HISTORICAL EXCLUSIV Band 22
er den Gedanken. Dann wandte er sich Agravar zu.
„Ich werde das meiste von diesem verschwenderischen Tand entfernen lassen, es erinnert mich zu sehr an seinen früheren Bewohner.“
Agravar wurde ernst. „Ich hoffe, es hat dich nicht zu sehr gestört, an diesem Ort zu schlafen. Schließlich weiß ich, wie sehr dich diese Erinnerungen quälen.“
Wieder zuckte Lucien die Schultern. „Es ist mir nicht besonders schwergefallen.“
Agravar lachte. „Nichts ist so gut wie die Zuwendung einer Frau, um eine ruhelose Nacht erträglicher zu machen. Eine willige Maid kann einen Mann leicht dazu bringen, seine Sorgen zu vergessen.“
Lucien schüttelte heftig den Kopf. „Ich hatte dieses verdammte Mädchen aber nicht!“
Wieder lachte Agravar. „Ich glaube dir. Wie ich dich kenne, wäre eine andere eher nach deinem Geschmack.“ Er ging zum Fenster und öffnete die Läden, um einen Blick hinunter in den Burghof zu werfen. Die meisten Dienstboten gingen bereits ihrem Tagewerk nach und eilten sich, ihren zahlreichen Pflichten nachzukommen. „Ich frage mich, wie sich die junge Witwe in dieser Nacht gefühlt haben mag.“
„Wahrscheinlich hat sie den Verlust von Edgars Reichtümern beklagt“, sagte Lucien mit finsterer Miene. „Hast du Neuigkeiten für mich?“
„Aye. Ich habe die Späher in die Gebiete geschickt, die du mir genannt hast. Die Bauern werden schon bald auf ihre Lehen zurückkehren.“
„Hast du den Seneschall angewiesen, die Haushaltsbücher für mich vorzubereiten?“
Agravar nickte.
„Gut. Ich wünsche, dass alle Einrichtungsgegenstände und Vorräte des Schlosses für mich aufgelistet werden, ebenso wie die des Dorfes. Außerdem werde ich meinen neuen Vasallen regelmäßig Gelegenheit dazu geben, mir ihre Anliegen vorzubringen. Ich möchte die Rechtsprechung schnell wieder einführen, damit niemand seine Vorteile aus der allgemeinen Verwirrung ziehen kann.“
„Leider kannst du solche Dinge nicht völlig verhindern“, sagte Agravar. Lucien wurde sich plötzlich bewusst, dass ihn der Nordmann prüfend beobachtete.
„Was ist?“, fuhr Lucien ihn an.
Der Wikinger blickte ihn nur erstaunt an.
„Irgendetwas bereitet dir Sorgen. Was ist es? Zwischen uns beiden hat es noch niemals Geheimnisse gegeben.“
Agravar zögerte kurz, bevor er sich seufzend auf einen der Stühle am Kamin setzte. Seine Hand spielte mit dem Knauf des Dolches, den Lucien am Vortag dazu benutzt hatte, das Bettlaken mit seinem eigenen Blut zu tränken.
„Du scheinst nicht glücklicher als vorher zu sein, Lucien. Heute ist nicht weniger Bitterkeit in deinem Herzen als an all den anderen Tagen, seit ich dich kenne.“
Lucien zuckte zusammen und warf Agravar einen wachsamen Blick zu. Doch sein Freund fuhr unbeirrt fort: „Alles verlief genau so, wie du es geplant hattest. Unsere Truppen stießen nur auf geringen Widerstand, und du selbst hast mit Edgar gekämpft. Du hast ehrenvoll gehandelt und alles gewonnen, was du dir gewünscht hast. Dennoch frage ich mich, ob die Sache bereits vollkommen ausgestanden ist.“
Lucien ließ sich auf einem Schemel vor dem Feuer nieder, bevor er eine seiner Waffen und den Schleifstein ergriff. Er ließ die Klinge über den Stein gleiten und verursachte ein kaltes, durchdringendes Geräusch. Die vertraute Beschäftigung machte ihn etwas ruhiger.
„Nein, wie ich sehe, sind deine Dämonen damit noch nicht vertrieben“, sagte Agravar. „Ebenso wenig wie meine, alter Freund.“
Lucien zuckte die Schultern, doch die Spannung in seiner Stimme strafte seine äußere Gleichgültigkeit Lügen. „Es ist noch nicht vorüber, da noch so vieles erledigt werden muss. Meine Mutter ist immer noch sicher und zufrieden in ihrem Kloster. Ist das nicht der größte Scherz, Agravar – dass ausgerechnet meine Mutter die letzten elf Jahre mit Nonnen verbracht hat?“ Doch seine Miene wirkte nicht im Geringsten amüsiert. „Ich muss mit dieser Frau abrechnen, wenn die Zeit dazu gekommen ist. Vielleicht finde ich dann endlich meinen Seelenfrieden.“
„Frieden“, wiederholte Agravar nachdenklich. „Kann es so etwas für uns überhaupt geben? Oder sind wir schon so an Tod und Zerstörung gewöhnt, dass wir nun keine Ruhe finden können, da unser Ziel erreicht ist? Warum sind wir nicht einfach zufrieden damit?“
Lucien schüttelte den Kopf. „Vielleicht passt ein häusliches Leben einfach nicht zu uns, Agravar. Was sind das schon für Aussichten für mich – als ländlicher Baron, ohne den
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