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Hinterher ist man immer tot: Roman (German Edition)

Hinterher ist man immer tot: Roman (German Edition)

Titel: Hinterher ist man immer tot: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eoin Colfer
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lebensbedrohlichen Situationen ausharren müssen, aber all das nutzt mir derzeit gar nichts. Jetzt kann ich nur versuchen, die Folgen des Aufpralls zu überstehen, und das Beste hoffen.
    Ich will atmen, aber meine Lungen versagen mir den Dienst, und ich stehe unmittelbar vor einem Panikanfall. Niemals gefunden zu werden erscheint mir keine freundliche Perspektive zu sein. Ich möchte nicht ewig als vermisst gelten, vorausgesetzt, jemand macht sich überhaupt die Mühe, mich vermisst zu melden. Die Vorstellung, einfach so zu verschwinden, vom Erdboden verschluckt zu werden, hat etwas Erschreckendes; bis das Wasser deinen Leichnam freigibt, bleibt nichts von dir übrig als algenbedeckte Knochen.
    Der Wagen kommt auf dem Flussbett auf, und durch den unsanften Aufprall springen meine Lungen wieder an. Jetzt, da mein Gehirn ein bisschen Sauerstoff hat, gehe ich zur Einschätzung meiner Lage über.
    Die ganze Sache ist lachhaft.
    Kommt schon. Ich sitze in einem Todestaxi auf dem Flussgrund und starre eine Wasserleiche an. Treibsand dringt durch die Fenster, und ein paar Fische, die aussehen wie Scheißwürste mit Flossen dran, kommen hereingeschwommen, um mal nach dem Rechten zu sehen.
    Meine Hand ist kalt. Warum ist meine Hand kalt?
    Weil sie in der Trennwandluke steckt, du Blödian, ansonsten wärst du längst ertrunken. Ich bin wie der Holländer, der seinen Arm in einen Deich gesteckt hat, nur dass es hier ein Taxi ist, kein Deich. Und ich bin natürlich auch kein Holländer.
    Freckles’ zerquetschte Leiche treibt nach oben, und wir befinden uns auf Augenhöhe, jeweils auf einer Seite der Scheibe. Seinen Gesichtsausdruck manischen Triumphs hat er im Tod beibehalten, und ich fühle mich wie ein Loser, obwohl er doch der Tote von uns beiden ist.
    Irgendetwas in Freckles’ Tasche leuchtet, und erstaunt stelle ich fest, dass mein Handy noch funktioniert und ich gerade einen Anruf bekomme. Zum Glück ist er noch in Reichweite, weshalb ich die Waffe fallen lasse, mit den Fingern in seine Tasche fasse und mein Hello-Kitty-Handy herausziehe. Allerdings kommt jetzt der knifflige Teil: Ich muss meine Hand aus der Öffnung ziehen, in der Hoffnung, dass das Wasser die Luke schließt; falls es das nicht tut, muss ich verdammt eilig aussteigen und an die Oberfläche schwimmen.
    Ich ziehe meinen Arm ein Stück zurück, bis er fast draußen ist, dann hole ich ein paarmal tief Luft, um meine Lunge richtig vollzukriegen. Mein Handy trillert in dem gefluteten Taxi. Jemand muss mich wirklich dringend sprechen wollen.
    Okay. Hör auf, Zeit zu vergeuden.
    Ich ziehe meine Hand raus, und das Wasser presst die halbgeschlossene Luke zu, verschließt die Öffnung einigermaßen dicht. Wasser dringt immer noch ein, aber deutlich langsamer.
    Endlich läuft es mal gut für mich.
    Okay. Ich stecke in einem Unterwassersarg. Mein Glückstag. Ich sollte mich beeilen und Lotto spielen.
    Aber ich beeile mich nicht. Wenn sich der Luftdruck nicht ausgleicht, kann ich nicht mal die Tür öffnen. Und selbst wenn ich es könnte, würde mich die Wucht des hereinströmenden Hudson auf die Rückbank nageln. Also muss ich hier sitzen bleiben und tief durchatmen, bis auch der hintere Teil geflutet ist, und das bedeutet, dass ich die kleine Luke selbst öffnen muss, obwohl dies meinem Überlebensinstinkt absolut widerstrebt.
    Also gehe ich ans Telefon. Warum nicht.
    »Hallo?«
    »Wo zum Teufel steckst du?«, fragt Ronelle Deacon, meine Freundin bei der Polizei, die früher auf der Miniwache in Cloisters gearbeitet hat (vier Räume, zwei davon waren Klos), aber kürzlich zum Lieutenant der Special Investigations Section der New Jersey State Police befördert wurde.
    »Wo ich bin? Das würdest du mir nicht glauben, Trooper.«
    »Du trägst nicht zufällig einen pinkfarbenen Tanga und verprügelst meine Kollegen?«
    »Ich wünschte, es wäre so«, sage ich aufrichtig. »Aber der Tanga war rot, okay?«
    »Es sieht nicht gut für dich aus, Dan. Meine Brüder sind megaangepisst.«
    »Ja, na ja, ich kann dir erzählen, wie’s wirklich war, wenn’s dich interessiert.«
    »Die Wahrheit interessiert mich immer, McEvoy. Ich bin die letzte Verfechterin der Wahrheit. Können wir uns treffen?«
    »Kann sein. Ich hoffe, ja.«
    »Wo zum Teufel steckst du, Danny? Der Empfang ist scheiße.«
    Es spricht für meinen Handybetreiber, dass ich unter Wasser überhaupt noch Empfang habe.
    »Ich stecke ein bisschen in der Klemme, Ronnie. Wir sehen uns bei Pom Pom’s, unten in Hell’s

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