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Hinterher ist man immer tot: Roman (German Edition)

Hinterher ist man immer tot: Roman (German Edition)

Titel: Hinterher ist man immer tot: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eoin Colfer
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Kitchen. Weißt du noch?«
    »Klar, da haben wir den Typen aus Cheers getroffen.«
    »Ja, nur dass er nicht aus Cheers war. Der war aus Home Improvement .«
    »Weiße Männer, schlechte Witze. Ist doch egal. Wann?«
    »Sobald wie möglich, ich bin vor dir da.«
    »Und wenn nicht?«
    »Wenn nicht, musst du den Fluss ausbaggern lassen.«
    »Den Fluss ausbaggern? Welchen Fluss? Was ist los, Dan?«
    »Kann ich dir jetzt nicht erklären, Ronnie, aber wir sind Freunde, okay? Du würdest doch auch sagen, dass wir Freunde sind, oder? Du würdest aufstehen und bei einem Gottesdienst oder so was Nettes über mich sagen.«
    »Ja, wir sind Freunde«, versichert mir Ronnie, aber sie klingt argwöhnisch, als würde sie einen Selbstmordgefährdeten überreden wollen, vom Dach zu steigen, also lege ich auf.
    Sie hat gesagt, wir sind Freunde, und das genügt mir.
    Das Wasser reicht mir jetzt bis zu den Knöcheln, und es fühlt sich eher nach Schlamm als nach Wasser an. Hier in der Gegend ist noch nie jemand zur Erfrischung in den Hudson gesprungen, aber ich kann noch nicht los, ich muss warten.
    Mein Handy macht mich darauf aufmerksam, dass ich eine Videobotschaft erhalten, aber noch nicht angesehen habe.
    Tommys Video.
    Da die Alternative das Video von Freckles als schwimmender Leiche ist, wähle ich den Clip, drücke auf Play, und was jetzt folgt, könnte das Gleichgewicht im Fall Mike Madden zu meinen Gunsten verschieben – sollte ich je lebendig aus diesem Unterwassersarg herauskommen.
    Das kurze Filmchen ist derart packend, dass ich darüber beinahe meine missliche Lage vergesse, doch dann gibt die kleine Luke nach, und stinkendes Flusswasser strömt herein. Innerhalb von wenigen Sekunden reicht mir die eisige Brühe bis über die Knie, und ein kackwurstartiger Fisch dreht Möbius-Schleifen zu meinen Füßen.
    Ich warte, bis ich den Kopf heben muss, um noch Luft zu bekommen, dann sauge ich meine Lungen voll Sauerstoff und ramme die Tür mit der Schulter. Zum Glück hat Freckles nach Sheas Abgang die Zentralverriegelung nicht noch mal aktiviert, und die Tür öffnet sich problemlos. Ich gleite in die Dunkelheit des Flusses und werde wie ein Staubkorn verschluckt. Wenn sich der Hudson mich jetzt einverleibt, wird kaum ein Wellenschlag an der Oberfläche verraten, dass ich je hier war.
    Seit wann bin ich denn so düster drauf? Und warum denke ich überhaupt übers Sterben nach? Im Training habe ich schon in voller Montur in sehr viel tieferen Gewässern gesessen.
    Ich bin im dunklen Wasser, aber über mir durchschneiden Strahlen aus rotem Sonnenlicht die Düsternis. Ich lasse sehr langsam Luft aus meinen Lungen entweichen, so wie ich es gelernt habe, und schwimme an die Oberfläche. Dabei fällt mir auf, dass der Sonnenuntergang aus dieser Perspektive ganz besonders zauberhaft aussieht.
    Bedenkt man, was in den letzten vierundzwanzig Stunden los war, dann ist jegliche Art von Sonnenaufgang höchst unerwartet und erfreulich.
    Ich erreiche die Wasseroberfläche, spüre den Protest von Muskeln, die ich seit Jahren nicht mehr benutzt habe. Ich bin nicht direkt für Unterwasserabenteuer gekleidet, aber ich möchte mich ungern von meinen Stiefeln trennen, die ich seit meiner Armeezeit trage, ebenso wenig von meiner Lederjacke, die ich einem Mann namens Anghel abgekauft habe, der als rumänischer Söldner für die christliche Miliz in Tibnin gearbeitet hat. Immer wenn ich mit Anghel Geschäfte machte, versprach er, später am Abend nicht auf mich zu schießen. Soweit ich weiß, hat er sein Versprechen gehalten. Leider konnte ich ihm nicht denselben Gefallen erweisen, und gegen Ende meines zweiten Einsatzes habe ich ihm eine Kugel ins Bein gejagt, weil er mit zwei Freunden auf unser Gelände eindringen wollte und dabei mir und meinem Spähtrupp in die Quere kam. Ich wollte ihn nicht töten, aber in Beinen gibt es jede Menge Venen, und eins führte zum anderen. Bevor ich wusste, wie mir geschah, hatte ich einen Mann getötet, mit dem ich mich seit zwei Jahren immer mal wieder wegen ein paar Kisten Kondensmilch verabredet hatte.
    Ich liebe die Jacke. Das Leder ist weich wie Butter.
    Das Wasser wird sehr schnell flacher, und meine Füße berühren schon den Boden, als ich an die Oberfläche komme. Ich entspanne mich und zögere den Moment hinaus, nur um mir selbst weiszumachen, ich hätte so was wie Kontrolle über mein Leben.
    Ich kann das Zittern nicht kontrollieren, das mich von Kopf bis Fuß ergreift, als ich durch den angeschwemmten

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