Historical 148 - Die Geliebte des Rebellen.doc
irische Krieger eine romantische Saite in ihrem Inneren zum Klingen brachte. Sie wäre nicht das erste unerfahrene Mädchen, dessen Herz von einem wilden Draufgänger gebrochen wurde.
Doch es ging um viel mehr als um ein gebrochenes Herz. AnnaClaire setzte Menschen einer tödlichen Gefahr aus.
4. KAPITEL
„Wie gefällt es Euch in Irland, Lord Dunstan?" erkundigte sich AnnaClaire bei ihrem Tischnachbarn. „Wie ich hörte, haltet Ihr Euch zum ersten Mal hier auf." Die Gastgeberin Lady Thornly hatte darauf bestanden, dass AnnaClaire neben dem jungen Adeligen saß.
Nun blieb ihr nichts anderes übrig, als sich in freundlicher, belangloser Konversation zu üben. Sie schien das einzige weibliche Wesen in der Tischrunde zu sein, das nicht beeindruckt war von Lord Dunstan. Auf AnnaClaire wirkte sein Lächeln hinterhältig und der Ausdruck seiner grauen Augen eiskalt.
„Ein faszinierendes Land", gab er jetzt zur Antwort. „Nach dem, was ich bisher gesehen habe, ist es ein barbarisches, wildes Gebiet, in dem ein barbarisches Volk lebt." Zufrieden bemerkte er, dass die meisten Gäste zustimmend nickten. „Hätte ich Euch, Verehrteste, nicht kennen gelernt, würde ich nach England zurückkehren, ohne auch nur eine einzige lobens-werte Bemerkung über meinen Aufenthalt in Irland machen zu können."
Verwirrt spürte AnnaClaire, wie Lord Dunstan unter dem Tisch sein Knie an ihr Bein drückte, und rückte ein wenig von ihm ab. Doch er zeigte sich völlig unbeeindruckt davon.
Vielmehr rutschte er noch näher an sie heran, so dass sie seiner Berührung nicht mehr ausweichen konnte.
„Ich hatte das große Vergnügen, Mylady, Euren Vater mehrere Male in London zu treffen." Lord Dunstan griff nach ihrer Hand und hielt sie, als er AnnaClaires Widerstand bemerkte, fest umklammert. Ganz offenkundig genoss er es, im Mittelpunkt der allgemeinen Aufmerksamkeit zu stehen, und nutzte diesen Umstand weidlich aus.
„Hätte ich auch nur geahnt, dass Lord Thompsons Tochter dermaßen bezaubernd ist, hätte ich die Reise über den Kanal schon viel früher angetreten." Falls er AnnaClaires Widerwillen bemerkte, so nahm er keinerlei Notiz davon.
„Ich wünschte, wir könnten Euch überreden, etwas länger zu bleiben." Lady Thornly nippte an ihrem Wein. „Ich bin es manchmal so leid, tagaus, tagein den hiesigen Dialekt in den Ohren zu haben. Ich sehne mich unbeschreiblich danach, unter meinesgleichen zu sein und unsere Sprache so gesprochen zu hören, wie sie es verdient."
Lord Dunstan bedachte sie mit einem betörenden Lächeln. „Vielleicht solltet Ihr Eure Besitztümer an mich verkaufen, Lady Thornly. Dann könntet Ihr nach England zurückkehren und den Rest Eures Lebens unter Euren Landsleuten verbringen."
„Als ob Ihr noch mehr Land brauchtet." Lady Thornly machte eine wegwerfende Handbewegung und lachte kokett auf. Die Teilnehmer der Tischrunde stimmten in das Lachen ein, denn es war allgemein bekannt, dass Lord Dunstan auf dem besten Wege war, einer der reichsten Männer Englands zu werden.
„Ihr wart doch kürzlich am Hofe der Königin, Dunstan", sprach ihn ein Herr an, der ihm gegenüber auf der anderen Seite der Tafel saß. „Was gedenkt Ihre Majestät bezüglich des
,Irischen Problems' zu unternehmen?"
Lynley Dunstan richtete sich mit stolzgeschwellter Brust ein wenig auf. Sowohl sein Großvater als auch sein Vater hatten zu den engsten Beratern von Heinrich VIII., dem Vater der jetzigen Königin, gehört. Der König hatte seine Dankbarkeit für treue Dienste gezeigt, indem er der Familie Dunstan neben ausgedehnten Ländereien auch einige der schönsten Anwesen in England geschenkt hatte. Der junge Lord Duns tan hatte von seinen Vorfahren gelernt und nutzte seine Loyalität Elizabeth gegenüber, um seinen Reichtum ständig zu vermehren.
„Die Königin schätzt meine Meinung", erklärte er überheblich. „Tatsächlich halte ich mich auf ausdrücklichen Wunsch Ihrer Majestät in Irland auf. Ich soll herausfinden, ob es hier wirklich ein Problem gibt."
„Oh, ich kann Euch versichern, dass das Problem existiert."
Lord Davis, der neben der Gastgeberin saß, sprach mit ge dämpfter Stimme. „Und es wird täglich bedrohlicher. Hat jemand etwas von dem verwundeten irischen Kämpfer gehört, den sie den ,Blackhearted O'Neil' nennen?" Er warf einen fragenden Blick in die Runde.
Wie erstarrt saß AnnaClaire da und wagte kaum zu atmen.
Lord Dunstan schnaubte verächtlich. „Kämpfer? Ich würde ihn eher einen Wirrkopf
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