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Hinterher ist man immer tot: Roman (German Edition)

Hinterher ist man immer tot: Roman (German Edition)

Titel: Hinterher ist man immer tot: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eoin Colfer
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Gas, kaum dass der Junge weg ist, und wir beide wissen, warum. Er ahnt nichts von meiner Aversion gegen das Töten und ist überzeugt, dass ich ihn nicht am Leben lassen werde. Wenn Shea überlebt, ist er in dieser Welt der Schatten erledigt. Freckles aber würde niemals aufgeben. Er ist Ire wie ich, und wir verstehen es, nachtragend zu sein. In Bezug auf Rachefeldzüge lassen die Iren die Sizilianer wie Kanadier aussehen. Freckles wäre erst glücklich, wenn er mir meine Knie weggeschossen und mir meine Augäpfel zum Fraß angeboten hätte.
    Das heißt, wenn ich Glück habe, sind es die Augäpfel.
    Könnten auch meine Eier sein, will ich damit sagen.
    Ich weiß, ich hätte es lassen sollen.
    Der jüngst mit einem neuen Spitznamen versehene Benny T fürchtet also, der Nächste zu sein, und gibt Gummi. Nur mein in der Luke steckender Arm verhindert, dass ich nach hinten geschleudert werde.
    »Freckles, langsamer«, schreie ich. »Wir können uns was überlegen.«
    »Scheiß auf dich, McEvoy, du verfluchtes Arschloch«, sagt er. »Scheiß auf euch Dubliner Dreckschweine, alle zusammen.«
    Gemäß der Türsteherschimpfwortkategorien befinden wir uns jetzt ganz offiziell im roten Bereich.
    Ich schiebe meinen Arm weiter durch die Luke und bohre Freckles den Lauf in die Schläfe.
    »Vielleicht lasse ich dich ja mit einer Verwarnung laufen. Hast du dir das schon mal überlegt?«
    Freckles antwortet nicht, stattdessen macht er eine grimmige Miene und lässt den Wagen um neunzig Grad gegen den Uhrzeigersinn herumschleudern.
    »Das ist eine schlechte Idee«, sage ich vielleicht laut, vielleicht aber auch nur so vor mich hin.
    »Gefällt dir das, McEvoy? Hast du geglaubt, du bist der Einzige mit Eiern in der Hose?«
    Ich knalle Freckles die Pistole seitlich gegen den Kopf, aber der Schlag ist irgendwie kraftlos, obwohl ich schon am Limit bin. Ich sehe die Tachonadel Richtung hundertfünfzig zittern.
    Ich könnte rausspringen, aber bei diesem Tempo würde ich zerbröseln wie eine Salzstange. Ich hätte mit dem Jungen verhandeln sollen. Freckles weiß, dass ich’s nicht riskieren kann, solange er mit dem Fuß auf dem Gaspedal steht.
    Das Taxi fährt auf den wenig stabil wirkenden Pier zu, an dessen Absperrung ein Schild mit der Aufschrift KEIN ZUTRITT hängt. Was soll das denn für eine Sicherheitsmaßnahme sein? Ein bescheuertes Kid auf Rollerskates käme daran vorbei.
    »Ich bin bereit, McEvoy!«, kreischt Freckles, und ich sehe ihm an, dass er nicht klein beigeben wird.
    Ich muss ihn erschießen. Wenn er tot ist, kann’s nicht mehr schlimmer werden.
    Ich habe keine andere Wahl, als diese glupschäugige, rothaarige Kackbirne jetzt sofort zu erledigen.
    »Du tust es ja doch nicht, McEvoy«, schreit er triumphierend. »Dazu hast du nicht den Nerv.«
    Könnten wir an dieser Stelle kurz auf Pause gehen, würde ich erläutern, dass Freckles im Begriff ist, sich selbst zu töten, nur um nicht von mir getötet zu werden. Sicher gibt es bessere Arten der Problemlösung.
    Leider können wir hier nicht auf Pause gehen, deshalb muss ich entweder abdrücken oder baden gehen.
    Schieß.
    Du hast doch früher auch schon Leute erschossen. Weißt du noch, als du bei der Armee warst? Schwierig wird’s immer erst hinterher.
    Schieß.
    »Freckles«, schreie ich über das Geprassel des Schotters unter den Reifen und das Rauschen des Bluts in meinem Ohren hinweg. »Zwing mich nicht. Du bist doch Ire, wir kriegen das wieder hin.«
    Klar, wenn wir siebenhundert Jahre Zeit hätten.
    Zu spät. Jetzt sind wir auf dem Pier. Die Planken unter uns scheppern einen Trommelwirbel, meine Zähne klappern, und dann fliegen wir.
    Freckles lässt das Lenkrad los, als ob er Zeit hätte, sich mitten in der Luft rauszurollen oder sonst etwas Unmögliches durchzuziehen, es sei denn, er hätte eine App für Bullet Time auf seinem Handy, auf dem aber, als ich das letzte Mal nachgesehen habe, nichts Rassigeres zu finden war als Sofia, die Domina. Beim Aufprall hängen seine Beine aus der geöffneten Tür, und als eine riesige Wasserfaust dagegenknallt, wird Freckles mehr oder weniger in zwei Hälften geteilt.
    Wir kommen hart auf, die katastrophale Entschleunigung presst mich gegen die Trennwand, nimmt mir den Atem. Die Windschutzscheibe biegt sich nach innen und springt im Ganzen heraus, schwarzes Wasser stürzt in den gesamten vorderen Bereich mit Freckles’ Leiche. Die einzige Luftkammer ist der Rücksitz, deshalb sinken wir schnell.
    Ich habe schon Stunden in

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