HISTORICAL EXCLUSIV Band 22
teilhaben und sagt, was Euch derart amüsiert.“
Alayna blickte hoch. Natürlich, es war de Montregnier, und er schien nicht im Geringsten daran interessiert zu sein, an ihrer guten Laune teilzuhaben. Anscheinend ahnte er, dass sie diese Rolle nur gespielt hatte, um ihn zu ärgern. Seinem Anblick nach zu urteilen, hatte sie keinen überzeugenden Eindruck auf ihn gemacht.
Die anderen Frauen waren schlagartig verstummt.
„Ach, es war nur eine lustige kleine Geschichte, die mich zum Lachen brachte“, sagte Alayna schulterzuckend. „Nichts Besonderes.“
„Bitte, Demoiselle“, beharrte er, „lasst uns doch auch so herzlich darüber lachen.“
Alayna senkte den Blick. „Es war nichts Besonderes, sagte ich.“
„Aber ich bestehe darauf“, erwiderte er hartnäckig. „Wenn Ihr meiner Frage weiterhin so ausweicht, muss ich noch annehmen, dass Ihr über mich gesprochen habt.“
Sie wusste, dass er sie mit Absicht demütigte. Trotzdem konnte sie sich nicht beherrschen, ihm eine passende Antwort zu geben. „Die Geschichte handelte nicht von Euch, sondern von einem ganz anderen Mann. Ich scherzte über einen Schurken von niederer Herkunft, der ein Schloss erobert und dann herumstolziert, als sei er der neue Lord. Höchst amüsant, findet Ihr nicht auch?“
Sie hörte, wie jemand nach Luft schnappte. Plötzlich wurde ihr klar, dass sie zu weit gegangen war. Ein rascher Blick auf die anderen bestätigte ihre Befürchtung. Perry, der hinter seinem Lord stand, wirkte peinlich berührt, und selbst Wills ständiges Lächeln war geschwunden. Der Einzige, der nicht entsetzt dreinschaute, war de Montregnier selbst.
„Wie reizend“, sagte er, doch sein harter Blick strafte seine Worte Lügen. „Sollte ich irgendwann einmal genügend Zeit haben, um dem wirren Gerede einer bestimmten Frau Beachtung zu schenken, würde ich gerne mehr davon hören. Die Umstände Eurer Geschichte ähneln nicht wenig den meinen. Oh, hattet Ihr das noch gar nicht bemerkt? Ich frage mich, ob dieser arme Bursche auch mit geistlosen Frauen geplagt ist, die stundenlang müßig plappernd am Frühstückstisch sitzen.“ Er ließ seine Beleidigung einen Augenblick lang wirken, dann schenkte er ihr ein teuflisches Lächeln. „Ich wünsche Euch noch einen angenehmen Morgen, Mylady. Will! Perry!“
Nachdem er mit seinen Männern gegangen war, wurde sich Alayna der starrenden Blicke der anderen Frauen bewusst.
„Meine Güte“, sagte Anne, „Ihr habt aber Eindruck gemacht!“
Die Frauen brachen in Gelächter aus. Alayna stand auf und verließ hocherhobenen Hauptes den Tisch. Trotzdem hörte sie das unterdrückte Kichern hinter ihrem Rücken.
Einige Zeit später war sie wieder in ihrer Kammer mit Eurice. Ihr Stolz war von de Montregniers demütigenden Worten noch immer angeschlagen.
„Sieh dir das an!“, rief Eurice und hielt eine winzige Tunika in die Höhe, die sie für ein Kind genäht hatte.
„Ich glaube, da fehlt noch etwas Hermelin“, neckte sie Alayna, während sie ein Stück des kostbaren Pelzes an den Kragen des Kleidungsstückes hielt.
„Gott helfe uns – Leibeigene in Hermelin! Der neue Lord wird uns sicher hängen lassen, wenn er das sieht!“
„Nur gut, dass er unsere Pläne nicht kennt. Dieser Pelz würde ihm ohnehin nicht stehen“, sagte Alayna.
Eurice sah sie neugierig an. „Findest du nicht, dass er ein gutaussehender Mann ist?“
„Bist du blind?“, entgegnete Alayna empört. „Gutaussehend? Er schneidet so viele finstere Grimassen, dass man seine Gesichtszüge kaum ausmachen kann. Außerdem war ich viel zu verärgert, um darauf zu achten.“
„Es fällt schwer, es nicht zu bemerken. Selbst wenn sein Gesicht nicht so anziehend wäre, könnte man seine stolze Haltung kaum übersehen. Ist dir nicht aufgefallen, wie groß und breitschultrig er ist? Sicher ist er stark wie ein Bär.“
Alayna fragte sich, was für ein Spiel ihre Amme mit ihr trieb. Als sie antwortete, triefte ihre Stimme vor Sarkasmus. „Aye, Eurice, es fiel mir sofort auf, während er mich hinauf in seine Kammer schleppte und mit seinem eigenen Blut den Verlust meiner Jungfernschaft vortäuschte. Wie hätte ich da seine Stärke übersehen können? Später, als er mich beleidigte und bedrohte, war ich von seinem guten Aussehen beeindruckt.“
Eurice lächelte geheimnisvoll, indes sie sich weiter mit ihrer Näharbeit beschäftigte. „Trotzdem hast du sein hübsches Gesicht nicht bemerkt?“
„Er runzelt die Stirn zu oft“, zischte
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