Historical Collection Band 02
mir.“
Erbleichend sank Aisling neben ihm ebenfalls auf die Knie, und er barg seine Hand in ihrer dunklen Haarflut.
„Warum sollte ich?“, knurrte der König. „Sie hat Verrat begangen, versucht, mir das Leben zu nehmen. Und einen meiner Leibwächter hat sie ebenfalls getötet.“
Trotzig hob Aisling den Kopf „Ich habe Euch das Leben gerettet!“, berichtigte sie stolz.
Tharand war das natürlich klar, denn er hatte gesehen, dass der irische Edelmann den König hatte töten wollen. Doch der König wusste nicht, wie kunstfertig sie mit dem Messer umgehen konnte, deshalb würde er darauf beharren, dass sie ihn habe töten wollen und ihn nur verfehlt hatte.
„Sie spricht die Wahrheit, Herr“, erklärte Tharand. Er senkte erneut demütig den Kopf. „Doch wie Ihr auch entscheidet, ich bitte darum, dass mich ihre Strafe trifft.“
„Und wenn ich sie zum Tode verurteile?“
Scharf stieß Tharand den Atem aus. „Dann auch das.“
Aisling spürte, wie sich ihr die Kehle zuschnürte. Nein, nicht das. Sie konnte ihn nicht sterben lassen. Seine Hand umklammerte die ihre, als wollte er sie nie wieder loslassen. Ungestüm warf sie ihre Arme um seine Schultern. „Das darfst du nicht tun.“
Als Antwort schmiegte er seine Hand, hart vom Kampf mit Axt und Schwert, an ihre Wange. In seinen blauen Augen stand kein Bedauern.
Das zu sehen, brach jede Schranke zwischen ihnen nieder und entfachte in ihr nur noch den einen Wunsch – mit ihm vereint zu sein, ob im Leben oder im Tod.
„Wenn er sterben muss, will ich mit ihm gehen.“
Tharand wollte sprechen, doch sie verschloss ihm den Mund mit zwei Fingern. „Auf diese Reise wirst du nicht allein gehen.“
So konzentriert war sie darauf, bei Tharand zu bleiben, dass sie, als der König schließlich das Wort ergriff, kaum seinen Befehl vernahm, aufzustehen und vorzutreten.
„Steh auf, Aisling“, flüsterte Tharand, nahm sie bei der Hand und führte sie auf das Podest.
Magnus schien unbeugsam. „Gib mir dein Schwert“, forderte er.
In Aisling stieg eisige Furcht auf. Es würde kein Entkommen geben. Sie spürte, wie Tharand ihre Hand derart fest umklammerte, dass er sie beinahe zerquetschte.
„Ich habe keine Angst“, flüsterte sie.
Das Heft voran reichte er dem König sein Schwert. Als er die Klinge losließ, war seine Handfläche blutverschmiert. Erneut kniete er nieder.
„Sie bedeutet dir viel, diese Sklavin.“ Aufmerksam prüfte der König das Schwert in seiner Hand.
„So ist es“, bestätigte Tharand.
Er sprach eindringlich, und als Aisling ihn anschaute, sah sie die Empfindungen auf seinem Gesicht gespiegelt, die er nicht aussprach. Und obwohl sie nur so wenige Tage mit ihm verbracht hatte, war sie bereit, ihr Leben zu geben, um bei ihm zu sein.
König Magnus senkte das Schwert. „Ich betrachte dieses Schwert als Preis für den Wachmann, dem sie das Leben genommen hat.“ Dann musterte er Aisling, und sein grimmiger Ausdruck milderte sich. „Und als Gegengabe für mein eigenes Leben schenke ich dir die Freiheit.“
Nichts hätte sie mehr verblüffen können. Tharand schaute nicht minder erleichtert als sie selbst, doch hinter dem König sah sie Jora stehen. Das junge Mädchen würde weiterhin eine Gefangene bleiben; dass er bei ihrer Befreiung versagt hatte, würde Tharand verfolgen.
Doch sie konnte etwas dagegen tun.
„Herr, ich möchte Euch bitten, statt meiner Jora Hardrata freizugeben.“ Demütig beugte Aisling den Kopf. „Gewährt ihr die Gunst, heimgehen zu dürfen.“
Als sie sah, wie Hoffnung im Gesicht des Mädchens aufstrahlte, wusste sie, dass sie richtig entschieden hatte.
Der König besann sich eine ganze Weile, war nicht recht willens, Jora freizugeben. „Und was ist mit den Anträgen um ihre Hand?“, fragte er schließlich.
„Bitte, mein König“, flehte Jora, „wenn Ihr mir nur erlaubt, meine Familie zu besuchen, gebe ich Euch mein Wort, dass ich wieder zu Euch zurückkehren werde.“
Tharand wirkte ob dieses Angebots nicht glücklich, doch dem König schien es zu gefallen. „Nun gut, du magst deine Heimat besuchen, für einen Mond, dann wirst du hierher zurückkehren.“
Zwar hatte Tharand etwas anderes gewollt, doch es war ein Schritt vorwärts, wusste Aisling. Es würde vorerst genügen.
Der König bedeutete Jora, zu ihrem Bruder zu gehen, und sie flog förmlich in seine Arme.
„Ich erwarte, dass du als Anführer meiner Krieger in Vedrarfjord treu zu mir stehst, und dass du mir mit deinem Schwert
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