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Hiobs Brüder

Titel: Hiobs Brüder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gablé
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hatte. Aber ich brauche Männer, auf die ich mich verlassen kann, die es durchsetzen.«
    »John de Chesney wird Euch nicht enttäuschen. Er ist ein guter Sheriff.«
    »Aber alt und bequem. Du hast selbst gesagt, dass er Norwich nie verlässt. Das ist nicht gut genug. Die Menschen in East Anglia vertrauen dir und verehren dich. Es gibt keinen Mann, der besser geeignet wäre als du.«
    »Aber ich will nicht«, widersprach Alan bockig. »Ich will am Feuer sitzen und die Laute spielen und meine Kinder aufwachsen sehen und …«
    »Du wirst dich zu Tode langweilen«, prophezeite Simon.
    Alan atmete tief durch. »Das werde ich nicht, glaub mir.« Dann sah er zu Henry und wies mit dem Finger auf Simon. »Wie wär’s mit ihm? Da er das Amt des Sheriffs offenbar so erstrebenswert findet …«
    »Auf ihn warten andere Aufgaben«, unterbrach Henry ungeduldig.
    »Verstehe. Du führst an deinem Hof das offizielle Amt des Geheimnisträgers ein.« Wider Willen musste er grinsen und sagte zu Simon: »Die Intriganten bei Hofe können einem fast leidtun.« Dann wurde er wieder ernst und verneigte sich förmlich vor Henry. »Euer Ansinnen ehrt mich, Sire. Aber ich muss leider ablehnen.«
    Henrys Gesicht nahm eine bedenklich purpurne Tönung an, aber ehe er anfangen konnte zu brüllen, sagte die Königin betont verhalten: »Die Entscheidung ist natürlich die Eure, Lord Helmsby. Ihr solltet nur eines bedenken: Als Sheriff von Norfolk läge es in Eurer Hand zu entscheiden, welche Maßnahmen zum Schutz der jüdischen Gemeinde von Norwich getroffen werden. Maßnahmen zu ihrem Schutz ebenso wie Maßnahmen, die die Verständigung mit ihren normannischen und englischen Nachbarn verbessern. Versteht Ihr, was ich meine?«
    Betroffen erwiderte er ihren Blick, dann sah er den jungen König an.
    Henry seufzte tief und hob die Schultern. »Ich weiß, Alan. Glaub mir, ich kenne keinen Menschen, der ihr an Überredungskunst und schamloser Manipulation das Wasser reichen könnte. Nicht einmal Simon. Wir haben geglaubt, er hätte sie überlistet, mich zu heiraten, aber es war genau umgekehrt. Und ihr könnt euch einfach nicht vorstellen, was ich in den Händen dieser Frau seither an Niederlagen erlitten habe.«
    Seine komische Verzweiflung brachte seine Freunde ebenso zum Lachen wie seine Gemahlin, aber Alan warnte: »Denkt nicht, Ihr hättet mich überzeugt. Ich will Bedenkzeit.«
    Henry gewährte sie mit seinem huldvollsten Nicken königlicher Gunst. »Also erwarte ich deine Antwort am Dreikönigstag. Aber wenn du ablehnst, enteigne ich dich, leg dich in Ketten und reiß dir das Herz raus, ist das klar?«
    Alan verneigte sich nochmals – tief genug, um seine unangemessene Heiterkeit zu verbergen. »Ich werde Eure wüsten Drohungen bei meiner Entscheidung gewissenhaft berücksichtigen, mein König.«
Bury St. Edmunds, Dezember 1154
    Eine dünne Schneedecke dämpfte den Hufschlag der Pferde und machte die Nacht hell, und als Alan vor der Klosterpforte absaß, begannen wieder dicke Flocken zu fallen, lautlos und sacht.
    »Losian, mir ist kalt«, klagte Oswald. »Und Marigold auch.« Er schälte die Hand aus seinem dicken Mantel und strich seiner geliebten kleinen Stute mitfühlend über die Mähne.
    »Schsch«, machte Alan. »Wir müssen leise sein.« Er saß ab und band Conan an einen Eisenring in der Mauer. »Wird nicht lange dauern«, versprach er ihm. Oswald folgte seinem Beispiel.
    Alan fischte einen vorbereiteten, in Leder gewickelten Stein aus dem Beutel und warf ihn über das Holztor der Klostermauer. Augenblicklich öffnete sich die schmale Pforte, die in das doppelflügelige Tor eingelassen war, aber niemand zeigte sich.
    Alan nahm Oswald beim Arm und zog ihn ins Innere. Als die Tür sich schloss, erkannten sie Simon, Godric und Wulfric. Seit dem Nachmittag hatten sie sich im Kloster versteckt, um ihre Gefährten bei Nacht einlassen zu können.
    »Alles in Ordnung?«, fragte Alan gedämpft.
    Simon nickte. »Aber wir sollten nicht trödeln. In einer Stunde ist die Mette. Wir müssen verschwunden sein, ehe die Mönche in die Kirche kommen.«
    »Dann lasst uns gehen«, sagte Alan.
    Er führte die Gefährten über den Innenhof zum Westportal der Klosterkirche. Wie erwartet war es unverschlossen. Leise schlüpften sie hinein.
    »Ganz schön finster«, murmelte Godric, und es klang, als sei ihm ein wenig mulmig.
    »Wartet hier einen Moment.« Vorsichtig durchschritt Alan das dunkle Kirchenschiff, trat an den Altar und entzündete seine

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