HISTORICAL EXCLUSIV Band 22
Adamsapfel hüpfte vor Aufregung auf und ab, während er schluckte. „Wollt Ihr Thalsbury zurück? Ich werde es Euch überlassen.“
„Es wird mir ohnehin bald gehören.“
„De Montregnier, hört mich an“, fuhr du Berg fort. „Ich werde bewirken, dass Ihr all Eure Ländereien zurückerhaltet. Denkt darüber nach – es ist ein gutes Angebot. Die Tage der Anarchie sind vorüber. König Henry wird nicht hinnehmen, dass sich seine noblen Vasallen in Rachefeldzügen bekämpfen. Ihr solltet besser mit mir verhandeln.“
„Lieber würde ich Händel mit dem Teufel schließen“, antwortete de Montregnier.
„Seid doch vernünftig, Mann! Lebendig kann ich Euch mehr nutzen, als wenn Ihr mich tötet. Ihr werdet damit niemals durchkommen. Inzwischen haben wir Gesetze in England.“
Luciens Stimme klang sehr ruhig, beinahe sanft. „Ich werde den Tod meines Vaters rächen. Und für meine eigenen Verluste werde ich alles nehmen, was Euer ist.“
Schweiß rann über du Bergs Stirn, indes sich seine Lippen wortlos bewegten. De Montregnier sah die tödliche Absicht in Edgars Augen, noch bevor er einen Muskel bewegte. Mit einer plötzlichen Bewegung stieß er de Montregniers Waffe beiseite und sprang vorwärts. Das Licht spiegelte sich auf dem Dolch, den er blitzschnell aus seinem Stiefel gezogen hatte.
Im letzten Augenblick trat Lucien zur Seite, und der tödliche Stoß traf nur Luft. Du Berg taumelte zurück, während er noch immer mit dem Dolch vor sich herumfuchtelte. „Was wollt Ihr?“, brüllte er.
„Euren Tod“, antwortete Lucien. In einer einzigen fließenden Bewegung hob er sein Schwert und ließ es auf seinen Gegner herabsausen. Blut spritzte hervor, als sich die Klinge tief in Edgars Seite bohrte.
Mit aufgerissenen Augen starrte er Lucien an. Nicht Zorn oder Angst zeigte sich in seinen Augen, nur Verwunderung. Dann verzog sich seine Miene vor Schmerz, und seine Augen rollten nach oben, als er zusammenbrach.
Lustlos zog de Montregnier sein blutiges Schwert heraus. Eine Weile blieb er reglos stehen und blickte auf Edgars verkrümmte Gestalt herab. Es dauerte lange, bis er sich schließlich abwandte.
Edgars Männer stürmten vorwärts. Ohne sie eines einzigen Blickes zu würdigen, schwang sich Lucien in den Sattel. Dann rief er über die Schulter zurück: „Seht zu, dass er begraben wird. Lasst das Grab segnen, falls sich hier ein Priester findet, doch bringt die Leiche nicht zurück nach Gastonbury. Von nun an bin ich der Baron, und ich wünsche nicht, dass sein verrottendes Fleisch noch länger mein Land vergiftet.“
Alayna of Avenford stand inmitten der Menschenmenge, die sich im Burghof von Gastonbury Castle versammelt hatte. Der heutige Tag war ihr lang vorgekommen. In der Kapelle war ein notdürftiges Krankenlager eingerichtet worden, und sie hatte dort die vielen Männer versorgt, die im Kampf verwundet worden waren. Erst vor zwei Tagen hatte die Fehde begonnen, gleich nach Alaynas unglückseliger Vermählung. Nun fühlte sie sich schwach vor Müdigkeit – oder war es Erleichterung? Vor Stunden endlich war die Nachricht gekommen, dass der Anführer der angreifenden Truppen den Lord of Gastonbury besiegt habe. Gott sei mir gnädig, betete sie, aber sie war froh über die Neuigkeiten.
Es war ein Segen, dass Edgar tot war, doch sie musste nur in die Gesichter der Anwesenden blicken, um die allgemeine Furcht zu bemerken. Die Familien der Verwundeten und Gefallenen wussten nicht, welche Zukunft sie unter der Gnade eines fremden Lords erwarten würde.
Eine Hand griff nach ihrer, und Alayna wurde ihrer Amme Eurice gewahr, die an ihrer Seite stand. Die alte Frau blickte sie voller Mitgefühl an. „Liebes“, flüsterte sie.
Alayna schüttelte den Kopf. „Sei unbesorgt, es geht mir gut.“
Eurices scharfe Augen sahen sie fragend an. Es war nicht schwer zu erraten, was die Amme betrübte. „Er hat mir nichts angetan, Eurice. Edgar konnte nicht einmal mehr seine Kleidung ablegen, so betrunken war er. Als er hinauf zu mir in das Schlafgemach kam, konnte er kaum noch stehen.“ Alayna war noch immer Jungfrau. Ihre Vermählung lag nur wenige Tage zurück, und schon war sie Witwe. Zum Glück war ihr die Schmach erspart geblieben, sich ihrem verhassten Gemahl hingeben zu müssen. In der Hochzeitsnacht war er zu betrunken gewesen, und am nächsten Morgen hatte die Fehde begonnen, bevor er das Versäumnis nachholen konnte.„Was auch immer dieser Krieg für diese armen Leute hier bedeuten mag, mir hat
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