Historical 148 - Die Geliebte des Rebellen.doc
abnehmen würde."
AnnaClaire hätte ihm für seine Unverschämtheit am liebsten eine Ohrfeige verpasst. Doch ihre innere Stimme warnte sie, im Umgang mit dem jungen Adeligen größte Vorsicht walten zu lassen. Sie würde seine schamlosen Bemerkungen einfach ignorieren.
„Bridget ist vermutlich in der Küche", fuhr sie fort, „und bereitet einen Tee für mich zu."
Dezent gähnte sie hinter vorgehaltener Hand. „Verzeiht, Lord Dunstan, aber es war ein langer Tag für mich, und ich fürchte, ich muss mich jetzt wirklich von Euch verabschieden."
„Selbstverständlich, Verehrteste." Er führte ihre Hand an die Lippen und hielt sie fest, bis AnnaClaire sie ihm entzog. „Darf ich auf Eure Erlaubnis hoffen, Euch morgen einen Be such abzustatten?" erkundigte er sich.
Angestrengt suchte sie nach einer höflichen Ausrede. „Ich ... ich werde wohl nicht zu Hause sein."
„Ich verstehe. Wie bedauerlich. Nun, sicherlich wird sich schon bald eine andere Gelegenheit ergeben." Er lächelte sie wissend an. Natürlich hatte er sie sofort durchschaut.
„Ist Euch eigentlich klar", raunte er ihr jetzt in verschwörerischem Tonfall zu, „dass Euer vorgetäuschtes Zögern außerordentlich beeindruckend ist? Ihr habt damit, neben anderen Dingen, meine Neugier geweckt. Zum Glück werde ich recht viel Zeit mit Lord Davis verbringen. Wenn er Euch besucht, könnte ich ihn begleiten."
Lord Dunstan betrachtete sie eingehend. „Ihr seid in der Tat ein bezauberndes Wesen. Und irgendwie geheimnisvoll." Er strich ihr sacht über die Wange und lachte leise auf, als AnnaClaire erschrocken zurückzuckte. „Nachdem ich Euch jetzt kennen gelernt habe, weiß ich nicht einmal mehr, was ich jemals gegen einen Irlandbesuch einzuwenden hatte. Gute Nacht, meine liebe AnnaClaire. Bis zu unserem Wiedersehen."
„Dieser aufgeblasene englische Pfau scheint Euch ja mächtig zu beeindrucken!"
AnnaClaire wirbelte bei diesen Worten herum und sah Rory aus dem Schatten eines Korridors treten. Er schien vor Wut außer sich zu sein.
„Was habt Ihr hier unten verloren?"
„Ich habe Euch dabei beobachtet, wie Ihr Euch zur Närrin gemacht habt. Ist es also schon so weit mit unseren Frauen gekommen, dass sie mit unserem Feind kokettieren?"
Kampfeslustig hob AnnaClaire das Kinn. „Irland hat keinerlei Rechte auf mich."
„Was redet Ihr, AnnaClaire? Ihr seid Irin. Ihr sagtet doch, dass Eure Mutter Margaret Doyle hieß."
„Ja, und mein Vater ist Lord James Thompson."
Einen Moment verschlug es Rory die Sprache. Als er sich von dem Schock dieser Information halbwegs erholt hatte, stieß er hervor: „Euer Vater ist der engste Ratgeber der englischen Königin?"
Als AnnaClaire nickte, schüttelte er ungläubig den Kopf. „Was würde er wohl sage n, wenn er wüsste, dass Ihr den Blackhearted O'Neil versteckt?"
„Es würde ihm das Herz brechen", erklärte AnnaClaire. „Er darf es niemals erfahren."
„Also betrachtet Ihr Euch trotz der Position und des Titels Eures Vaters als Irin."
AnnaClaire versteifte sich. „Ich bin weder Engländerin noch Irin", erklärte sie fest. „Ich habe mein Tun ausschließlich vor mir selbst zu verantworten. Und was das angebliche Kokettieren betrifft, Rory O'Neil, so lasst Euch gesagt sein, dass Ihr Euch in dem gleichen Irrtum befindet wie Lord Duns tan."
Rory trat einen Schritt näher. „Ach, das war also Dunstan?
Ich habe schon von ihm gehört. Er redet seiner Königin nach dem Munde, solange sie ihm seine Ergebenheit mit Reichtum und Macht vergilt."
Abschätzend schaute Rory AnnaClaire an. „Und diesem Dunstan gestattet Ihr, respektlose Reden zu führen und Euch sogar zu berühren. Verzeiht, wenn mir Eure Worte wenig glaubwürdig erscheinen."
„Ich werde keinen Moment länger mit so jemandem wie Euch streiten." Wütend raffte AnnaClaire ihre Röcke und wandte sich ungestüm zum Gehen.
„Zumal Ihr die Auseinandersetzung verlieren würdet", erwiderte Rory. „Aber ich kann es unmöglich zulassen, dass Ihr mich wie einen gemeinen Dienstboten abkanzelt und einfach stehen lasst." Grob riss er sie an der Schulter zu sich herum und hielt sie fest an sich gepresst.
Schon immer war es für Rory schwierig gewesen, sein unge stümes Temperament unter Kontrolle zu halten. Seit er vor wenigen Augenblicken gesehen hatte, wie der Engländer AnnaClaire berührt hatte, war seine Selbstbeherrschung auf eine harte Probe gestellt worden.
Zudem hatte ihn die namentliche Erwähnung von AnnaClaires Vater völlig unvorbereitet
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