HISTORICAL EXCLUSIV Band 22
Leibeigenen übereignet werden.
Sollte der Bote des Königs meinen Anspruch auf Gastonbury ablehnen, werde ich persönlich jeden Mann dafür entschädigen, dass er unschuldig gefangengehalten wurde.“
Ein ungläubiges Raunen ging durch die Menge. Lucien erhob die Hand, um sie zum Schweigen zu bringen. „Ich will euch damit nur zeigen, dass ich euch gerecht behandeln werde, obgleich ich keine Treulosigkeit dulde. Doch ich rate euch, denkt sorgfältig nach, bevor ihr euch entscheidet.“
Mit diesen Worten schwang er sich aus dem Sattel und durchquerte mit großen Schritten die Menschenmenge, wobei ihm die Anwesenden hastig den Weg frei machten. Indem er zielstrebig auf den Bergfried zuging, erklomm er die Stufen zum hohen Eingangstor und verschwand in der Halle.
Einer der anderen Männer, ein gutaussehender Ritter mit glänzendem blondem Haar, der ein kostbares Kettenhemd und eine Silberrüstung trug, rief grinsend vom Rücken seines Pferdes: „Euer neuer Baron erwartet einen jeden von euch in der Halle.“ Sein vornehmes Äußeres passte nicht im Geringsten zu den blutbefleckten Waffen und seiner dreckverschmierten Rüstung.
Hinter dem blonden Ritter kam ein weiterer Mann zum Vorschein. Sein Haar war so hell, dass es beinahe weiß war, und fiel lang über seine Schultern. Ein Wikinger, dachte Alayna. Selbst für einen der hünenhaften nordischen Krieger musste dieser Mann wie ein Riese wirken.
„Agravar!“, rief der andere Mann lachend. „Lord Lucien wird es nicht gerade begrüßen, wenn du seine neuen Schutzbefohlenen zu Tode erschreckst!“
Der Wikinger nickte wortlos, bevor er ebenfalls im Schloss verschwand. Der blonde Ritter warf einem seiner Kampfgefährten einen verschwörerischen Blick zu, während er noch immer über den Scherz grinste.
„Guter Gott“, flüsterte Eurice Alayna zu. „Sie bringen das Böse zu uns. Dieser Hellhaarige hat das Gesicht eines Engels, doch zeigt nicht auch Luzifer oft ein schönes Gesicht? Und was, um Himmels willen, findet er so lustig! Ich glaube, er verspottet uns.“
„Wer von euch ist Lady Gastonbury?“, rief der Ritter in diesem Augenblick.
Alle Gesichter wandten sich Alayna zu. „Das … bin ich“, antwortete sie leise.
Der Mann saß ab und kam lächelnd auf sie zu. „Ich bin Sir Will, einer der Söldner Lord Luciens. Er hat mich gebeten, Euch zu ihm zu bringen.“
„Warum gerade mich?“, fragte Alayna und warf dabei einen erwartungsvollen Blick auf die Umstehenden, als ob jemand vortreten und sie vor dieser unerfreulichen Begegnung bewahren würde.
Sir Will zuckte mit den Schultern. „Aber Ihr seid doch die Lady dieses Schlosses, nicht wahr? Ihr seid diejenige, die ihm zuerst den Treueeid ableisten muss.“
Alayna hätte am liebsten abgelehnt, da sie mit einem Male eine ungute Vorahnung verspürte. Wie oft hatte sie Eurice wegen ihres Aberglaubens verspottet. Doch nun sträubte sich alles in ihr dagegen, diesem finsteren Krieger allein gegenübertreten zu müssen. Als sie Eurice einen fragenden Blick zuwarf, schüttelte die Amme nur den Kopf.
Alayna blieb keine andere Wahl. Schließlich nickte sie, um ihre Zustimmung zu bekunden.
2. KAPITEL
Innerhalb des Bergfriedes dauerte es eine Weile, bis sich Alaynas Augen an die Dunkelheit gewöhnt hatten. Außer dem Mann, der am anderen Ende der Halle unruhig umherging, war niemand anwesend. Bisher hatte Alayna noch niemals eine derart leere Schlosshalle gesehen, da dort normalerweise wenigstens ein Dutzend Menschen ihren verschiedenen Tagesbeschäftigungen nachgingen. Doch im Augenblick erfüllte sie dieser verlassene Ort mit Furcht.
Oder lag es vielleicht nur an Lucien de Montregniers raubtierhafter Art, mit der er sich bewegte? Er besaß die wilde Anmut eines eingesperrten Löwen, der nach Beute Ausschau hielt.
Bei ihrem Anblick blieb er unvermittelt stehen und hob fragend eine Augenbraue. Da sie zögerte, rief er: „Nun gut, tretet vor!“
Alayna zuckte zusammen. Seine Stimme schien in jedem Winkel der Halle widerzuhallen. Bevor sie überhaupt bemerkte, wie schnell sie seinem Befehl Folge geleistet hatte, war sie bereits auf ihn zugeeilt. Dann fing sie sich wieder, straffte die Schultern und verlangsamte ihre Schritte.
„Lady Alayna of Gastonbury“, fuhr er fort. Während sie sein Blick von oben bis unten musterte, kam sie wieder nicht umhin, die unwiderstehliche Anziehungskraft dieses Mannes zu bewundern.
Von Nahem wirkte er noch gefährlicher als vom Rücken seines Pferdes aus, aber auch
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