Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
HISTORICAL EXCLUSIV Band 22

HISTORICAL EXCLUSIV Band 22

Titel: HISTORICAL EXCLUSIV Band 22 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: MARGO MAGUIRE JACQUELINE NAVIN
Vom Netzwerk:
Schuld hatte er bereits lange leben müssen. Und alles nur wegen der törichten Sehnsucht eines Jungen nach einer Mutter, die nichts als eine verdorbene, lügnerische Betrügerin gewesen war. Diese schmerzhafte Lektion hatte ihn auch etwas Wichtiges über die Frauen gelehrt. Und diese Erkenntnis hatte er für immer bewahrt, sie sogar zu einem Grundsatz seines Lebens gemacht: Traue niemals einer Frau.
    Nachdem er die Tür zum Schlafgemach aufgestoßen hatte, schob er Alayna in den Raum und warf die Tür hinter sich zu.
    Es sah nur wenig anders als damals aus, in jener Nacht. In der Kammer standen noch immer dieselben Möbel, hingen die schweren Wandteppiche, lagen die kostbaren Pelze auf dem Bett … Auf diesem Bett hatte er die beiden gesehen, vereint auf eine Art, die sein kindliches Gemüt entsetzt und verwirrt hatte. Ein seltsamer Schmerz war in seiner Brust zu spüren, doch er verdrängte die Erinnerung schnell.
    „Nun, Lady Gastonbury“, sagte er entschlossen, „Ihr behauptet also, Edgar, der nur zu gut dafür bekannt ist, die Gemahlinnen anderer Männer zu verführen, habe seine eigene Braut in der Hochzeitsnacht verschmäht? Habt Ihr ihm etwa missfallen? Ich bezweifle das, denn trotz Eures giftigen Mundwerks ist Eure Gestalt nicht gerade hässlich zu nennen. Sagt mir, Mylady, wie konnte Edgar eine Frau wie Euch vergessen?“
    „Vergessen hat er mich nicht“, entgegnete Alayna. „Ich bin sicher, dass Edgar die besten Absichten hatte, mir Gewalt anzutun.“
    „Er wollte Gewalt anwenden? Also wart Ihr nicht vermählt?“
    „Natürlich waren wir es, aber ich sagte Euch doch bereits, dass er mich dazu gezwungen hatte.“
    „Wenn man Edgars Reichtum bedenkt, konntet Ihr doch gewiss auch einige Vorteile aus dieser Vermählung ziehen.“
    Seufzend zuckte sie die Schultern. „Wenn Ihr unbedingt glauben wollt, dass ich eine glückliche Braut war, kann ich Euch ohnehin nicht vom Gegenteil überzeugen.“
    „Aye, ich kann in der Tat schwer glauben, Edgar hätte sich nicht bei der ersten Gelegenheit an Euren … Reizen erfreut.“
    „Er war so berauscht vom Wein, dass er einschlief, bevor …“ Alaynas Wangen färbten sich tiefrot. Insgeheim bewunderte sie Lucien beinahe für das Geschick, mit dem sie diese weibliche List einsetzte. Zweifellos wollte sie damit verhindern, dass er sie noch weiter befragte. Auch seine Mutter war eine Meisterin hinterhältiger Spielchen gewesen, die den Frauen zu eigen waren. Doch diese würde bald feststellen, dass sie ihre Künste an ihm vergeudete.
    „Ich kann Euren Worten keinen Glauben schenken, Mylady.“
    „Ich schere mich keinen Deut darum, was Ihr glaubt oder nicht!“, rief sie aufgebracht. „Ihr steht einfach hier und bestimmt, was wahr sein soll, nur weil Ihr es so wünscht! Nun, selbst Ihr könnt das nicht befehlen, ob es Euch nun passt oder nicht! Ich bin niemals Edgars Gemahlin gewesen! Ich gehöre nicht nach Gastonbury, und ich verlange, dass Ihr mich auf der Stelle gehen lasst!“
    Lucien starrte sie einen Moment lang nur an. Dann ging er zum Bett hinüber und stellte sich mit dem Rücken zu Alayna, damit sie nicht sah, wie sehr seine Hand zitterte. Zögernd hob er die schwere Felldecke, warf sie beiseite und zwang sich, das Laken anzublicken.
    Es gab kein Anzeichen ihrer verlorenen Jungfräulichkeit, keinen Blutfleck, der das Leintuch besudelte. Als er sich ihr wieder zuwandte, war sein Gesicht wieder eine kalte Maske, die keine Gefühlsregung erkennen ließ.
    „Ausgerechnet dieses Bett, das die Verführung so vieler Frauen gesehen hat, blieb in der einzigen Nacht ungenutzt, in der sein Besitzer bei seiner eigenen Frau hätte liegen können. Ich finde das amüsant, Ihr nicht auch?“
    Die junge Frau beobachtete Lucien misstrauisch, obgleich er auch einen triumphierenden Ausdruck in ihren Augen zu erkennen glaubte. Sie wartete nur darauf, dass er sich geschlagen gab. Auf einmal wurde ihm bewusst, wie unglaublich schön sie doch war. Natürlich hatte er es schon zuvor bemerkt, als sie ihm in der Menschenmenge im Burghof aufgefallen war. Wie ein Diamant unter gewöhnlichen Kieselsteinen, hatte er gedacht. Ihre Augen waren ebenso grün wie die dunklen, geheimnisvollen Wälder, die er im Nordland gesehen hatte. Sie schienen von innen heraus zu leuchten und waren von dichten schwarzen Wimpern eingerahmt. Während ihre zarte, helle Haut einen reizvollen Kontrast zu ihrem dunklen Haar bildete, wirkte ihr Mund voll und sinnlich. Solche Lippen konnten einen Mann nur

Weitere Kostenlose Bücher