Historical Collection Band 01
erklärte Bassam listig. „Aber vergangene Nacht wurde sie zu nichts gezwungen. Sie ging zu ihm.“
Bassam konnte an Muhsins Miene erkennen, wie ihm bewusst wurde, was das bedeutete. Nach einer wohl abgepassten Pause fügte Bassam hinzu: „Sie hat deine Großzügigkeit und Geduld schamlos missbraucht. Sie hat dir Schande gemacht, denn sie hat sich einem Ungläubigen hingegeben.“
Die englische Hexe hat mir seit ihrer Ankunft im Lager nichts als Verachtung entgegengebracht, dachte Bassam. Eine Frau in ihrer unsicheren Lage hätte den Handel, den er bereit gewesen war, ihr vorzuschlagen, mit Freuden annehmen sollen. Stattdessen hatte sie ihn ebenso gemieden wie seinen mächtigen Schwager. Doch bald schon würde sie lernen müssen, sich zu benehmen, wie es ihrer Stellung gebührte. Sie würde feststellen, dass die Macht ihrer weiblichen Reize begrenzt war und er es war, der wahre Macht über sie ausübte – Macht über Leben und Tod. Sie würde es bereuen, im Alleingang gehandelt zu haben.
Muhsins Zorn wuchs. „Sie zieht den Engländer mir vor? Sie zieht einen jämmerlichen Pferdehändler vor?“
„Vielleicht steckt mehr dahinter“, deutete Bassam an. Die Saat des Zweifels war gesät worden, und er nährte sie noch mit weiteren Verdächtigungen. „Die zwei Neuankömmlinge sind mehr als Pferdehändler, meinst du nicht?“
Er besaß jetzt Muhsins ganze Aufmerksamkeit. „Was, glaubst du, verbergen sie?“
„Vielleicht sind sie ihretwegen gekommen. Vielleicht sind sie geschickt worden, um die Wahrheit über die Reisegruppe zu erfahren, die in der Wüste verschwunden ist. Vielleicht sind sie gekommen, um zu Ende zu bringen, was Sutcliffe begonnen hat? Womöglich sind sie hier, um Allianzen zu ergründen und zu erforschen, wie die Stämme sich verhalten werden.“
„Spione? Das ist es, was ich als Belohnung für meine Gastfreundschaft erhalte? Ich habe sie in meinem Zelt willkommen geheißen und die Wasserpfeife mit ihnen geraucht.“
Bassam nickte feierlich. „Sie haben die Gastfreundschaft der Wüste schändlich missbraucht. Eine Strafe wäre angebracht. Das Fest endet morgen. Es wäre ein guter Zeitpunkt, um ein Exempel an ihnen zu statuieren und den Stämmen zu zeigen, was geschieht, wenn man Scheich Muhsin ibn Bitar die Stirn bietet.“
Muhsin überlegte. „Ja, du könntest recht haben. Ich werde noch heute Abend mit der Gefangenen beginnen.“
Bassams Augen leuchteten boshaft auf. „Sie könnte dazu benutzt werden, den Engländer aus seiner Deckung zu locken. Er wäre gezwungen, einen Meineid zu schwören. Wenn bekannt wird, dass sie in Gefahr ist, zeigt er uns vielleicht seine wahren Absichten.“
Irgendetwas war fürchterlich schiefgelaufen. Susannah stolperte im Sand, während sie ihr Handgelenk aus dem festen Griff Bassams zu befreien versuchte. Er war wütend. Hier handelte es sich nicht um eine höfliche Eskorte, und sie konnte nur raten, was geschehen war.
Heute Abend hatte sie wie immer für den Scheich getanzt und das Publikum erfreut. Es war das letzte Mal, dass sie auf diese Weise würden tanzen müssen. Alex würde heute Abend seine Bitte an den Scheich richten. Hatte er es bereits getan? War Bassam deswegen ohne Vorwarnung nach ihr geschickt worden?
„Du hast dich ohne Erlaubnis von einem Engländer besudeln lassen. Jetzt wirst du dafür büßen.“ Bassam zerrte sie mit sich, bis er plötzlich abrupt vor dem Zelt des Scheichs stehen blieb. Sein Gesicht war ihrem sehr nah. Susannah konnte den Geruch nach Gewürzen von seinem letzten Mahl auf seinem Atem riechen und kämpfte gegen den Drang an zurückzuweichen. Sie durfte sich Bassam gegenüber keine Schwäche anmerken lassen.
Er presste hart die Lippen auf ihren Mund, um sie zu zwingen, sich ihm zu öffnen. Susannah wehrte sich erbittert gegen ihn, drehte den Kopf beiseite, um ihm auszuweichen, und trat nach ihm, aber Bassam war zu schnell. Er drückte sie brutal an sich. „Du bist eine ganz Kratzbürstige, was? Ich muss sagen, dass ich weniger anspruchsvoll bin als mein Schwager. Mich schert es nicht, dass ich dich nicht als Erster hatte. Mir reicht, wenn ich dich als Nächster und Letzter haben kann. Noch kann ich dich retten. Denk daran, bevor du zuschlägst.“ Er biss ihr ins Ohr, aber nicht auf die zärtliche, nippende Art wie Alex. Susannah unterdrückte einen Schmerzensschrei.
Wo war Alex jetzt? Sie hoffte, er war in Sicherheit. Irgendwie musste der Scheich erfahren haben, was sie getan hatten. Hatte Alex sich schon
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