Historical Exklusiv Band 42
lässt.“
„Dieses Mal schon“, warf Talitha ein. „Er hat ein Darlehen aufgenommen, dass nach ihrem Tod aus seinem Erbe bezahlt werden wird.“
„Was für eine respektlose Person! Wie abstoßend, sich auf diese Weise an dem Vermögen seiner Verwandten zu bereichern. Zweifellos investiert er viel Zeit und Mühe darauf, sicherzustellen, dass sie ihn in ihrem Testament großzügig bedenkt.“
„Darum das Porträt“, erinnerte Talitha sie.
„Auszuzahlen aus seinem Erbe, soso.“ Nachdenklich sah er Talitha an. „Bist du sicher?“
„Mr Harland hat es gesagt.“
„Na, das ist allerdings eine nützliche Information.“ Nicks grimmiges Lächeln verhieß nichts Gutes für Jack Hemsley.
„Nun gut, und was passierte dann?“, drängte Lady Parry. „Setz dich doch bitte wieder hin, Nicholas, du machst mich vollkommen nervös, wo du doch normalerweise die Ruhe selbst bist.“
Er ließ sich in einen Sessel fallen, schlug die Beine übereinander und sah seine Tante an. „Ich habe einen Mann auf Hemsley angesetzt. Sobald ich hörte, dass Tallie das Gefühl hatte, verfolgt zu werden, habe ich sie ebenfalls überwachen lassen. Du hattest übrigens Recht“, fügte er hinzu und sah sie an. „Hemsleys Mann.“
„Und Hemsley hat den Einbruch im Atelier in Auftrag gegeben!“ Talitha blieb die Luft weg, weil ihr plötzlich der Zusammenhang klar wurde. „Er wollte nur einen weiteren Blick auf die Bilder werfen, um zu sehen, ob noch etwas daran gearbeitet werden musste. Dann hat er jemanden geschickt, der Kaufinteresse an den klassischen Szenen bekunden sollte …“
„Seinen überaus ehrenwerten Cousin Oliver Laidlaw, gerade aus Griechenland zurückgekehrt und auf der Durchreise nach Schottland.“ Nick schnitt eine Grimasse. „Es hat gedauert, bis ich ihn ausfindig gemacht habe, Hemsley hat ihn unter Verschluss gehalten.“
„Und in aller Unschuld fragte Mr Harland mich, ob ich noch ein letztes Mal für ihn Modell sitzen würde, damit er seine Landschaften fertig stellen könne.“ Reumütig blickte sie Lady Parry an. „Zu diesem Zeitpunkt wusste ich bereits, dass Sie letztendlich doch keine Ahnung hatten, was ich wirklich getan hatte. Sobald Sie zurückgekehrt waren, wollte ich es Ihnen beichten, doch in der Zwischenzeit ging ich gestern Abend zu Mr Harland ins Studio, um ihm ein letztes Mal zu helfen.“
„Hemsleys Beobachter berichtete ihm dann, dass du in die Falle getappt bist und dass ich nicht in der Stadt sei. Meiner berichtete mir jedoch ebenfalls, was vor sich ging.“
„Und du kamst rechtzeitig, um Tallie zu retten?“, fragte Lady Parry besorgt, und Tallie stellte erleichtert fest, dass sie wieder ihren Kosenamen benutzte.
„Um Haaresbreite“, erwiderte Nick. „Ich bin nur Augenblicke vor Hemsley und seiner Meute angekommen, alle sturzbetrunken und auf ein bisschen Vergnügen aus.“ Er zögerte kurz. „Wir mussten durchs Fenster steigen.“
Schweigen. Schließlich fragte Lady Parry behutsam: „Was hattest du denn an, meine Liebe?“
„Nichts, Mylady.“ Sie sah, wie die ältere Frau erbleichte, und fügte hinzu: „Wir standen auf einem schmalen Sims, es regnete und wir befanden uns hoch über den Dächern der anderen Häuser. Lord Arndale war wundervoll – hätte er auch nur eine Sekunde gezögert, sie hätten mich entdeckt. Es muss furchtbar schwierig für ihn gewesen sein, mich sicher wieder herunterzubefördern.“
Mit einer Handbewegung wischte Nick diesen Satz beiseite. Die blauen Flecken und Abschürfungen waren deutlich sichtbar, daher legte er die Hände schnell in den Schoß. „Sie war durchgefroren“, erklärte er an seine Tante gewandt. „Mrs Blackstock und ihr Haushalt waren nicht in der Stadt, und hier konnte ich sie nicht herbringen – ohne einen Faden am Leib und mit nur der Dienerschaft im Haus. Ich habe sie mit zu mir genommen und sichergestellt, dass ihr warm war und sie keine schweren Verletzungen davongetragen hatte.“
In das erneute Schweigen hinein, das seinem Geständnis folgte, sagte Talitha: „Ich bin heute Morgen schicklich gekleidet wieder hier eingetroffen. Das Personal denkt, ich hätte bei Mrs Blackstock übernachtet.“
Lady Parry schien weder so verärgert noch so schockiert zu sein, wie Talitha befürchtet hatte. Vielleicht war ihre Gönnerin auch nur vor Schreck wie gelähmt, was völlig verständlich wäre. Wie aus dem Nichts bekam Talitha plötzlich dröhnende Kopfschmerzen.
„Würden Sie mich kurz entschuldigen, Mylady?“,
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