Historical Exklusiv Band 42
in ein nettes, ruhiges Zimmer. Nein, Lady Parry ist überhaupt nicht verärgert … ja, hier entlang. Mrs Mills, könnten Sie uns bitte Tee bringen lassen?“
Es dauerte eine halbe Stunde, um die junge Frau zu beruhigen, und zum Schluss war Talitha kein bisschen schlauer. Immerhin hatte man Miss Clarke, mit roten, verweinten Augen zwar und noch immer in gedämpfter Stimmung, der Hausdame mitschicken können, damit sie sich hinlegen und etwas ausruhen konnte.
Mit dem Gefühl, gerade dem Irrenhaus entronnen zu sein, erschien Talitha wieder und erkannte den Butler, wie er mit nüchterner Zufriedenheit einen Blick in das jetzt wieder ruhige Vestibül warf. „Wo ist Lady Parry, Rainbird?“
„Sie packt, Miss Grey.“
„Sie packt? Stimmt etwas nicht?“
„Es steht mir nicht zu, mich dazu zu äußern, Miss Grey. Wie dem auch sei, die in Tränen aufgelöste junge Dame ist jedenfalls die Gesellschafterin von Lady Parrys älterer Schwester, der Witwe des Marquis von Palgrave.“
„Ich verstehe.“ Talitha verstand überhaupt nichts, obgleich wohl eine häusliche Katastrophe den Haushalt der Marchioness getroffen haben musste. Konnte es tatsächlich etwas mit Affen zu tun haben, oder war das einfach die Aufregung gewesen? „Ich glaube nicht, dass ich die Marchioness bereits kennen gelernt habe“, begann sie vorsichtig.
„Ihre Ladyschaft lebt sehr zurückgezogen.“ Rainbird zögerte, doch dann folgten weitere Erklärungen, mit gesenkter Stimme vorgetragen für den Fall, dass einer der niederen Dienstboten seine Indiskretionen zu belauschen trachtete. „Ihre Ladyschaft wird als … exzentrisch bezeichnet.“
Oh, Himmel, in diesem Fall war der Affe vermutlich echt. Talitha erinnerte sich an haarsträubende Geschichten über Prinzessin Carolines Zirkus. „Ich sollte besser sehen, ob ich Lady Parry irgendwie helfen kann. Sind ihr Sohn und ihr Neffe ausgegangen?“
„Lord Arndale kümmert sich um die Kutsche und Lady Parrys Eskorte, Miss Grey. Lord Parry ist bei Lady Parry, wie ich glaube.“
Als Talitha die Treppe hinaufstieg, hörte sie Williams traurig resignierte Stimme. „Natürlich werde ich dich begleiten, Mama, das steht völlig außer Frage, aber kann ich dann nicht im ‚Palgrave Arms‘ wohnen, wenn wir dort angekommen sind?“
„Nein, das kannst du nicht, William“, erwiderte seine Mutter energisch. „Gott weiß, was wir vorfinden werden. Affen könnten noch das Geringste sein. Erinnerst du dich an das letzte Mal?“
„Doch nicht wieder eine Kobra?“
„Bei deiner Tante Georgina ist alles möglich. Zumindest ist sie über das Stadium der hübschen jungen Männer hinaus … Tallie, Liebes, vielen Dank, dass du Maria Clarke beruhigt hast. Ich muss sagen, ich hatte sie nicht als den überspannten Typ eingeschätzt. Nachdem sie jetzt sechs Monate durchgehalten hatte, dachte ich, wir hätten endlich die Richtige gefunden.“ Lady Parry seufzte schwer und setzte sich auf ihr Bett. „William, geh hinunter und sage deinem Kammerdiener, er soll für mindestens vier Tage packen. So lange hat es das letzte Mal gedauert – und du wirst dich nicht im ‚Arms‘ einquartieren.“
„Tallie, meine Liebe, das Ganze tut mir wirklich sehr leid. Ich werde nach Sussex fahren und sehen müssen, was wir wegen meiner Schwester unternehmen können, Lady Palgrave.“
„Geht es ihr nicht gut, Mylady?“ Talitha setzte sich ebenfalls aufs Bett.
„Meine Schwester ist, um es geradeheraus zu sagen, leicht verrückt – man nennt es nur exzentrisch, weil sie verwitwete Marchioness ist. Bereits als junges Mädchen hat sie sich zu zwar harmlosen, aber recht unkonventionellen Vergnügungen hinreißen lassen. Bedauerlicherweise führte sie eine unglückliche Ehe, was bei ihr nur zu weiteren unangemessenen Leidenschaften geführt hat. Der Tod ihres Mannes hat sie von allen Zwängen befreit und mit einem Vermögen ausgestattet, das groß genug ist, ihr jedwede Fantasterei zu gestatten, die sie sich in den Kopf setzt.“
Lady Parry schüttelte den Kopf und fuhr fort. „Ihr Haus ist ein Zirkus der unmöglichsten Kreaturen, wobei sie inzwischen wenigstens aus dem Tierreich stammen. Es gab eine Zeit, da unterhielt sie einen unpassenden jungen Mann nach dem anderen. Die waren natürlich alle hinter ihrem Geld her – und ich sollte einem unverheirateten jungen Mädchen besser nichts davon erzählen.“
„Jedenfalls“, sie seufzte erneut, „pendelt sie zwischen relativer Normalität, wenn sie von einer Begleitung nur
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