Historical Collection Band 02
ausnutzen, und dann wären sowohl Jora als auch Aisling verloren.
Sie kann sich verteidigen, sie hat Waffen, sagte er sich. Dennoch krampfte er seine Hand um den Stiel seiner Streitaxt, während er eine Gelegenheit abwartete, ihr beistehen zu können.
Dass sie von Rechts wegen ihm selbst gehören sollte, verdrängte alle anderen Gedanken aus seinem Kopf. Er wollte sie behüten, wollte sie an seiner Seite haben, brauchte sie. Dabei merkte er erst, dass er sich schon einige Schritte zurückgezogen hatte, als der König sich erneut an ihn wandte.
„Du bist so unruhig.“
Tharand sah Jora erbleichen und wandte seine Aufmerksamkeit wieder seinem Herrn zu. Er fühlte sich wie zerrissen, gezwungen, zwischen Jora und Aisling zu wählen. Doch obwohl er eigentlich seiner Schwester beistehen sollte, konnte er Aisling unmöglich im Stich lassen. Er konnte nicht von ihr lassen, nie mehr.
So fest ballte er die Hände, dass seine Knöchel weiß hervorstanden. Er wählte seine Worte sehr sorgfältig. „Die Sklavin war für Euch bestimmt, Herr. Nur für Euch. Sie sollte nicht derart behandelt werden.“ Und wer es tut, dem werde ich den Kopf abschlagen.
„Das ist das Los eines jeden Gefangenen.“ Magnus unterstrich seine Worte, indem er Jora besitzergreifend beim Arm fasste.
In Joras Augen war Sorge zu lesen. Tharand hätte sie gerne beruhigt, doch er wusste einfach nicht, was er tun konnte, um sie zu retten.
Plötzlich brandete draußen Lärm auf, und Tharand wirbelte herum, nur um zu sehen, wie Aisling mit wildem Blick in die Halle stürmte, in der Hand eines der Messer, die sie in seinem Langhaus an sich genommen hatte.
Eine Anzahl Krieger folgten ihr auf dem Fuße. Offensichtlich hatte sie sich irgendwie befreien können. Einer der Bewaffneten rannte vorwärts und schwang seine Streitaxt, um Aisling niederzustrecken. Tharand blockte den gewaltigen Schlag ab und zerrte sie hinter sich.
„Nimm mein Messer“, befahl er, und sie zog die Klinge aus der Scheide an seinem Gürtel. Rücken an Rücken stehend wehrten sie die Angreifer ab.
„Du hast mich mit ihnen allein gelassen“, fauchte sie, Zorn und Schmerz klangen aus ihrer Stimme.
„Ich war dabei, über deine Freilassung zu verhandeln.“ Er holte weit mit der Axt aus, und Aisling ging mit seiner Bewegung mit.
„Du sagtest, du würdest versuchen, uns beide zu retten, stattdessen hast du zugelassen, dass sie mich wegschleppen.“
„Soll ich meinen König verraten und deinen Tod riskieren?“ Seine Axt grub sich in das Fleisch eines Gegners. Gleichzeitig wehrte er einen weiteren Schlag ab. „Jetzt habe ich das Blut meiner eigenen Leute vergossen. Für dich.“
Sie schwieg, spürte seine Wärme an ihrem Rücken. „Was wird mit uns geschehen?“
„Ich weiß es nicht.“ Er sagte ihr lieber nicht, dass ihr Leben nun von seiner Axt abhing. Und selbst wenn er siegreich aus diesem Kampf hervorging, bezweifelte er, dass Magnus sie verschonen würde.
Plötzlich löste Aisling sich von ihm. Es lenkte ihn derart ab, dass er beinahe von einem Schwert aufgeschlitzt worden wäre. Nur seine Erfahrung als Kämpfer ließ ihn ausweichen.
Mittlerweile hatten sich die irischen Stammesführer gegen die Garde des Königs zusammengetan, und in der Halle tobte eine wahre Schlacht. Hastig hielt Tharand nach Aisling Ausschau und entdeckte, dass sie näher an das Podest des Königs heranrückte.
Entsetzt sah er, wie sie mit dem Arm ausholte und in diese Richtung zielte. Er war zu weit entfernt, um sie aufzuhalten. Noch während er wild aufschrie, warf sie das Messer.
Die Klinge grub sich in die Kehle eines irischen Edelmannes. Der Getroffene sank, seinen Speer noch fest umklammert, auf dem Podest zusammen.
König Magnus war dunkelrot vor Wut. Er riss dem am Boden liegenden den Speer aus der Hand. „Schluss! Hört auf zu kämpfen!“, brüllte er und schleuderte, um seinen Worten Nachdruck zu verleihen, die Waffe in das Getümmel.
Jäh hielten die Kämpfenden inne, die Waffen noch erhoben. Tharand senkte seine Axt und beeilte sich, Aisling dicht an seine Seite zu ziehen.
Zweifellos würde Magnus das Todesurteil über sie sprechen. Sie hatte ein Messer gegen ihn erhoben; alle hatten es gesehen. Der Gedanke, sie sterben zu sehen, traf ihn, als führe eine Klinge durch sein eigenes Herz. Dazu durfte es nicht kommen.
„Mein König.“ Er fiel auf die Knie, wusste aber, dass Magnus ihr nie Gnade gewähren würde. „Wie immer Euer Urteil lautet, vollstreckt es an
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