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Hiobs Brüder

Titel: Hiobs Brüder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gablé
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mein Sohn.«
    »Was? Wieso nicht, in aller Welt?«
    »Mein Werk ist getan, Alan. Es wird Zeit für mich.«
    Alan sah ihn sprachlos an.
    »Gottes Plan ist aufgegangen, wie er es immer tut«, fuhr King Edmund fort. »Ich war ein stumpfes Werkzeug und wusste meist nicht, warum ich tat, was ich tat, aber alles hat sich zum Guten gefügt. Ich habe dich von der Insel geführt …«
    »Moment«, unterbrach Alan entrüstet. »Ich würde sage, ich habe dich von der Insel geführt.«
    Edmund ließ sich nicht beirren. »… und nach East Anglia gebracht, weil Gott wollte, dass Henry dir und Simon dort begegnet. Nur weil das geschehen ist, wird er der nächste König von England.«
    »Ich würde sagen, du überschätzt unsere Rolle ein wenig.«
    »Das tue ich keineswegs, und das weißt du. Ein Letztes blieb noch zu tun, um ihm die Krone zu sichern und mein geliebtes East Anglia von der Tyrannei zu erlösen.«
    »Eustache«, sagte Alan tonlos. Ein Sonnenstrahl brach durch die graue Wolkendecke, aber dennoch fror ihn an Armen und Rücken, als ihm aufging, dass Edmund es wirklich ernst meinte.
    Der nickte und ergriff lächelnd mit der Rechten seine Linke. »Du siehst also, ich sage die Wahrheit. Mein Werk ist getan. Darum muss ich euch nun verlassen.«
    Alan befreite seine Hand wütend. »Aber … aber was wird Oswald sagen, wenn du nicht nach Helmsby zurückkehrst?«
    »Ich habe mich von Oswald verabschiedet, eh ich nach Wallingford aufbrach. Er war bekümmert, aber er hat es verstanden. Du wirst feststellen, wenn du ihn siehst, dass er dir in der Kunst, sich Gottes Willen zu fügen, weit überlegen ist.«
    Alan schüttelte hilflos den Kopf. »Aber wo willst du denn hin?«
    Edmund lächelte und blieb die Antwort schuldig.
    Alan stieß hörbar die Luft aus und würgte den dicken Brocken herunter, den er plötzlich in der Kehle hatte. »Also ist dies hier unser Abschied.«
    »So ist es, mein Sohn. Aber du solltest nicht trauern, weißt du. Ich gehe nur voraus, und am Tisch des Herrn sehen wir uns wieder. Bis es so weit ist, hast du indes noch allerhand zu tun, will mir scheinen. Ich weissage, dass du mein Nachfolger als Hüter von Recht und Ordnung in East Anglia sein wirst. Und du musst dein Leben leben. In Frieden, Alan, auch wenn du dir das vielleicht noch nicht so recht vorstellen kannst. Das Weiße Schiff sinkt nicht mehr.«
    Alan schloss ihn kurz in die Arme, dann trat er zurück und nickte ihm zu. »Geh mit Gott, King Edmund.«
    Der hob lächelnd die Hand zu einem letzten Gruß und schritt auf seinen rissigen Sandalen Richtung Torhaus. »Ich tu das immer, wie du sehr wohl weißt. Gib du lieber Acht, dass du nicht wieder von seinem Weg abkommst, mein Sohn.«
    »Deine Predigten werden mir fehlen!«, rief Alan ihm nach und lachte, damit er nicht anfing zu heulen.
    Er verspürte den Drang, Edmund nachzulaufen und ihn zurückzuholen, notfalls mit Gewalt. Weil er um ihn fürchtete. Der Krieg mochte vorüber sein, aber es würde ein Weilchen dauern, bis die Nachricht die Engländer erreichte und bis sie es glauben konnten. Noch herrschten Willkür und die Furcht, die die Menschen gnadenlos machte. Wie sollte ein liebenswerter Wirrkopf wie Edmund in solch einer Welt zurechtkommen? Wo würde er hingehen? Was würde er tun, an wen sich wenden, wenn er feststellte, dass er nur ein gewöhnlicher Sterblicher war, der hungerte und dürstete und fror? Aber Alan wusste, er durfte ihn nicht hindern, seinen Weg selbst zu wählen. King Edmund war nicht Luke, der nur in umsorgter Unfreiheit glücklich war und gefährlich wurde, wenn man ihn zwang, auf eigenen Füßen zu stehen. Edmund war der Hirte ihrer Gemeinschaft gewesen, ihr Anführer in allen Dingen des Glaubens und des Gewissens, und Alan hatte seine Autorität in diesen Fragen nie in Zweifel gezogen. Wenn er ihn jetzt zurückholte und entmündigte, dann nur, weil der Zerfall ihrer Gemeinschaft ihn deprimierte. Er täte es für sich, nicht für Edmund, musste er einräumen, und dann wäre er nicht besser als der Abt von St. Pancras …
    »Alan?«
    Er wandte den Kopf. Seine beiden Ritter waren aus dem Donjon gekommen, jeder einen Becher in der Hand. Athelstan drückte den seinen Alan in die Finger. »Hier. Blackmore-Wein. Ich wette, es ist deiner.«
    Alan nickte ihnen zu und trank. »Hm. Gut.« Er atmete tief durch.
    »Und wie geht es nun weiter?«, fragte Ælfric. »Zurück nach Wallingford?«
    »Was macht Susanna?«, fragte Alan.
    »Oh, Lady Susanna ist schon wieder ganz die Alte«,

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