Historical Exclusiv Band 44
brechen.“
Doch Agnes winkte abwehrend mit der Hand. „Es gibt Möglichkeiten. In der Hochzeitsnacht, wenn er nicht kann … nun, dann müsst Ihr nicht …“
Solay lachte über diesen absurden Vorschlag und errötete. Schwindel und Erschrecken kämpften miteinander bei der Vorstellung, das Bett mit ihm zu teilen. „Ich bin sicher, er kann.“
„Aber man wird nach einem Beweis verlangen.“
Es würde nicht schwer sein, ein blutiges Laken vorzuzeigen. „Er wird mein erster Mann sein, Agnes“, flüsterte sie.
Ein Mann, einer allein. Wie würde das sein?
Als Agnes sie umarmte, lächelte Solay. Nun, da sie heiraten sollten, würde er ihr Bett nicht mehr meiden. Selbst wenn er sie hasste, würde ihr Körper einen Weg finden, ihn zu beherrschen.
Und sie könnte sein Herz erreichen, ohne ihr eigenes aufs Spiel zu setzen.
Während sich das Hochzeitsbankett endlos bis nach Sonnenuntergang erstreckte, saß Justin neben seiner Braut und fragte sich, wie er hierhergekommen war. Er hatte gelobt, niemals zu heiraten, doch die Sterne schienen sich gegen ihn verschworen zu haben.
Als er und Solay das Gemach des Königs verlassen hatten, hatte Justin versucht, ihre Frage zu beantworten.
Warum?
Er wollte nicht antworten. Er war nicht sicher, ob er das konnte. Er hatte nicht gewusst, dass er Ja sagen würde, bis sie vor dem König standen und er Gefahr lief, sie an einen Mann zu verlieren, dessen Frau auf ungeklärte Weise bei einem Treppensturz den Tod gefunden hatte.
Und dann war das Wort heraus. Ritterliches Verhalten zum falschen Zeitpunkt, verbunden mit dem Versuch, Solay dazu zu bringen, das zu wählen, was sie wollte.
Trotzdem überraschte ihn ihre Wahl. Hatte sie die Wahrheit gesagt? Vielleicht war er es, der „Warum?“, fragen sollte. Er wusste, dass sie unbedingt einen Bräutigam finden wollte, um ihre Familie versorgen zu können. Und vielleicht hatte sie die Gerüchte über die Frau des Earls gehört.
Und nur eines hatte ihn noch mehr überrascht als ihre Wahl.
Seine Reaktion.
Als er darauf gewartet hatte, dass sie sprach, war zu seinem Wunsch, sie loszuwerden, ein anderes Gefühl hinzugekommen: Angst, sie zu verlieren. Und er erkannte, dass er wieder Gefahr lief, sich um eine Frau zu sorgen, der er gleichgültig war.
Eine Frau war in der Themse gestorben, weil sie mit ihm verheiratet werden sollte. Zumindest würde Solay keinen Grund haben, sich in die Themse zu stürzen, nun, da sie mit ihm verheiratet war.
Wenn sie so verzweifelt einen Ehemann wollte, dann würde sie einen bekommen.
Und mehr auch nicht.
Als die Tür sich hinter der wilden Truppe schloss, die sie die Treppe hinauf begleitet hatte, seufzte Solay erleichtert. Der Geschmack von rotem Wein auf der Zunge und ihre Erwartung beflügelten sie.
Endlich war sie allein mit ihrem Gemahl.
Durch die Wimpern hindurch sah sie ihn an. Seine Miene, so reglos wie in Stein gemeißelt, hatte sich nicht verändert, seit sie an diesem Morgen vor der Kirchentür gestanden hatten. Wenn sie allein waren hinter den Bettvorhängen, würde er gewiss nachgeben. Nun, da sie verheiratet waren, würde er zweifellos die Arme nach ihr ausstrecken, und das Feuer, das sie so oft gespürt hatte, würde hell auflodern.
Der Weg zum Herzen eines Mannes führt durch sein Bett, hatte ihre Mutter immer gesagt. Gib ihm das Gefühl, der begehrenswerteste Mann auf Erden zu sein.
Solay legte ihren welkenden Brautstrauß beiseite und ging durch den fremden Raum, in den Agnes ihre Sachen gebracht hatte. Hinter dem schmerzenden Verlangen und der Angst, sich hinzugeben, spürte sie noch etwas anderes.
Hoffnung.
Sie waren jetzt Mann und Frau. Sie hatte für ihre Familie gesorgt. Konnten sie und Justin endlich zusammenkommen?
Stumm stand er an der Tür. Sie ging zum Fenster und blickte hinaus in den vertrauten Himmel, während sie überlegte, was sie sagen konnte. „Die Sterne sind sehr schön heute Nacht.“
„Dann sollen sie Euch Gesellschaft leisten.“
Die schwache Hoffnung, die sie so zögernd gehegt hatte, fiel in sich zusammen. Sie drehte sich zu ihm um, und der Boden schien unter ihren Füßen zu schwanken. „Wohin geht Ihr?“
„Mir ein Bett suchen.“
In ihr brannte der vertraute Schmerz. Wieder fühlte sie den kalten Stein an ihren entblößten Beinen und die heiße Wut über seine Zurückweisung. Bis Ihr wisst, wer Ihr seid, hatte er gesagt. Nun, sie mochte die Tochter einer Dirne sein, aber jetzt war sie seine Gemahlin. Er konnte sie nicht
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