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Historical Exclusiv Band 44

Historical Exclusiv Band 44

Titel: Historical Exclusiv Band 44 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blythe Gifford , Ana Seymour
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Blätter. „Es ist großartig.“ Der Schreiber hatte die Seiten mit einer klaren, sauberen Handschrift angefüllt. Ein solches Buch kostete gewiss so viel wie ein kleines Cottage.
    „Ich dachte“, sagte er mit belegter Stimme, „dass Eure Deutungen zumindest akkurat sein sollten, wenn Ihr schon den König verärgern wollt.“
    Die Zeichen verschwammen ihr vor den Augen.
    Er streckte die Hand aus, um eine Träne aufzufangen. „Weint nicht. Das gibt Flecken auf den Seiten.“
    Sie blinzelte, um die Tränen zurückzuhalten. „Danke.“
    Er stand auf und begann, im Raum auf und ab zu gehen. „Solay …“, sagte er zögernd.
    Sie hielt den Atem an, um ihn nicht zu unterbrechen. Bisher war es Justin nie schwergefallen, offen zu sprechen.
    „Heute Nacht möchte ich bei Euch bleiben.“
    „Natürlich.“ Sie griff nach den Bändern ihres Kleides und empfand Enttäuschung. Sie wollte seine Frau sein, aber dies hier erschien ihr so kalt.
    Er umfasste ihre Hände. „Nein. Nur – bleiben.“
    Erleichtert atmete sie aus. „Das wäre schön.“
    Gemeinsam räumten sie das kostbare Buch zur Seite. Plötzlich fühlte sie sich wie eine Fremde in ihrer eigenen Kammer. Er zog seine Stiefel aus und legte sich rücklings auf das Bett. Sie löste die Bänder ihrer Schuhe, legte sich neben ihn und starrte an die Decke, ängstlich, ihn zu berühren.
    Wenn sie erwachte, würde er ihr zerzaustes Haar sehen, sie vielleicht küssen wollen, ehe sie ihren Mund erfrischt hatte. Würde er sie danach noch immer begehren?
    Wortlos schob er einen Arm unter ihre Schultern und zog ihren Kopf zu sich heran.
    Und so schlief sie, bis die Sonne aufging.
    Als Justin erwachte, stellte er fest, dass sie fort war.
    Er legte einen Arm über die Augen, um sie vor dem Sonnenlicht zu schützen, und fragte sich, was sie an diesem Morgen zu ihm sagen würde. Er hatte sie im Arm gehalten, bis sie eingeschlafen war. Sonst war nichts passiert.
    Nichts Körperliches.
    Doch etwas anderes war zwischen ihnen geschehen, aber das war noch frisch und zerbrechlich, und er war nicht sicher, ob er dem trauen durfte.
    Der Duft nach gebackenem Brot entlockte ihm ein Magenknurren, und er schwang die Beine aus dem Bett, voller Freude, wieder bei ihr zu sein.
    Er hatte nicht erwartet, sie so zu vermissen. Während der geschäftigen Tage in Westminster, der Arbeit an dem Amtsenthebungsverfahren und den Besprechungen in den Inns at Court hatte er sich nach der Ruhe des Sonnenuntergangs gesehnt. Am Ende des Tages war der Himmel erst rot, dann blau geworden, und die Sterne hatten ihn an sie erinnert.
    Über eines hatte er sich nicht getäuscht. Die Wahrheit brachte Nähe, Lügen dagegen errichteten Mauern.
    Erst im Herbst würde das Parlament wieder zusammentreten, doch Gloucester und er hatten sich vorsichtshalber mit zwei wichtigen Mitgliedern des Unterhauses getroffen, um ihren Plan für das Amtsenthebungsverfahren zu umreißen.
    Und er hatte sich dabei ertappt, genau die Methode zu benutzen, die er verachtete: Beugung der Gesetze. Er war genauso geworden wie jene, die zu bekämpfen er gelobt hatte, und manipulierte das Gesetz für einen, wie er meinte, guten Zweck.
    Was geschieht als Nächstes, hatte sie gefragt. Er begann, sich dieselbe Frage zu stellen. Wenn die Sache mit Hibernia erledigt war, würde Gloucester dann versuchen, den König abzusetzen?
    Er konnte ihr nichts davon erzählen, daher hatte er ihr gesagt, die Vorladung wäre aufgegeben worden. Das stimmte, aber es war nicht die ganze Wahrheit, denn sie war durch etwas noch Gefährlicheres ersetzt worden: den Plan, Hibernia seines Amtes zu entheben.
    So trug er die Last eines weiteren Vergehens, das er ihr nicht beichten konnte. All sein Misstrauen war nun auf ihn zurückgefallen. Jetzt traute sie ihm nicht einmal mehr zu, ihre Familie zu beschützen.
    Er spritzte sich etwas Wasser ins Gesicht und griff nach einem Tuch. Die Zeit war gekommen. Wenn er erst das Bett mit ihr geteilt hatte, dann würde sein Körper wissen, was sein Geist nicht wusste: ob er ihrer sicher sein konnte.

24. KAPITEL
    S olay verbrachte den Tag mit ihrem kostbaren Geschenk, bewunderte Seite um Seite mit den Tafeln, die sorgfältig in dunkelbrauner Tinte beschrieben waren. Zwei Buchstaben waren sogar mit Gold geschrieben. Den ganzen Tag lang nahm sie kaum etwas um sich herum wahr, weder den Lauf der Sonne über den Himmel noch Justins Schritte an der Tür zu ihrer gemeinsamen Schlafkammer.
    „Nehmt die Schürze ab“, flüsterte er ihr

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