Historical Exclusiv Band 44
safrangelbes geschmücktes Ei und Justins blassgrünes sahen nicht anders aus als das von Hibernia, das mit goldenen Blättern verziert war.
Justin ließ sie keinen Moment aus den Augen und stellte Fragen mit seinen Blicken, die sein Mund nicht aussprach.
Nur ein paar Stunden noch, dann würde er sie in die Freiheit entlassen. Natürlich würde er das tun. Sie hatte es aufgegeben, ihm gefallen zu wollen.
Als der Page sie zum König bestellte, fühlte sie überrascht, wie Justin ihre Hand nahm; sein Ring drückte fest gegen ihre Finger.
Die Wahrheit siegt über alles.
Gemeinsam gingen sie den Korridor entlang und blieben vor den königlichen Gemächern stehen. Plötzlich war sie unsicher. „Verratet es mir. Was werdet Ihr sagen?“
Ein Ausdruck, der beinahe ein Lächeln war, umspielte seine Lippen. „Was werdet Ihr sagen?“
Stumm versuchte sie, in dem Gesicht zu lesen, das ihr so lieb geworden war, aber sie fand keinen Hinweis auf die Antwort, die er von ihr erhoffte.
Nur, dass er noch immer ihre Hand hielt.
Ein wenig enttäuscht stellte Justin fest, dass sie nicht mehr versuchte, seine Meinung zu ändern. Seit Wochen hatte sie nichts mehr von Liebe gesagt, nicht einmal, als er ihr Gelegenheit dazu gegeben hatte. Er wusste nicht, ob sie den Wunsch verloren hatte, ihn zu überzeugen, oder nur die Hoffnung aufgegeben, dass ihr das gelingen würde, aber er würde es zu Ende bringen und eine ehrliche Antwort erzwingen.
Doch es kribbelte ihn in den Fingern, das dunkle Haar zu berühren, das auf ihrer Brust lag, es über ihre Schulter zu schieben, ihren Kopf zu umfassen und sie zu küssen.
„Kommt“, unterbrach ihn der Page in seinen Gedanken. „Seine Majestät wartet.“
Sie wollte ihre Hand wegziehen, aber er ließ sie nicht los, als sie die Gemächer des Königs betraten.
Richard sah sie kaum an. „Lamont, da Lady Solay Eure Bedingungen nicht erfüllt hat, entlasse ich Euch aus diesem Verlöbnis.“
Neben ihm seufzte sie und schloss die Augen. Erleichterung oder Bedauern?
„Noch nicht, Majestät. Lady Solay und ich sind so lange verlobt, bis geklärt ist, ob sie meine Bedingung erfüllt oder nicht. Ihr müsst ihr zumindest die Frage stellen.“
Sie schrak zusammen. Er drückte ihre Hand fester, und sie drehte sich zu ihm um. In ihren Augen lag etwas, was er nicht zu deuten vermochte. Schmerz? Hoffnung? Dachte sie an ihn oder an den Earl of Redmon?
Richard seufzte. „Also sagt uns, Lady Solay, liebt Ihr ihn so, wie er es verlangt?“
„Ich habe Lord Justin bereits gesagt, was ich fühle.“
Was hatte sie ihm gesagt? Dass sie ihn begehrte. Dass er sie wütend machte. Dass sie sich verändert hatte.
Aber als er sie ein letztes Mal gefragt hatte, hatte sie nicht gelogen und ihm gesagt, dass sie ihn liebte.
„Was ist das für eine Antwort?“, fragte der König.
Ein kleines Lächeln umspielte Justins Lippen. „Eine ehrliche.“
Der König machte eine ungeduldige Handbewegung. „Die Fastenzeit ist vorüber, Lamont, Ihr müsst Euch entscheiden. Glaubt Ihr, dass sie Euch liebt? Wollt Ihr sie zur Frau nehmen? Ja oder nein?“
Sie drückte seine Hand. In ihrem Blick sah er Schmerz, Furcht und noch etwas anderes, das er nicht genau erklären konnte.
Mit einem Wort würde er frei sein.
„Ja.“
Sprachlos und wie betäubt lockerte Solay ihren Griff. Sie spürte Enttäuschung in sich aufsteigen, denn sie hatte gelernt, den Klang seiner Stimme zu deuten.
Und sie wusste, dass er log.
19. KAPITEL
L ady Solay, was sagt Ihr?“ Der König blickte zwischen Solay und Justin hin und her. „Ihr müsst beide aus freiem Willen einverstanden sein, damit die Heirat rechtskräftig wird.“
Solay wusste nicht, was sie sagen sollte. Wieder einmal konnte sie Justins Miene nicht deuten.
Das „Ja“ lag zwischen ihnen wie ein Fehdehandschuh.
Furchtsam blickte sie zur Tür in der Hoffnung, Hibernia zu sehen. Warum war er nicht bei ihnen? Hatte er wirklich mit dem König vereinbart, dass sie einen anderen heiratete? Vielleicht bot der König ihr mit dieser Frage eine Möglichkeit zu entkommen.
Justin ließ ihre Hand los, und sie taumelte beinahe. Mit verschränkten Armen blickte er auf sie hinab. „Solay, jetzt ist der Zeitpunkt gekommen, zu sagen, was Ihr wollt.“
Was sie wollte. Als würden ihre Wünsche eine Rolle spielen. Sie unterdrückte ein Kopfschütteln. Wie mochte es sein, sich so wie Justin nur um die eigene Meinung zu kümmern? Wenn sie die Missbilligung des Königs erregte, wäre es
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