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Hiske Aalken 02 - Der Meerkristall

Hiske Aalken 02 - Der Meerkristall

Titel: Hiske Aalken 02 - Der Meerkristall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Regine Kölpin
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den Blick. »Außerdem hat heute Morgen eine Knorr abgelegt. Mit einem Weib. Es trägt eine Ledermaske.«
    Hiske begriff. »Wie hast du sie aus dem Kerker freibekommen? Und wie erreicht, dass sie niemand verfolgt?«
    Über Garbrands Gesicht huschte ein Grinsen, das sein altes Gesicht fast jungenhaft erscheinen ließ. »Ich habe mehr als mein Leben aus England mitgebracht. Die Klöster waren nicht arm. Und der Meerkristall ist vielschichtig. Außen das filigrane Gemälde, das schlummert nun in der Schatzkammer der Häuptlingswitwe, aber es ist eben nur die Hülle. Darinnen aber ist die Eisträne, das Herz, das aus dem echten Meerkristall entstanden ist. Das Versprechen an Annekes Mutter auf ewigen Schutz. Nun konnte der Kristall seine Wirkung entfalten.«
    »Anneke hat dir die Träne anvertraut, als du sie im Kerker besucht hast. Wem hast du sie gegeben?«, fragte Hiske atemlos.
    »Das wird er uns nicht verraten«, sagte Jan. Er war nicht sicher, ob Garbrand recht daran getan hatte, Anneke laufen zu lassen. Aber er wollte dem nicht weiter nachgehen, denn die Marketenderin war aus dem Leben in der Herrlichkeit auf ewig verschwunden, und wer wusste schon, welche Bürden auch in Zukunft auf die einsame Frau warteten. Manchmal konnte das Leben auf der Erde schlimmer sein als das, was einen im Tod erwartet hätte.
    Hiske war offenbar Garbrands Meinung. »Als ich bei Anneke war, hat sie mir ein paar Dinge aus ihrem Leben erzählt. Sie tut mir leid, und ich glaube, sie ist gestraft genug. Aber was ist mit Dudernixen?«, wechselte sie das Thema. »Krommenga hat behauptet, er habe hinterrücks die Fäden für meine Entführung gesponnen.«
    »Da steht Aussage gegen Aussage. Er wird es abstreiten und wie immer damit durchkommen«, sagte Jan, und es klang wütend. »Morgen treffen wir uns mit Jacobus Cornicius. Er möchte schon bald nach Emden zurück, und wir wollen nach Lösungen suchen, wie man das Marschenfieber beherrschen kann. Wirst du dabei sein?«
    Hiske nickte. »Ich habe den Eindruck, Cornicius hat mehr als freundschaftliches Interesse an Bente Westerburg oder täuscht das?«
    Jan lächelte. »Nein, da irrst du nicht. Aber Dr. Westerburg will erst die älteste Tochter unter die Haube bringen. Jacobus muss sich gedulden, und das wird er auch. Er hat um Bentes Hand angehalten, sie sind zwar verlobt, dürfen aber erst später heiraten.«
    »Nun, wenn ein Vater das so beschließt.« In Hiskes Stimme schwang Wehmut. Jan und sie hatten noch nicht wieder über Lieke gesprochen, es war, als bringe es Unheil, dieses Thema anzuschneiden.
    Garbrand aber spürte die Schwingungen und verabschiedete sich unter dem Vorwand, er und der Wortsammler könnten eine Nase voll Seeluft gebrauchen.
    »Garbrand meint wohl, wir sollten reden, Hiske.«
    »Ist es notwendig? Jetzt noch?«
    Jan griff nach ihrer Hand. »Ja, ich muss es dir sagen. Ich … ich möchte dich einfach kein weiteres Mal verlieren. Ich bin nicht so gut im Reden, weißt du. Auch wenn ich mich manchmal komisch ausdrücke: Bitte lauf nicht wieder weg, höre mir zu. Du bist die Frau, die mir am wichtigsten von allen ist.«
    Hiske schluckte und sah Jan an. »Ich dachte, es sei bereits alles gesagt.«
    »Du bist mutiger als ich. Du kannst zu deinen Gefühlen stehen.«
    Hiske schwieg.
    Jan wusste, dass sie nie wieder so offen sein würde, wenn er ihr nicht eindeutig klarmachte, wie er wirklich zu ihr stand, wenn er ihr nicht versprach, dieses Mal zu bleiben. »Du wirst also nicht mit Jacobus zurück nach Emden gehen?«
    Jan sagte darauf nichts, sondern erzählte Hiske die Geschichte einer Liebe, die, genau wie Annekes, in Amsterdam ihren Beginn nahm. Eine Liebe, die nicht geendet hätte, wenn nicht ein anderer Mann in Liekes Leben getreten wäre. »Er hat sie geschändet. Und ich … ich …« Jans Stimme brach.
    »Du hast ihr nicht geglaubt.«
    Jan schwieg eine Weile, Hiske drängte ihn nicht.
    »Der Mann war ein angesehener Bürger, gut aussehend, und Lieke hat immer mal wieder mit ihm geflachst.«
    »Du hast den Kontakt abgebrochen?«
    Jan nickte. »Aber mit der Zeit wurde mir immer klarer, dass es nur mein verletzter Mannesstolz war, weil sie mir nie ganz allein gehören würde. Lieke hätte so etwas nicht behauptet, wenn es nicht so gewesen wäre.«
    »Was ist weiter geschehen?«, hakte Hiske nach. Sie hielten sich beide mit den Händen umklammert.
    »Sie sollte ihn heiraten, weil ja kein anderer Freier mehr da war.« Jans Stimme brach. »Da ist sie ins Wasser gegangen. Ich

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