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Historical Collection Band 02

Historical Collection Band 02

Titel: Historical Collection Band 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Merrill Louise Allen Terri Brisbin Diane Gaston
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denen war, die schutzlose junge Frauen schändeten. Und ihr Papa tat die Sache einfach ab!
    „Unsinn!“, polterte er und klatschte seine Zeitung gereizt auf den Tisch. „Ganz bestimmt eins von den jungen Flittchen, die sich ein paar Schilling nebenbei verdienen wollen. Hatte es nur drauf abgesehen!“
    „Aber nein, Papa, es ist ein ganz anständiges Mädchen.“ Ihm zu sagen, um wen es sich handelte, wagte sie nicht, da sie noch gut in Erinnerung hatte, wie eins der Hausmädchen ohne Zeugnis entlassen worden war, als es sich nach Cousin Williams Besuch in anderen Umständen befunden hatte. Wenn es um Bedienstete ging, gehörte ihr Vater zur alten Schule. „Und selbst wenn sie nicht unwillig gewesen wäre, kannst du von mir nicht erwarten, dass ich einen Mann mit solch lockerer Moral heirate“, wandte sie ein.
    „Eine Dame ignoriert dergleichen. Sie hat die Pflicht, treu und unbescholten und über jeden Tadel erhaben zu sein und ihre Kinder aufzuziehen. Ihr Gatte mag anderswo Zerstreuung suchen.“
    „Zerstreuung!“
    Ergrimmt knurrte er: „Zerstreuung. Es hat nichts zu bedeuten, und eine vornehme, wohlerzogene Dame denkt nicht einmal an Derartiges, geschweige denn gibt sie zu, davon zu wissen.“
    „Ich kann Sir Jeremy unmöglich heiraten“, erklärte sie kategorisch.
    „Du wirst ihn ganz bestimmt heiraten, mein Mädchen! Ich werde mir wegen deiner prüden Ziererei nicht eine so gute Partie für dich durch die Finger schlüpfen lassen. Du heiratest ihn – oder ich werde herauskriegen, von wem du diesen anstößigen Unfug hast, und der wird dafür büßen. Hast du verstanden?“
    Wie würde sie für Mary eine neue Stellung finden können? Eine, in der die Zofe vor dem Zorn ihres Vaters sicher war? Wäre sie in London, könnte sie zu einer guten Stellenvermittlung gehen, ihr ein hervorragendes Zeugnis ausstellen, doch hier, mitten auf dem Land, würde sie das alles per Brief erledigen müssen, und leider bestand ihr Vater darauf, dass ihre Gesellschafterin ihre gesamte Korrespondenz überwachte.
    In dem Augenblick hatte sie sich nicht vorstellen können, wie sie beim Dinner überhaupt höflich bleiben sollte.
    Um Haltung ringend hatte sie vor dem Speisesalon gestanden, als sie die beiden Männer drinnen reden hörte.
    „Sittsam und tugendhaft, das ist es, was ich an Miss Tatton schätze“, verkündete Sir Jeremy. „Die Gewissheit, dass man eine Jungfrau mit makelloser Erziehung ehelicht und nicht eins dieser frivolen Dinger, die nur ihre Kavaliere und ihre Vergnügungen im Sinn haben. Wie kostbar ist doch die Reinheit einer echten Dame! Ich habe eine lange, mühsame Suche hinter mir, nun bin ich überzeugt, einen solchen Schatz gefunden zu haben.“
    Dieser Heuchler schätzte allein ihre Jungfräulichkeit? Er verführte junge, unbescholtene Frauen und hatte die Dreistigkeit, solche Reden zu schwingen? Und ihr Vater nahm das in seiner Selbstgefälligkeit hin?
    „Richten Sie Sir Hugh aus, dass ich Migräne habe und leider heute Abend nicht zum Dinner erscheinen kann“, befahl sie dem Lakaien. Kaum dass er den Rücken gekehrt hatte, war sie auf und davon zu den Ställen.
    Für vielleicht eine Stunde das Haus hinter sich zu lassen, würde ihr zumindest helfen, ihre Wut abzukühlen.
    Aber was nun? Nach und nach wurde ihr Zorn von Furcht verdrängt, als ihre Vorstellungskraft begann, ihr lebhafte Bilder davon zu malen, wie das Leben mit Sir Jeremy aussehen würde. Ihr Gefühl sagte ihr: Reiß aus! Doch was sollte das nützen? Wie sollte sie leben?
    Die Frage wurde zur rein theoretischen, als sie hinter einer Kurve des Weges in den Lauf einer langen Pistole schaute. „Halt und her damit!“
    Ein Straßenräuber? Sagten die das wirklich immer? Sarah merkte, dass ihr der Mund offenstand, und klappte ihn rasch zu. Die Gestalt vor ihr kam direkt von dem Titelblatt eines der Heftchen, die das Leben berüchtigter Räuber schilderten. Ein großes, hässliches graues Pferd, ein Dreispitz, trotz der Juliwärme ein weiter Umhang, und eine schwarze Maske, die das halbe Gesicht verhüllte.
    Sie zerrte sich Sir Jeremys Perlenschnur über den Kopf und hielt sie ihm hin. Sie gönnte sie ihm.
    „Nein, die will ich nicht, Herzchen.“ Seine Stimme, tief und von Bildung zeugend, klang amüsiert. Sie schien ihr durch und durch zu gehen. War er ein Gentleman, den das Leben gebeutelt hatte?
    Irgendwie fand sie ihre eigene Stimme wieder. „Was wollen Sie dann?“
    „Einen Kuss und ein kleines Andenken als Beweis dafür.“

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