgeschwitzt hatte.
    Klößchen verrollte sich auf
seinem Bett und schlief sofort ein.
    Tim hatte sich auf der
Tagesdecke ausgestreckt und starrte ins Leere. Erinnert euch!, befahl er seinen
grauen Zellen. Die schattenhafte Idee von letzter Nacht! Was ist das gewesen?
    In Gedanken rief er sich die
Ereignisse ins Bewusstsein, die Personen und was sich an sie koppelte. Und
plötzlich — er wollte gerade zur Uhr sehen — tauchte die Idee wieder auf: ein
Monster, ein gedankliches Ungeheuer, das sich aus einem Sumpf erhob.
    Tim sprang vom Bett und
schlüpfte in seine Baseballstiefel.
    »Klößchen! Hoch mit dir! Wir
müssen sofort zu Gaby. Unterwegs aus ‘ner Telefonzelle rufen wir Karl an. Pest
und Pocken! Ohne Handy fühlt man sich ja wie in Unterhosen beim Gottesdienst.«
    Sie holten ihre Tretmühlen und
Tim sauste voran wie der Sturmwind.

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