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Historical Exklusiv Band 42

Historical Exklusiv Band 42

Titel: Historical Exklusiv Band 42 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Louise Allen , Diane Gaston
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verlangt, sie in zwei Wochen mitnehmen zu können. In den meisten Fällen handelt es sich um Details im Hintergrund oder architektonische Einzelheiten, die ich innerhalb der Frist wohl fertig stellen werde. Für das letzte Bild, die Diana-Szene, benötige ich jedoch noch eine weitere Sitzung mit dem Modell. Ich verstehe vollkommen, dass Sie sich nicht imstande fühlen, weiter für mich zu arbeiten, dennoch hoffe ich inständig, Sie dazu bewegen zu können, mir diesen letzten Gefallen zu tun. Der Gedanke daran, dass sechs meiner großen Werke zusammen in einem passenden Umfeld hängen werden, ist für mich von so großer Bedeutung, dass ich die Hoffnung hege, dass Sie es möglich machen können, mir diesen Gefallen zu tun.
    Talitha ließ nun die Seiten auf das Sofa fallen und starrte Peter vollkommen verdutzt an. „Wissen Sie, was in dem Brief steht?“
    „Ja, Miss Grey. Mr Harland möchte, dass Sie ein letztes Mal für ihn Modell sitzen.“
    Talithas erste Reaktion war, einfach abzulehnen, doch dann zögerte sie. Sie musste daran denken, wie dankbar sie nicht nur für das Geld gewesen war, das Mr Harland ihr bezahlt hatte, sondern auch für die anständige Behandlung, die der Maler ihr stets hatte zuteil werden lassen. Bei der Erinnerung an seinen unbeirrbaren Glauben und den unbeugsamen Stolz, mit dem er seine klassischen Gemälde betrachtete, musste sie lächeln.
    „Ich weiß aber nicht, wann ich für ihn sitzen kann“, sagte sie. „Lady Parry ist weggefahren, doch wenn sie wieder hier ist, erwartet sie, dass ich sie überall hin begleite. Es wäre schwierig zu erklären, warum ich einige Stunden im Atelier zubringen wollte.“ Sie biss sich auf die Lippen. „Vielleicht heute Nachmittag …?“
    „Mr Harland ist heute Nachmittag mit einem Porträt beschäftigt, und der betreffende Gentleman wird im Studio sein.“
    „Oh, Himmel. Dann kann ich es wirklich nicht sagen, weil ich nicht weiß, wann Lady Parry zurückkehrt – es könnte schon morgen sein.“
    „Wäre es heute Abend möglich, Miss Grey?“, fragte Peter hoffnungsvoll.
    „Aber das Licht – es wäre doch bestimmt nicht möglich, oder?“
    „Mr Harland hat ein paar der neuen Öllichter gekauft, Miss Grey – es ist beinahe taghell, wenn sie alle leuchten.“
    Wieder biss sich Talitha auf die Lippe. Es schien, dass die Umstände mit ihrem Gewissen gemeinsame Sache machten.
    „Darf ich Mr Harland einen Zeitpunkt nennen?“, drängte der Farbenmischer.
    „Acht Uhr?“, schlug Talitha schwach vor. Sie könnte früh zu Abend essen und dann eine Droschke nehmen. Rainbird würde annehmen, sie würde zur Upper Wimpole Street fahren, denn sie hatte ihm gegenüber nicht erwähnt, dass der dortige Haushalt gar nicht anwesend war.
    Es war sogar beinahe zu leicht, schwierigen Fragen auszuweichen, denn Rainbird war nicht im Vestibül, als sie einen Lakaien beauftragte, ihr eine Droschke zu rufen. Nebenbei ließ sie fallen, dass sie Freunde besuchte. Ihr Abendkleid mit dem Opernumhang war offensichtlich normal genug für eine solche Gelegenheit, denn der Lakai hielt keine weiteren Fragen für nötig – anders als Rainbird, der ob seiner privilegierten Position nicht gezögert hätte, weiter in sie zu dringen.
    Nervös blickte Talitha rechts und links die Bruton Street hinauf und hinab, konnte jedoch niemanden sehen, der im Schatten lauerte. Sie stieg in das Gefährt und lehnte sich ein wenig beruhigt in ihrem Sitz zurück. Offenbar war ihr mysteriöser Verfolger verschwunden – oder sie hatte doch zu viel in eine Reihe von Zufällen hineininterpretiert.
    Als sie sich dem Panton Square näherten, musste sie jedoch feststellen, dass sich ihr Magen in einen Schwarm Schmetterlinge verwandelt hatte. Irgendwie war es ein himmelweiter Unterschied, für Mr Harland Modell zu sitzen, wenn es gewissermaßen routinemäßig geschah, um sich den Lebensunterhalt zu verdienen. Jetzt – mit keinerlei Entschuldigung außer einer moralischen Verpflichtung, die ihr sicherlich jede Dame als verfehlt vorwerfen würde – schlich sie sich alleine in einer Droschke herbei, herausgeputzt, um die Dienstboten zu täuschen, und mit einem durch und durch unangenehmen Gefühl, was die ganze Unternehmung betraf.
    Die Droschke bog in den Panton Square ein. Zu spät zum Umkehren, rief sie sich entschlossen zur Ordnung und bezahlte den Kutscher. Sie würde darauf bestehen, dass Peter ihr eine Droschke rief, bevor sie das Haus verließ, entschied sie. Nervös blickte sie auf,

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